Herzkurven
die Fahrt belud, anfing zu krähen, ließ sie es prompt fallen und musste es erst unter dem Wagen herausfischen.
»Hallo?«, keuchte sie ins Telefon.
Ross war immer noch genervt, dass Danny ihn wegen Matt nicht um Hilfe gebeten hatte, und nahm sich nicht die Zeit für eine Begrüßung. »Warum fahrt ihr nach Rotorua?«
Bei Danny klingelten alle Warnglocken. Was ging ihn das an? »Habe ich dich ins Kreuzverhör genommen, also du gesagt hast, dass du nach Amerika abzwitscherst?«
»Ich bin nicht abgezwitschert«, gab er zurück. »Das hier ist Arbeit.«
»Oh, genau, es muss wirklich schrecklich sein, den ganzen Tag vornübergebeugt zu verbringen, damit Fremde dir den Arsch küssen können.«
»Es ist harte Arbeit. Du würdest es keinen Tag durchstehen: Ich muss ständig Fremden wieder dasselbe erzählen und dabei nett sein.«
»Ich wäre toll.«
»Du wärst grauenhaft. Außerdem bin ich nicht in Amerika.«
»Was soll das heißen, du bist nicht in Amerika?« Wie konnte er es wagen, das Land zu wechseln, ohne es ihr zu erzählen? »Wo bist du?«
»Oh, schon kapiert, für dich ist es in Ordnung, nach Rotorua abzuhauen, aber ich darf nicht nach London düsen.« Ross schwieg kurz. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du nach Rotorua fährst.«
»Du hast recht, habe ich nicht. Was tust du in London? Weiß die Queen, dass sie dich ins Land gelassen haben?«
Wenn sie einmal angefangen hatten, konnten sie dieses Gefrotzel ewig aufrechterhalten. Ross entschied, dass es besser wäre, keine große Sache aus dem Trip nach Rotorua zu machen, obwohl er dringend wissen wollte, warum sie dorthin fuhr. Allan Nicolls hatte ihm den Bericht des Privatdetektivs geschickt, komplett mit den Namen und Adressen von Dannys Großeltern und ihren Onkeln und den Hintergrundinformationen über alle. Die Smiths schienen anständig genug; Edward und Pania Smith waren vor vier Jahren in Rente gegangen und in die Stadt gezogen, während einer ihrer Söhne die Farm weiterführte. Die anderen zwei Brüder besaßen zusammen eine Autowerkstatt in Rotorua. Die Farm der Familie war gleichmäßig zwischen den Söhnen aufgeteilt worden. Wäre Dannys Mutter noch am Leben, hätte die Erbschaft all ihre finanziellen Probleme gelöst. Danny war Roses Erbin, also hatte sie von Rechts wegen einen Anspruch auf den Anteil ihrer Mutter an der Farm, aber Ross wusste, dass Danny nichts ferner lag, als an Geld zu denken – sie suchte nach einer Familie, nicht nach Dollars. Er hoffte, dass ihre Großeltern und ihre Onkel die Sache bereinigen würden, ohne dass er sich einschalten und dafür sorgen musste, dass Danny ihn noch mehr hasste, als sie es sowieso schon tat. Er hatte vorgehabt, ihr den Bericht zu geben, sobald er Allan und dem Detektiv noch ein paar Fragen gestellt hatte. Aber wie üblich hatte Danny seine Pläne über den Haufen geworfen.
»Ross? Bist du noch dran?«
»Ja.«
»Erzähl mir, was du getan hast. Du hasst es nicht wirklich, oder?«
»Mir war langweilig, also bin ich in den Tower eingebrochen, um die Kronjuwelen zu stehlen. Dumme Idee. Ich grabe mir gerade einen Fluchttunnel. Ich möchte, dass du mich in einem Jahr mit einem kleinen Schlauchboot unter der Tower Bridge erwartest.«
»Nur wenn du mir vorher das Geld für den Flug und das Boot schickst.«
»Ich stecke in einer Krise, und du versuchst, mir Geld aus den Rippen zu leiern?«
»Leg noch was für die Kinderbetreuung drauf; ich bin eine alleinerziehende Mutter.«
»Du bist ein Geizhals.«
»Das auch«, stimmte Danny zu. »Ist das Boot dafür, deine traurige Leiche aus der Themse zu fischen?«
»Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du herzlos bist?«
»Ja, aber zu dieser Zeit kotzte er gerade in einen Eimer, also habe ich nicht wirklich zugehört. Erzähl mir, warum du in London bist!«
»Heute Abend ist die Englandpremiere von
John Doe
. Ich bin mit Kevin rübergeflogen.«
»Kevin? Kevin wer?«
»Kevin Spacey.«
Sie keuchte auf. »Oh, mein Gott! Kannst du mir ein Autogramm besorgen?«
»Warum willst du sein Autogramm?«, fragte Ross irritiert. »Mich hast du nie um eins gebeten.«
»Wofür sollte ich dein Autogramm wollen?« Danny warf Matts Fußball und Mias Skateboard neben die Taschen im Kofferraum. »Aber Moment mal: Ist es etwas wert? Und wo ich jetzt darüber nachdenke: Glaubst du, ich könnte deine Schmutzwäsche verkaufen? Du hast auf jeden Fall genug im Wäschekorb gelassen.«
»Lass deine Hände von meiner Wäsche! Ich weiß genau, wie viel
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