Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
entspannte. Sie würde lernen, wie man mit dem Alleinsein klarkam, und sich von dem Gefühl, nichts wert zu sein, wenn man nicht viel zu viel um die Ohren hatte, befreien.
„Klopf, klopf“, hörte sie eine leise Stimme sagen. Erin hatte die Vorhänge rings um ihr Bett herum zugezogen, um die Hysterektomie und deren verzweigte Verwandtschaft auszublenden. Die Vorhänge öffneten sich einen Spaltbreit, und das lächelnde Gesicht ihrer rothaarigen Schwester erschien. „Hast du was an?“
Erin richtete sich in ihrem Krankenbett auf. „Was machst du denn hier?“
„Die Krankenschwester aus der Notaufnahme hat mich angerufen. Du hast mich als deine nächste Verwandte angegeben.Erinnerst du dich?“ Marcie betrat den winzigen Raum. Sie beugte sich ganz nah zu Erin hinunter und musterte den Verband an ihrer Stirn. „Hmm. Gar nicht übel“, fuhr sie fort. „Wie fühlst du dich?“
„Hässlich“, erwiderte Erin und zupfte an ihrer Krankenhauskluft. „Und ich habe Kopfschmerzen.“
Marcie lachte. „Das ist keins von diesen Schicki-Micki-Klinik-Hemdchen, was? Ich habe eigentlich davon gesprochen, dass deine Kopfwunde nicht so schlimm aussieht. Es ist nur ein kleiner Verband.“
„Und sie haben mir den Kopf rasiert!“
„Weniger als zwei Zentimeter, Erin. Nimm’s locker. Das wächst bald wieder nach.“ Marcie setzte sich ans Ende des Bettes und strich sich mit den Händen über den gewölbten, schwangeren Bauch. „Dein Doktor hat erlaubt, dass wir dich, wenn wir die Nacht bei dir verbringen und deinen Zustand genau beobachten, mit nach Hause nehmen können. Ich fand, das ist Grund genug, um hier aufzutauchen. Ich habe schon geahnt, dass du keine Lust hast, im Krankenhaus zu bleiben. Warst du eigentlich schon jemals in einer Klinik? Ich meine, irgendwann in deinem Leben?“
„Bei Bobby“, antwortete Erin, wobei sie an Marcies früheren Ehemann dachte. „Da war ich häufig im Krankenhaus.“
„Als Patientin, Erin!“
Erin verdrehte die Augen und überlegte. „Nein“, erwiderte sie kopfschüttelnd. „Nein, ich glaube nicht. Das ist auch gut so. Es ist sehr langweilig, und ich komme mir wie ein Häftling vor.“ Sie zupfte wieder an dem Kittel. „Die Krankenschwestern haben was gegen mich. Und, stell dir vor, sie brauchen nicht mal einen Hochschulabschluss, um so mit den Patienten umzugehen. Lieber Himmel!“
Marcie gluckste in sich hinein.
„Geht es dir gut?“, fragte Erin ihre kleine Schwester.
„Fantastisch. Es tut mir leid, dass du verletzt bist, aber ichkann es kaum erwarten, die Hütte zu sehen. Ich hoffe, sie ist nicht zu überkandidelt. Ich mochte die alte Hütte sehr gerne.“
„Du findest sie garantiert zu überkandidelt“, entgegnete Erin. „Sie ist total bewohnbar, also ganz anders als vorher. Es gibt Licht und alles. Wo sind eigentlich meine Sachen?“
„Ich suche sie. Bleib liegen.“
„Wo ist Ian?“
„Er sitzt im Schwesternzimmer, kümmert sich um die Entlassungspapiere und lässt sich erklären, worauf wir achten müssen. Ich glaube, wir sollen während der Nacht alle sieben Minuten überprüfen, ob du noch atmest. Du bist doch eine total unkomplizierte Patientin, oder?“
„Holt mich bloß hier raus“, bat Erin. „Sie müssten mir sonst noch einmal auf den Kopf hauen, damit ich auch nur eine Stunde länger hierbleibe.“
„Ich denke, Ian hatte recht.“ Marcie fand Erins Kleider zusammengefaltet im Nachtschränkchen neben dem Bett. Wie auch ihre Schuhe und die Handtasche. „Wir retten eher die Krankenschwestern vor dir als umgekehrt. Ich wette, es ist nicht besonders spaßig mit dir als Patientin.“
Marcie brachte Erin in ihrem großen SUV nach Hause in die Berghütte, während Ian ihnen mit seinem Truck folgte. Er war beeindruckt davon, wie Erin die Hütte verändert hatte. Sehr edel, sehr Erin. „Herr im Himmel“, flüsterte er. „Als ich mir überlegt habe, das Haus zu renovieren, hatte ich die Installation eines Abwassertanks für die Toilette und solche Sachen im Sinn. Und jetzt sieh dir diese Luxusherberge an!“
„Gefällt sie dir? Gefällt sie dir wirklich ? Der Teppich ist ein echter Aubusson, die Ledermöbel von Robb & Stucky; es gibt sogar einen Whirlpool, und was hältst du vom Kamin?“
Ian hatte keine Ahnung, wer oder was Aubusson oder Robb und wer-auch-immer waren. Er starrte auf die neu eingebauten, bodentiefen französischen Fenster in der Küche. Gleich draußen,am Westende der Blockhütte, gab es eine Sonnenterrasse, die sich über
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