Herzkurven
rehäugige, schwarzhaarige Schönheit mit einem strahlenden Lächeln und der graziösen, aufrechten Haltung sowie dem wohlgeformten Körper einer Tänzerin. Sie trug ein Vera-Wang-Original und sah nett aus – viel zu nett für Ross, der ungefähr so fröhlich wirkte wie ein Truthahn an Erntedank. Danny musste zugeben, dass er sauber ganz okay aussah – aber welcher Mann würde in Armani nicht gut aussehen? Der einzige Grund dafür, dass Danny wusste, dass er Armani und sie Vera Wang trug, war, dass es neben dem Foto stand. Wenn Simone charakteristisch für die Frauen war, die Ross anziehend fand, hatte Danny hundertprozentig ins Schwarze getroffen mit ihrer Einschätzung, dass sie selbst keine Chance bei ihm hätte. Ihr Interesse an und Wissen über Designerklamotten war ungefähr auf dem Stand eines Klempners, ihr Haar war kurz und blau (im Moment), und ihre Brüste waren so klein, dass sie sich nicht die Mühe machte, BH s zu kaufen. Danny spähte über ihre Nase auf Ross Fabellos hervorstechendstes Merkmal – es gab keinen Smoking auf der Welt, der diesen Zinken auf Normalgröße schrumpfen lassen konnte.
Seine Trennung von Simone war nicht freundschaftlich verlaufen; sie hatte versucht, ihn vor Gericht zu schleppen. Sie sprach von seelischer Grausamkeit und dem Verlust von Einnahmen, weil sie ihre Karriere geopfert hatte, während sie mit Ross zusammenlebte. Danny schnaubte und verzog dann vor Schmerzen das Gesicht. Simone Marchant war eine Idiotin, wenn es sie drei Jahre gekostet hatte, um herauszufinden, was Danny nach ein paar Stunden gewusst hatte: Ross Fabello war ein skrupelloser Bastard. Sie klickte sich durch noch ein paar Seiten – ein sehr wohlhabender skrupelloser Bastard. All seine Bücher hatten es auf die
New-York-Times
-Bestsellerliste geschafft, und eines von ihnen,
John Doe
, stand kurz vor seiner Veröffentlichung als Film mit Kevin Spacey und Marisa Tomei in den Hauptrollen.
»Warum also ist er unglücklich?«, murmelte Danny. »Ihm quillt das Geld aus jeder Körperöffnung, wunderschöne Frauen sind dumm genug, um mit ihm zu leben, und er besitzt die Frechheit, unglücklich zu wirken. Dieser Mann verdient eine Ohrfeige.«
»Mit wem redest du?«
Danny erschrak. Vanessa stand im Türrahmen und starrte sie böse an. »Lass das!«
»Was machst du hier in der Küche? Du solltest im Bett sein und dich erholen.«
»Ich konnte nicht schlafen.«
Vanessa zeigte in Richtung Schlafzimmer. »Geh ins Bett!«
Danny machte sich daran, den Laptop zu schließen.
»Was hast du dir angeschaut?«, fragte Vanessa.
»Den verdammten Ross Fabello – oder zumindest RF O’Rourke alias verdammter Ross Fabello.«
»Wirklich?« Vanessas Hausschuhe versengten fast den Holzboden. »Du kannst den Laptop anlassen, wenn du willst. Ich fahre ihn runter. Geh du zurück ins Bett!« Sie liebte Klatsch und Tratsch und Hochglanzmagazine.
»Lass dich nicht von dem Armani-Smoking verwirren!«, warnte Danny. »Er ist trotzdem Darth Vader – er hat nur seinen Helm daheimgelassen.«
Vanessa spähte auf die Seite und kreischte: »Er hat mit Simone Marchant geschlafen!«
Danny verzog das Gesicht. »Bitte, mir ist schon leicht übel! Kannst du dir vorstellen, wie es wäre, mit ihm zu schlafen? Wie eine Reise auf den Todesstern!« Sie schlurfte zur Tür. »Ich gehe ins Bett.«
»Mach das!« Vanessa setzte sich vor den Laptop. »Er sieht wirklich aus wie George Clooney.« Sie lehnte sich vor. »Nur mit einer größeren Nase.«
*
Am Morgen, bevor sie zu ihrer Schicht im Krankenhaus aufbrach, nahm Vanessa Danny das Versprechen ab, dass sie die Kinder von Deryl, der Nachbarin, in die Schule bringen lassen würde. Über Nacht war Dannys Gesicht angeschwollen wie ein Kugelfisch und hatte sich in Purpur und Schwarz gekleidet.
»Du solltest die Dinge heute langsam angehen lassen«, ermahnte Vanessa sie.
»Was ich tun sollte, ist, einen Auftragsmörder auf Ross Fabello ansetzen.«
Die Lektüre seiner Internetseite hatte Vanessas »Keine Gefangenen«-Einstellung etwas verwässert. Der Kerl war stinkreich, mit guten Verbindungen, während Danny pleite war und überhaupt keine Verbindungen besaß. »Ich habe seine Webseite gecheckt. RF O’Rourke ist sechsunddreißig Jahre alt. Er hat einen Bruder namens Patrick und vier Schwestern. Und er besitzt ein Haus mit einem Türmchen.«
Das Haus war märchenhaft schön. Es stand am Ende einer verwilderten Einfahrt hinter einem rostigen Tor über einer Klippe am Meer. Die Fotos
Weitere Kostenlose Bücher