Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
glücklich zu machen.“
„Was hat Erin denn die kommenden drei Monate da oben vor?“, wollte Jack wissen. „Ist das nicht ein bisschen zu hinterwäldlerisch für deine Schwägerin?“
Ian schüttelte den Kopf. „Ich verstehe es nicht. Sie meint, es sei Zeit, etwas kürzer zu treten. In den letzten zehn Jahren hat sie nie mehr als höchstens mal einen Tag freigenommen. Vielleicht sogar noch länger nicht. Keine Frage, sie verdient ihren Urlaub mehr als sonst wer, trotzdem passt es nicht zu ihr.“
Ian hatte sich bereits eine Menge Gedanken darüber gemacht, ohne mit Marcie darüber zu sprechen; denn er wollte nicht, dass seine schwangere Frau sich aufregte oder beunruhigtwar. Dennoch kam er nicht umhin, sich zu fragen, weshalb Erin sich auf einmal so extrem anders verhielt als sonst. Seine Blockhütte renovieren zu lassen, sich drei Monate vom Anwaltsbüro in die Ferien zu verabschieden und sich dermaßen in die Einsamkeit zurückzuziehen. War sie krank? Litt sie unter Depressionen? War ihr Job in Gefahr? Oder beschäftigte sie etwas, von dem sie glaubte, es mit niemandem teilen zu können?
„Vielleicht hält sie es keine Woche alleine dort oben aus. Aber falls du irgendwas an Erin bemerkst, von dem du denkst, dass ich es wissen sollte, rufst du mich bitte an?“
„Du machst dir Sorgen“, stellte Jack fest. Als Ian ihn erschrocken ansah, zuckte Jack die Achseln und sagte: „Ich bin Barbesitzer. Da lernt man die Menschen kennen.“
„Ich habe keine Ahnung, ob ich besorgt bin“, erklärte Ian. „Sie macht etwas, dass ich auch tun würde … etwas, das Marcie und ich sofort machen und sehr genießen würden. Doch das ist einfach nicht Erins Stil. Sie ist nicht an Stillstand gewöhnt. Selbst an einem Samstag im Park oder am Pool bimmelte ihr Handy den ganzen Tag lang unentwegt. Das wirkt wie ein ganz schön kalter Entzug.“
„Ich werde sie im Auge behalten, mein Freund“, versprach Jack. „Vielleicht tut es ihr ganz gut.“
Ian brachte gebratenes Hühnchen, kleine rote Petersilienkartoffeln, grüne Bohnen mit fein geschnittenen Zwiebelringen und selbst gemachte Brownies mit nach Hause. Außerdem hielt er bei Connie und Ron’s Corner Store , um Vollmilch, Eier, Butter, Brot, Speck, Kaffee und ein Sechserpack Bier einzukaufen. Marcie und Ian blieben zwar nur diese eine Nacht, aber er wollte am nächsten Morgen richtiges Essen zum Frühstück haben, bevor sie wieder den Heimweg antraten.
Nach dem Abendessen hatten sie es sich auf der Sonnenterrasse gemütlich gemacht und betrachteten den Sonnenuntergangüber den Bergen des entfernt liegenden Gebirgsrückens. Ian lehnte sich auf der Chaiselongue zurück, und Marcie hatte sich zwischen seine gespreizten Beine gekuschelt. Er legte die Arme um sie und streichelte ihren Bauch, während sie sich an seine Brust schmiegte. Erin saß in einem gegenüberliegenden Sessel; natürlich alleine. Als die Sonne unterging, kühlte sich die Juninacht auf tausendfünfhundert Meter Höhe merklich ab, und die Grillen begannen zu zirpen.
Erin verschwand kurz drinnen und kehrte mit zwei Decken zurück, eine für ihre Schwester und eine, die sie sich selbst um die Schulter schlang. Sie nahm wieder Platz in dem Sessel und sagte: „Wie habt ihr euch damals die Zeit vertrieben, so ohne Computer, Telefon oder Fernseher? Was habt ihr gemacht? Außer euren Junior zu produzieren?“
„Wir waren ziemlich häufig eingeschneit“, antwortete Marcie. „Und es hat ganz schön gedauert, das Badewasser auf dem Ofen zu erhitzen. Ian war morgens immer schon vor Sonnenaufgang auf den Beinen und dementsprechend früh im Bett. Allerdings ist er auch fast jede Woche in die Bücherei gefahren und hat sich was zu schmökern geholt. Wenn ich hier war, habe ich ihn begleitet und mir auch Lesestoff ausgeliehen. Ich habe tagsüber sehr viel gelesen und er abends.“ Sie wandte den Kopf, um Ian anzuschauen. „Ich lese gerne sexy Liebesromane, und nachdem Ian und ich uns angefreundet hatten, hat er mir die Liebesszenen laut vorgelesen. Das war scharf!“
„Ich habe mir auch ein paar Bücher mitgebracht, die ich schon lange lesen wollte, sobald ich Zeit habe“, meinte Erin. „Doch das sind nicht solche Bücher.“
„Kann ich mir vorstellen. Versuch doch mal was zu lesen, auf dessen Cover eine Frau in den Armen eines Mannes liegt. Oder auf dem vielleicht ein tiefes Dekolleté abgebildet ist. Oder lange Beine auf Stöckelschuhen. Davon wird man zwar nicht klüger, doch das verschlingt man
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