Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
gebraucht“, log sie.
„Zufällig habe ich gerade nichts Besseres zu tun und kann mich um Ihre Pflanzen kümmern. Also, ab und zu nach ihnen sehen. Vielleicht sind Sie rechtzeitig wieder zurück, damit Sie die eine oder andere Tomate ernten können.“
Erin ging zum Ende der Sonnenveranda, weil sie einen Blick in den Garten werfen wollte. Da entdeckte sie ein perfekt vorbereitetes und fruchtbar wirkendes Fleckchen Erde, in das jemand Markierungen gesteckt hatte, an denen man ablesen konnte, was angepflanzt worden war. Sie erkannte unzweifelhaft Tomatenstauden, die viel größer waren als die Setzlinge, mit denen sie angefangen hatte. Das Ganze war von einem niedrigen Metallzaun und Ringelblumen umsäumt, die, wie sie gelesen hatte, Schädlinge abhalten sollten.
„Sie haben einen Zaun errichtet?“, fragte sie.
„Der wird zwar keine Rehe abhalten, es den Kaninchen aber schwer machen. Um Rehe abzuschrecken, pinkeln Sie am besten in die Ecken.“ Er grinste. „Das habe ich jedenfalls gehört. Es gibt da eine ältere Dame, die ab und zu in der Bar unten in der Stadt auftaucht. Sie besitzt einen Garten in der Größe eines Bauernhofs – und schwört auf Urin, um das Damwild zu vertreiben.“
„Die Hängematte haben Sie auch befestigt?“
„Ich hätte Sie vermutlich erst um Erlaubnis bitten sollen“, meinte er. „Ich sah sie auf der Terrasse liegen und fragte mich, ob Sie vielleicht einfach nicht wussten, wie Sie sie anbringen sollen.“
„Stimmt“, erwiderte sie. „Ich dachte, dass mir das Werkzeug dafür fehlt.“
„Nö, ist alles da. Vielleicht hatten Sie aber einen anderen Platz dafür ausgesucht?“
„Nein. So ist es perfekt.“
„Hören Sie, ich will Sie nicht aushorchen, aber sind Sie frisch geschieden oder verwitwet oder so was?“
„Nein“, antwortete sie stirnrunzelnd. „Wie kommen Sie darauf?“
„Keine Ahnung“, entgegnete er und schüttelte den Kopf. „Pflanzen und Pötte, doch keine Erde … eine Hängematte, aber weder Schraubendreher noch Schraubenschlüssel … Gemüsepflänzchenund Blumen, doch weder Gartenschlauch noch ordentliche Gartengeräte. Alles Sachen, an die ein Ehemann normalerweise gedacht hätte.“
Erin stieß ein kurzes Lachen aus. „Ich hatte vorher noch nie Zeit für solche Sachen. Und Sie haben teilweise recht – meine Schwester und mein Schwager lebten über ein Jahr in diesem Haus. Mein jüngerer Bruder – er ist siebenundzwanzig – war bis letztes Jahr hier. Ich habe immer gearbeitet – wenn ich ein Bücherregal oder Terrassenmöbel oder eine Hängematte mitgebracht habe, hat sich einer von ihnen immer um den Rest gekümmert. Und wenn nicht, wusste ich, wen ich anrufen muss. Aber hier oben? Wen soll man da anrufen?“
„Na ja, vielleicht den freundlichen Landstreicher von nebenan“, erwiderte er breit grinsend. „Ich verschwinde jetzt lieber mal aus Ihrem Sichtfeld.“ Und dann drehte er sich um, stellte die Gartenhacke an der Brüstung der Sonnenveranda ab und ging.
„Wo wollen Sie hin?“, fragte sie.
Er wandte sich noch einmal kurz um. „Nach Hause.“
„Und wo ist das?“
Er blieb stehen. „Mein Bruder besitzt unten am Flussufer ein paar Ferienhütten. Ich habe eine davon gemietet, bis ich weiß, was ich als Nächstes tun werde. Ich bin arbeitslos, Sie erinnern sich?“
„Wie könnte ich das vergessen? Allerdings hat mir eine sehr übellaunige Krankenschwester verraten, dass Sie, obwohl Sie so riechen und aussehen, kein Penner sind. Sie haben gerade Ihren Dienst bei der Navy quittiert. Kann ich Sie nach Hause bringen? Als Dankeschön für die Gartenhilfe?“
„Ich laufe gerne“, antwortete er. „Von Zuhause bis hier und zurück sind es etwas mehr als zehn Meilen.“ Das entsprach den Tatsachen, nur dass er seinen Wagen am Fuß des Berges bei einem Aussichtspunkt geparkt hatte. Außer Sichtweite der Hütte.
„Möchten Sie ein Glas Wasser?“
„Ich habe Wasser dabei“, sagte er und beugte sich hinunter, um seinen Rucksack, den er neben dem Beet auf dem Boden abgestellt hatte, hochzuheben. Außerdem nahm er auch noch Pfeil, Bogen, Machete und seinen Lieblingswanderstab an sich.
„Hätten Sie Lust auf … ein Bier ?“, ließ sie nicht locker.
„Sie sind so ungewohnt freundlich. So kenne ich Sie gar nicht.“
„Na ja, Sie haben ein paar nette Sachen für mich getan, und die Krankenschwester aus der Notaufnahme schien sie auch nicht für gefährlich zu halten. Danke, dass Sie mir die Hängematte angebracht
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