Herzkurven
na ja, schon groß, arrogant, erwähnenswert, aber sie hatte nicht mehr die epischen Ausmaße, an die sie sich vom vorherigen Tag erinnerte. Er schien auch ein gutes Stück gewachsen zu sein. Danny schaute auf seine Füße, um sicherzustellen, dass er nicht auf Plateausohlen stand, und war verstimmt, als sie ein Paar hellweiße Nikes erblickte.
»Auch Ihnen einen guten Morgen.« Ross musterte sie von oben bis unten. Jesses, sie sah schrecklich aus! Er hob eine Plastiktüte. »Ich habe Frühstück mitgebracht.«
Danny beäugte die Tüte misstrauisch. Warum war er plötzlich so nett? Was auch immer er da drin hatte, es war wahrscheinlich mit Arsen versetzt.
»Nein, es ist nicht vergiftet.«
War sie so leicht zu durchschauen?
Am vorherigen Abend hatte Jeff Ross geraten,
nett
zu sein. »Mit Honig fängst du viel mehr Bienen.«
»Funktioniert das auch bei Hornissen?«, hatte Ross gefragt.
Jeff seufzte. »Du tust es schon wieder – denk an Simone!«
Wie hätte Ross das vergessen können? Er war Simone Marchant gegenüber absolut ehrlich gewesen, bevor sie bei ihm eingezogen war. Er hatte ihr gesagt, dass er nicht heiraten und auch keine Kinder wollte; dass seine irische Mutter, sein italienischer Vater, sein nichtsnutziger Bruder, seine vier redseligen Schwestern und zwölf Nichten und Neffen mehr Familie waren, als er vertragen konnte, und dass seine Schriftstellerei immer an erster Stelle stehen würde. Simone hatte darauf beharrt, dass sie Ross’ Gefühle in Bezug auf seinen Beruf verstand, weil sie das Tanzen ebenso sah, und dass sie seine laute, aufdringliche Familie wundervoll fand. Simone liebte alles Irische und sah Breda als keltischen Schatz. Ross hatte ihr wieder und wieder entgegnet, dass seine Mutter eine keltische Krähe war. Breda dagegen war bereit, Simone zu vergeben, dass sie nicht katholisch war, wenn es ihr gelang, Ross dazu zu bringen, ihr einen Ring an den Finger zu stecken und sie zu schwängern – in dieser Reihenfolge.
Aoife hatte Simone beim ersten Treffen von oben bis unten gemustert und Ross danach beschuldigt, sich immer wieder mit Fußabtretern einzulassen. »Was du brauchst, ist eine Frau, die dir mindestens einmal am Tag in den Hintern tritt.«
Ross war ehrlich überrascht, als Simone drei Jahre nach ihrem Einzug verkündete, dass sie ihn verlassen würde, weil ihre Beziehung nirgendwo hinführte.
»Ich habe immer gedacht, du würdest dich noch in mich verlieben, aber ich glaube inzwischen nicht einmal, dass du fähig bist, dich in irgendjemanden zu verlieben. Du bist großzügig mit deinem Geld und mit deinem Körper, aber du teilst nie wirklich etwas mit mir. Du hast dieses wunderschöne romantische Haus gebaut, und ich dachte, das hieße, dass du tief in dir auch romantisch bist.«
Ross war darüber ziemlich verärgert – und er fühlte sich schuldig. »Wenn du so unglücklich warst, warum bist du geblieben?«
»Der Sex, nehme ich an. Du bist der beste Liebhaber, den ich je hatte.« Simone schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, wie du immer weißt, was ich fühle und was ich im Bett will, bevor ich es selbst weiß. Aber in dem Moment, in dem deine Füße den Boden berühren, verschwindest du in einer Blase, die ich nicht durchdringen kann.«
Er war fuchsteufelswild, als Simone in einem Zeitungsinterview mit dem Satz zitiert wurde, das sie ihn schon viel früher verlassen hätte, wenn Ross nicht so gut im Bett gewesen wäre. Findlays, sein Verlag, hatte zusätzliche Kräfte anstellen müssen, um den plötzlichen Anstieg in der Fanpost von verrückten Nymphomaninnen zu bewältigen, die ihm ihre Slips und Kontaktdaten schickten. Als Simone ihn wegen seelischer Grausamkeit und Einkommenseinbußen vor Gericht gezerrt hatte, einigten sie sich schließlich außergerichtlich auf eine Summe, die weit von dem entfernt war, was Simone hatte herausschlagen wollen. Für Ross ging es nicht um das Geld; ihm hatte der Vertrauensverlust Übelkeit bereitet und wie schäbig die ganze schmutzige Affäre gewesen war. Er hasste es, sein Privatleben in den Klatschzeitungen und Magazinen ausgebreitet zu sehen, verabscheute es, von Paparazzi und Irren, die seine Ausfahrt belagerten, zu einem Gefangenen im eigenen Haus gemacht zu werden. Die einzigen Gewinner waren die Rechtsanwälte.
Ross schaute auf Dannys Veilchen und ihre geschwollene Nase und entschied, dass etwas definitiv für sie sprach: Sie würde niemals wollen, dass er sich in sie verliebte, und der einzige Teil von ihr, mit
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