Herzkurven
sehen. Er wandte den Blick ab. »Du bist betrunken.«
Sie schob sich auf die Ellbogen hoch und rief empört: »Bin ich nicht!«
Ross drehte sich zu ihr um, um dagegenzuhalten, vergaß aber völlig, was er hatte sagen wollen. Die Aufschläge ihres Bademantels standen weit auseinander. Sein Blick zoomte auf eine rosig-braune Brustwarze, aufgerichtet wie eine Knospe. Danny mochte nicht betrunken sein, aber sie war erregt. Die Versuchung war zu viel für ihn. Er hob seine Hand und streckte sie nach ihr aus.
Es klingelte.
Beide zuckten zusammen. Danny schaute nach unten, um zu sehen, wonach Ross griff, schob den Bademantel wieder zusammen und rutschte auf dem Sofa nach hinten. »Wer ist das?«
Ross stand auf und rückte seine Hose zurecht. »Abendessen«, antwortete er schroff und ging, um die Tür zu öffnen.
Ross hatte betont, dass er ein kleines, ruhiges Dinner für zwei wünschte. Er konnte nur annehmen, dass der Partyservice davon ausgegangen war, dass es ein romantisches Dinner sein sollte. Er beobachtete, wie eine der Angestellten vom Partyservice zwei Plätze am Tisch herrichtete, komplett mit dicken weißen Kerzen in einem Kranz aus wachsartigen weißen Blumen und grünen Blättern. Er war aufgewühlt von dem, was auf dem Sofa passiert war. Danny war wie Rauch, der in ihn glitt und ihn dazu brachte, sie richtig berühren und schmecken zu wollen. Es war eigentlich gut, dass das Abendessen zu diesem Zeitpunkt geliefert wurde.
»Setz dich!«, ließ er brüsk in Dannys Richtung verlauten. »Essenszeit.«
Sie nahm schweigend Platz.
Die Kellnerin brachte den ersten Gang, angebratene Venusmuscheln in Limonensauce. Zum ersten Mal seit Tagen hatte Danny Appetit. Sie schloss die Augen und kaute langsam. »Oooohh!«, stöhnte sie. »Das ist wundervoll!«
Ross beobachtete sie, und die Hand mit der Weinflasche schwebte unbeweglich über ihrem Glas. Musste sie so stöhnen? »Wein?«, fragte er.
Ihre Augen öffneten sich mit flatternden Lidern. »Mmmm?«
»Möchtest du Wein?«
»Nein danke.«
Er füllte sein Glas und nahm einen kräftigen Schluck.
Die Kellnerin räumte den ersten Gang ab und erschien mit dem zweiten: gebratenes Barschfilet mit winzigem Gemüse.
Sie aßen schweigend. Die Schatten auf der gefliesten Terrasse jenseits der Glastüren wurden länger, und die Autos, die über die Harbour Bridge fuhren, verwandelten sich in tanzende Lichtpunkte, als die Fahrer ihre Schweinwerfer anmachten. Boote kehrten in den Westhaven-Jachthafen zurück, nach einem Tag, den sie fischend oder segelnd im Hauraki-Golf verbracht hatten. Danny betrachtete sie. »Es sieht aus wie ein Film – zu perfekt, um real zu sein.«
Ross beobachtete sie über den Rand seines Weinglases hinweg und stimmte ihr schweigend zu.
Als die Kellnerin den dritten Gang brachte, bemerkte er, dass Danny sie anstarrte. »Was stimmt nicht?«
Sie schaute weg. »Nichts.« Aber sie stürzte sich mit bei weitem weniger Begeisterung auf ihr Zitronen-Limetten-Sorbet als auf die vorherigen Gänge.
»Schmeckt es dir nicht?«, fragte Ross.
Danny grub lustlos mit ihrem Löffel im Dessert. »Es ist toll. Perfekt. Ich bin einfach nur voll.«
Die Kellnerin erschien wieder, um zu fragen, ob sie Kaffee wollten. Danny starrte sie wieder an und schüttelte dann wortlos den Kopf. Die Kellnerin ging.
Ross war verwirrt. »Du schaust sie ständig an, als hätte sie plötzlich zwei Köpfe oder so.« Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und fixiert den Tisch. »Was stimmt nicht, Danny?«
Der Koch und die zwei Helferinnen packten ein. Als Ross aufstand, um ihnen zu danken und sie aus dem Raum zu führen, sah er sich die zwei Frauen genauer an. Er hatte gedacht, sie wären immer von derselben Kellnerin bedient worden. Aber er hatte sich geirrt. Es gab zwei Kellnerinnen.
Eineiige Zwillinge.
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Kapitel 17
D anny knotete und entknotete den Gürtel von Ross’ Bademantel. Sie würde nicht zusammenbrechen und heulen wie ein Baby. Dann waren die Kellnerinnen eben Zwillinge. Es gab jede Menge Zwillinge auf der Welt; Ross hatte Zwillingsschwestern, um Himmels willen! Sie hatte irgendwann zwischen dem zweiten und dritten Gang gemerkt, dass sie von zwei verschiedenen Frauen bedient wurden, die exakt gleich aussahen, und hatte versucht, es zu ignorieren. Aber je länger das Essen dauerte, desto höher war der Schmerz aus ihrer Brust in ihre Kehle gestiegen und hatte es ihr schwergemacht zu schlucken. Die Tatsache, dass Ross anscheinend ungeduldig wurde, hatte nicht
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