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Herzkurven

Herzkurven

Titel: Herzkurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Holman
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dann sicherging, dass sie nicht allein war. Aber wenn er ehrlich war, hatte er Allan kontaktiert, weil Danny ihre Familie brauchte und Ross einen Weg finden wollte, sie davon zu überzeugen, dass er nicht wie ihr Vater oder Patrick war; dass sie sich darauf verlassen konnte, dass er da war; dass er nicht verschwinden würde, wenn die Zeiten einmal härter wurden oder unangenehme Entscheidungen anstanden.
    Aoife hatte ihm erklärt, dass er eine Frau brauchte, die ihn in den Hintern trat, und Danny erfüllte alle Kriterien. Sie würde ihn nicht nur in den Hintern treten, sie zog ihm auch den Boden unter den Füßen weg und verpasste ihm im Fallen noch einen rechten Haken. Sie hatte ihm den Spiegel vorgehalten und gezeigt, dass er ein arroganter, gereizter, egozentrischer Stinkstiefel geworden war.
    Tausende Kilometer trennten sie, aber ihre Essenz war mit Ross gereist. Er dachte plötzlich mitten in einem Interview an etwas, das sie gesagt oder getan hatte, und musste den Reporter darum bitten, seine Frage noch einmal zu wiederholen. Matt hatte ihm ein paar Extrasongs auf seinen iPod geladen, die Ross sich auf Flügen und während der Autofahrten zwischen öffentlichen Auftritten anhören konnte, inklusive Dannys
Split-Enz
- CD . Sobald er »I See Red« gehört hatte, erkannte er es als jene Melodie, die Danny oft gesummt hatte, nachdem sie sich kennengelernt hatten. Über den Text musste er lachen. Jetzt verstand er – und ihm ging auch auf, warum sie das Lied kaum noch summte. Als er das schwermütige Lied »Message to My Girl« hörte, in dem Neil Finn sang, dass er Angst davor hatte zuzugeben, was er fühlte, weil er damit zu viel preisgeben könnte, wusste Ross genau, was er meinte. Er musste einen Weg finden, Danny hinter den Mauern herauszulocken, die sie um sich errichtet hatte, ohne ihr Angst einzujagen.
    Was an ihrem Geburtstag passiert war, hatte nichts mit Verführung zu tun gehabt, es war Verlangen gewesen. Ross hatte es schon so lange nicht mehr nötig gehabt, eine Frau zu verführen, dass er sich nicht einmal sicher war, ob er noch wusste, wie es ging. Danny verführen zu wollen wäre ungefähr gewesen, wie mit einem Stachelschwein kuscheln zu wollen. Wenn sie auch nur vermuten sollte, dass er mehr wollte als nur ihren Körper, würde Lloyd vielleicht sein Versprechen einlösen müssen, Ross’ Leiche im Garten auszugraben und in die Staaten zurückzuschicken. Ross wollte nicht Dannys Freund sein; er wollte die komplette Nummer. Seitdem er die Publicity-Tour für
John Doe
angetreten hatte, war Ross von schönen Frauen umgeben gewesen, die klargestellt hatten, dass sie ihn attraktiv fanden. Aber er kam nicht einmal in Versuchung. Keine von ihnen hatte blaue Haare oder kleidete sich wie eine Obdachlose. Er kehrte jede Nacht in sein einsames Bett zurück, starrte an fremde Decken und weigerte sich stur, seine Hände unter die Bettdecke zu schieben und etwas gegen den pulsierenden Schmerz in seinem Schritt zu unternehmen.
    Das Telefon klingelte. Es war der Concierge. »Ihre Limousine ist da, Mr.O’Rourke.«
    »Danke. Ich komme sofort.«
    Ross schlüpfte in sein Anzugjackett, schloss die Manschettenknöpfe und griff sich für die Fahrt zu dem Londoner Kino, in dem die Premiere stattfand, seinen iPod. Als er aus der Tür ging, wusste er schon, dass er nichts von dem, was er auf der Leinwand sah oder hörte, wirklich aufnehmen würde; er würde zu sehr damit beschäftigt sein, sich auszumalen, was alles schiefgehen konnte, wenn Danny ihre Familie traf. Was, wenn sie sie so im Stich ließen wie ihre Mutter und ihr Vater? Selbst Danny hatte eine Belastungsgrenze, und wenn es um die Familie ging, war sie völlig wehrlos. Ross wünschte sich, er wäre nicht so weit weg. Er wollte da sein, falls sie ihn brauchte.
    Er war kein Mann, der viel Zeit mit Beten verbrachte, aber jetzt schickte er schweigend ein Gebet in Richtung Neuseeland zu Edward und Pania Smith und ihren Söhnen.
    Enttäuscht sie nicht! Tut ihr nicht weh! Sie hat so lange gewartet. Sie braucht euch.
    Und ich brauche sie glücklich.
    *
    Mehrere Stunden später in Rotorua keuchte Danny auf, als ein roter Traktor in die Einfahrt zum Haus ihrer Großeltern raste und nur um ein Haar ihren hinteren Kotflügel verfehlte.
    »Hemi!« Ted, ihr Großvater, stand vom Tisch auf, um gegen das Fenster zu klopfen. »Pass auf Dannys Auto und meine verdammten Rosen auf, hörst du?« Er war ein großer breiter Mann, der sich so gerade hielt wie ein Torpfosten. Seine

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