Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
Verantwortung für Marcie und Drew doch niemals in den Wind geschossen und sie sich selbst überlassen, nur damit sie sich um ihr eigenes Leben kümmern konnte. Stattdessen hatte sie Marcie bei der Pflege ihres behinderten Mannes Bobby unterstützt. Außerdem hatte sie Drew beim Lernen für den Eignungstest für die medizinische Fachausbildung geholfen und sich gleichzeitig den Arsch aufgerissen, um sich einen eigenen, imposanten Mandantenstamm aufzubauen, der der Kanzlei das Geld brachte, sich Pro-Bono-Fälle leisten zu können. Es hatte Erin wiederum auch ermöglicht, das Medizinstudium ihres Bruders zu finanzieren, das ein Vermögen gekostet hatte.
Gedankenverloren stellte sie das Abendessen, das sie von Jack’s mitgebracht hatte, für später in den Kühlschrank.
Sie nahm sich erst einmal nur einen fettarmen Joghurt undeinen Löffel mit nach draußen auf die Sonnenterrasse, ließ sich in einen Sessel fallen, betrachtete die wundervolle Aussicht und weinte leise. Erin erinnerte sich vor allem an die Abschlussfeier ihrer Schule. Sie hatte sich ein Kleid für diese Feier gekauft, aber niemand hatte sie gefragt, ob sie ihn dorthin begleiten wollte. Weshalb hätte man sie auch fragen sollen? Sie hatte sonst auch nie Zeit für außerschulische Aktivitäten gehabt. Niemand wusste, dass sie lebte. Scheiß auf die Abschlussfeier, dachte sie. Die Scheißabschlussfeier war mir so was von egal. Deshalb heule ich ja jetzt auch!
„Ich hätte eine verdammte Kreuzfahrt mit einem Haufen gottverdammter alter Säcke machen sollen“, flüsterte sie, während sie die Nase hochzog und einen Schluckauf bekam.
Plötzlich lugte ein dunkelhaariger Schopf mit einem roten Bart um die Ecke. „Ich wusste nicht, dass Sie da sind“, bemerkte Aiden. „Ich habe das Auto gar nicht gehört.“
Erin machte große Augen. Sie schnappte nach Luft und bohrte instinktiv ihre Absätze in den Sessel, um so weit wie möglich von Aiden wegzurücken. „Was zum Teufel haben Sie denn hier zu suchen?“
Aiden kam näher und blieb vor der Sonnenterrasse stehen. Er trug seine übliche Kluft, eine alte ausgeblichene Armeehose, T-Shirt, Boots und hielt etwas in der Hand. „Ich dachte, Sie seien weg. Hätten aufgegeben und seien nach Hause zurück oder so. Doch dann habe ich dieses Zeug gesehen, die Blumen und die Pötte, aber weder Blumenerde noch Dünger. Ich habe mir das Hirn zermartert, was ich Ihnen schenken könnte, weil ich mich wegen der Kopfverletzung bei Ihnen entschuldigen wollte. Das heißt aber nicht, dass ich mir die Schuld daran gebe, das verstehen Sie hoffentlich?“, sagte er und hob die Hand. „Ich wollte Ihnen Blumen kaufen oder so was, und dann fiel mir der Garten auf. Na ja, oder das, was so was wie einen Garten darstellen soll …“
Erin wischte sich ungeduldig über die Wangen und versuchte,gleichgültig zu wirken. „Sieht so aus, als ob das Gärtnern nichts für mich ist …“
„Ja, den Eindruck habe ich auch, doch ich …“ Er beugte sich ein wenig nach vorne und betrachtete sie skeptisch. „Weinen Sie?“
„Natürlich nicht !“, zickte sie ihn an. „Wahrscheinlich eine Erkältung oder eine Allergie oder so was in der Art. Meine Nase läuft. Das ist alles.“
„Oh, na klar. Also, ich dachte mir, Sie könnten vielleicht eine kleine Starthilfe für den Garten gebrauchen. Es ist zwar schon eine Weile her, doch als wir Kinder waren, hatte meine Mom einen Garten, und wir mussten ihr helfen, deshalb habe ich …“ Er kniff die Augen zusammen und betrachtete sie noch einmal genauer. „Eine Allergie, was?“
Da fiel ihr plötzlich auf, dass die Pflanzen, die sie gekauft hatte, eingetopft auf der Sonnenterrasse standen. „Das waren Sie?“
„Und Sie haben jetzt auch einen Gemüsegarten. Es ist zwar schon ein bisschen spät, trotzdem wird mit der richtigen Menge Dünger und Wasser da noch etwas wachsen. Tomaten, falls sie genug Sonne kriegen. Ich habe an den Rändern ein paar Blumen eingepflanzt. Sonnenblumen, weil das fröhliche Blumen sind – man kann ihnen förmlich beim Wachsen zuschauen. Sie könnten auch noch eine Reihe Blumen vor der Hütte pflanzen. Momentan sind sie im Angebot. Ich habe mir überlegt, ich fahre diese Woche mal in die Gärtnerei, um Ihnen ein paar Blumen zu besorgen, wenn Sie nichts dagegen haben.“
Erin stellte den Joghurt ab und erhob sich. „Und wenn ich einfach zusammenpacken und wegfahren würde?“, fragte sie.
„Haben Sie das vor?“
„Vielleicht werde ich in der Kanzlei
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