Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
musst du in der Lage sein, mit größeren Komplikationen fertig zu werden, und zwar am laufenden Band. Es gibt nichts Unbeständigeres als Mutter Natur.“ Er sah zu Darla. „Haben wir das nicht schon bei unseren Versuchen, eine eigene Familie zu gründen, gelernt?“
Mel steckte die Unterlagen in den Umschlag zurück. „Gut, es scheint alles vollständig vorzuliegen … Es sei denn, ihr überlegt es euch noch einmal anders und entscheidet euch, eure Wünsche bezüglich des Kindes, das ihr haben wollt, noch einmal etwas genauer festzulegen. Oder – falls ihr es doch noch einmal probieren wollt, ein eigenes Kind zu bekommen. Das letzte Mal hast du das Kind ziemlich lange behalten – achtzehn Wochen.“
Darla schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, das möchte ich nicht noch einmal versuchen. Es ist nicht mal der Verlust, den ich so bedaure, sondern am Ende fühlte ich mich immer wie ein Versager. Ich weiß, dass das verrückt klingt, aber …“
„Ich kenne das Gefühl“, entgegnete Mel. „Doch wie wäre es mit einer Leihmutter? Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht?“
„Haben wir. Es klingt nach einer ziemlich vernünftigen Möglichkeit für Menschen wie uns. Allerdings bin ich fünfunddreißig, und Phil ist achtunddreißig. Es wird langsam Zeit, dass wir aufhören, bei der Fruchtbarkeitslotterie mitzuspielen. Wie gesagt, wir möchten das Geld in einem Ausbildungsfonds anlegen. Du kannst sicher sein, dass keine reichen Kinder zurAdoption stehen. Falls wir ein Baby bekommen, wird es ein kleines Kind sein, für das sonst niemand etwas tun kann. Außer uns. Wir hatten immer schon alles. Alles außer Kinder.“
Phil lehnte sich zurück. „Ich brauche unbedingt ein Kind, das ich dann so nerven und verfolgen kann, wie mein alter Herr es bei mir getan hat. Ich kann es gar nicht abwarten, ihm die Farm zu übergeben, um dann jeden Tag dort aufzutauchen und ihm zu sagen, was es alles falsch macht“, witzelte er.
„Oh Phil“, schalt ihn Darla freundschaftlich. „Dein Vater versucht nur zu helfen. Er meint es gut.“
„Was wäre, wenn das mit dem Baby … oder dem Kind in diesem Fall … nicht klappen würde?“, hakte Mel nach. „Nun“, erwiderte Phil. „Falls das passiert, werden wir vermutlich mit einem Überfluss an Liebe in unseren Herzen sterben.“ Er legte seiner Frau einen Arm um die Schultern. „Es gibt Schlimmeres.“
„Na dann viel Glück“, sagte Mel und händigte ihnen den Umschlag wieder aus.
„Würdest du die Unterlagen bitte behalten, Mel? Du kennst alle weiblichen Patientinnen in Virgin River. Wir übergeben die Dokumente auch an eine Agentur in Eureka sowie an die größte gynäkologische Klinik im Bezirk. Aber vielleicht taucht jemand von hier auf, wo wir leben. Wenn du jemandem begegnest, der unsere Hilfe brauchen kann, würdest du es ihm bitte sagen? Vielleicht könntest du ihm auch unsere Papiere aushändigen?“
„Klar“, erwiderte Mel. „Klar kann ich das machen.“
Und sie erinnerte sich – so etwas passierte einfach zu oft, um es für einen bloßen Zufall zu halten. Das erste Mal vor ein paar Jahren, in L. A, als eine junge Frau weinend im Krankenhaus aufgetaucht war, weil sie es nicht über sich brachte, ihr Kind abzutreiben, es aber dennoch nicht behalten konnte. Denn der Vater des Babys wollte weder sie, noch wollte er sie unterstützen, ihre Eltern tobten, et cetera, et cetera. Zwei Stunden spätertraf eine Frau Mitte dreißig bei ihnen ein. Sie hatte eine Hysterektomie hinter sich und überreichte ihnen einen Adoptionsantrag. Die Frau fragte, ob sie jemanden kenne, der nach Adoptiveltern suchte … Die beiden Frauen kamen so zeitnah in die Klinik, dass sie sich fast am Eingang hätten begegnet sein müssen. Mel hatte die beiden Parteien zusammengebracht, und es hatte sie mit Freude erfüllt, dass sie es in der Hand gehabt hatte, das Leben dieser Menschen ein bisschen lebenswerter zu machen.
Im Moment fühlte sie sich nicht so. Sie stand auf und streckte die Hand aus. „Ich lasse euch wissen, sobald ich etwas höre.“
Darla schüttelte ihr als Erste die Hand, dann Phil. „Danke, Mel – du bist einfach ein Schatz. Uns ist klar, dass es vermut-lich nicht allzu schnell gehen wird. Wir haben Geduld. Doch dir diese Unterlagen zu geben ist für uns fast so, als ob wir sie einem Engel überreicht hätten.“
Ha! dachte Mel. Wenn ihr wüsstet! „Jetzt lobt mich nicht für etwas, das ich nicht verdient habe“, antwortete sie lächelnd. „Ich habe im
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