Herzklopfen in Virgin River (German Edition)

umgehst. Ich habe eine Kollegin in der Kanzlei, die schon über sechzig ist. Sie empfiehlt immer, dass man sich einen Mann danach aussuchen soll, wie er seine Mutter behandelt, und bei einer Frau darauf achten soll, wie sie von ihrem Vater behandelt wird.“
    „Interessant“, meinte er und dachte darüber nach.
    „Das Ding ist einfach, dass ich einen Großteil meines Lebens mit Verlusten klarkommen musste. Oh, glaube jetzt bloß nicht, ich jammere – ich bin ziemlich stolz auf mein Leben, aber es gab eben eine Menge Verluste. Erst meine Mutter, dann mein Vater und nun meine ‚Kinder‘, die flügge geworden sind. Und dann hat mich noch ein weiterer, subtilerer Verlust geprägt meine Kindheit, meine Jugend, diese Jahre beim Jura-Studium, in denen sich so viele Männer und Frauen aneinandergebunden haben, um gemeinsam durchzukommen, während ich immer schnell nach Hause eilte, damit sich um alles gekümmert wurde – dass Drew zum Fußball kam, Marcie zum Training der Cheerleader, dass die Hausaufgaben gemacht wurden … und in all den Jahren, bis zu diesem Sommer …“ Erin rieb sich mit den Händen über die Arme. „… hatte ich mich nie verliebt. Bis jetzt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich will das jetzt nicht verlieren.“ Sie blinzelte eine Träne weg. „Doch wenn ich mich in dir geirrt habe, wird es richtig wehtun.“
    „Ich enttäusche dich nicht, Erin.“ Aiden fuhr mit dem Finger über ihren Wangenknochen bis zu ihrem Kinn, dass er gerade soweit anhob, dass er ihr in die grünen Augen schauen konnte. „Ich würde dir gerne versprechen, dass dich in deinem Leben niemand mehr verletzten wird, dass du keine Verluste oder andere schwere Schläge erleiden musst.“ Er schüttelte kaum merklich den Kopf. „Du weißt allerdings selbst, dass niemand dazu in der Lage ist. Trotzdem kann ich dir ein paar Dinge versprechen. Als meine Frau wirst du in Zukunft nie mehr alleine mit Schwierigkeiten klarkommen müssen. Selbst falls mir etwas zustoßen sollte, werden unsere beiden Familien für uns da sein. Die Riordans sind zwar ziemlich streitlustig, doch sie sind immer füreinander da. Und für ihre Familien.“
    „Frau?“
    „Natürlich Frau. Wenn ich diese rechtlichen Komplikationen gelöst habe, was bereits angeleiert ist, und wenn du dazu bereitbist.“ Er lächelte zärtlich. „Dann musst du natürlich Ja sagen.“
    Die Antwort kam sofort. „Ja. Natürlich ja.“
    Aiden küsste sie. Der Kuss begann sanft und behutsam und verwandelte sich in einen leidenschaftlichen, heißen, langen Kuss, der Erin schier den Atem raubte. Aiden lächelte.
    „Du meintest, du könntest mir ein paar Dinge versprechen …“
    Er grinste und gab ihr einen weiteren Kuss. „Unsere Kinder werden so gut wie sicher grüne Augen haben.“
    Aiden spürte, wie sich die Matratze senkte. Es roch nach frischem Kaffee. Er öffnete ein Auge, um die Liebe seines Lebens anzusehen, die ihm einen Becher Kaffee entgegenstreckte. Er lächelte faul und fragte: „Bis du sicher, dass es schon Zeit zum Aufstehen ist? Denn ich bin völlig erledigt.“
    „Klar bist du das“, erwiderte sie. „Denn du bist sexbesessen. Ich bin auch ziemlich müde. Also, Herr Doktor, erklären Sie mir mal – werden wir irgendwann zusammen schlafen und dennoch genug Schlaf bekommen? Denn wenn wir so weitermachen, werden wir jung sterben.“
    Er lachte, rang sich zu einer sitzenden Position durch und griff nach dem Becher. Er trank einen Schluck. „Mein Vater sagte immer, dass man einen Krug, in den man im ersten Jahr für jedes Mal Sex haben eine Bohne hineinfüllt und aus dem man in den Jahren danach jedes Mal nach dem Sex eine Bohne entnimmt, niemals ganz leer bekommen wird.“
    Erin nippte an ihrem Kaffee. „Hmm, ich weißt nicht, ob ich das für eine gute oder schlechte Nachricht halten soll …“ „Weshalb bist du eigentlich schon so früh auf?“ „Es ist gar nicht mehr so früh, Aiden. Es ist acht. Und ich bin auf, weil ich noch eine Menge vorhabe. Zum Beispiel – Sean und Franci werden doch in wenigen Tagen nach Alabama aufbrechen. Könnten wir sie da nicht vorher noch mal zum Abendessen hierher einladen? Kannst du nicht der ganzen Familie Bescheid geben und mir beim Kochen helfen? Wäre es inOrdnung, wenn Luke und Shelby das Baby mitbringen? Ist es alt genug?“
    „Ja“, antwortete Aiden lachend. „Ja zu allem, was du sagst außer dass du sie selbst einladen kannst. Komm einfach nachher mit zu Luke. Nächster Punkt?“
    „Ich muss nach Chico