Herzkurven
das Verständnis in ihren verschwollenen bernsteinfarbenen Augen. Er wusste, dass er durcheinander war, und sie wusste auch, warum. Sie brachen eilig den Blickkontakt ab und waren beide verwirrt von dem wortlosen Austausch zwischen ihnen.
Ich kann es nicht glauben.
Ich weiß, ich genauso wenig.
»Warum sind Sie so früh aufgetaucht?« Danny klang mürrisch.
Seine Antwort klang angespannt. »Um sicherzustellen, dass Sie sich nicht aus dem Staub gemacht haben.«
»Meine Jacht liegt im Trockendock, und meinen Privatjet habe ich gerade an einen Freund verliehen.«
Er schnappte sich die Schulranzen und stand auf. »Sie sind ein richtiger Klugscheißer, oder?«
Danny lächelte süß. »Man gibt sich Mühe.«
In der vorherigen Nacht hatte sie entschieden, dass es falsch wäre, Matt und Mia ihre väterlichen Verwandten vorzuenthalten. Wenn sie das tat, würde sie die Fehler ihrer Mutter wiederholen, und die Kinder würden leiden, wie sie und Nella gelitten hatten. Aber Danny legte Wert darauf, dass die Fabellos sich ihr Recht auf einen Platz im Leben der Kinder verdienten. Ross’ offensichtliche Ungeduld, seinen Job hier hinter sich zu bringen und nach Hause zu kommen, beruhigte Dannys Ängste nicht im Geringsten. Sie stopfte die Einkaufsliste in eine riesige schwarze Einkaufstasche und nagte an ihrer Unterlippe.
Matt und Mia kamen in die Küche gerannt.
»Haben Sie ein Auto?«, fragte Danny Ross.
»Nein, ich bin hergeflogen.«
»Das Furchterregende ist, dass ich das sogar glauben kann.« Sie drehte sich zu den Kindern um. »Kommt, wir machen eine Spazierfahrt in Onkel Ross’ Auto.«
»Cooo-oool!«, rief Mia und rannte hinter Matt aus der Eingangstür.
Ross folgte Danny und fragte sich, was ihren plötzlichen Sinneswandel ausgelöst hatte.
Danny musste die verzogene Haustür zweimal zuschlagen, bis sie wirklich schloss. Sie nahm sich immer vor, den Elektrohobel von Deryls Ehemann Lloyd auszuleihen, aber sie schien nie dazu zu kommen – genauso, wie sie nie dazu kam, die Toilette zu reparieren. Sie wurde gespült, indem man an einem Schuhband zog. Danny hatte ihrem Vater zu verdanken, dass sie fast alles reparieren konnte.
Matt und Mia rasten auf den tiefgrünen Explorer zu, der in der überwucherten Einfahrt im Sonnenlicht glänzte.
Danny ging neben Ross zum Wagen. »Sie wissen, dass wir hier auf der linken Straßenseite fahren, oder?«
»Steigen Sie einfach ein!«
Als sie die schmale Landstraße entlangfuhren, vertieften Matt und Mia sich in eine Diskussion über das Auto und benahmen sich, als würden sie jeden Tag in einem Ochsenkarren zur Schule gefahren und nicht in dem völlig akzeptablen Nissan ihrer Tante.
Ross fragte: »Wo gehen Sie danach hin?«
»Blut spenden. Ich würde Sie ja einladen mitzukommen, aber ich glaube, sie nehmen nur menschliches.« Danny sprach leise, so dass die Kinder sie nicht belauschen konnten. Der Moment in der Küche hatte sie verunsichert. Sie musste die Sache wieder auf Kurs bringen.
Ross warf einen Blick auf ihre blauen Haare. »Sie spenden Blut? Für wen brauchen sie es? Klingonen?«
»Sie sind so absolut gar nicht witzig!« Danny starrte auf seine Nase. »Es muss furchtbar sein, wenn sie einmal Schnupfen haben.«
»Was bitte soll das heißen?«
»Ich frage mich nur gerade, wie Sie damit klarkommen; gibt es Taschentücher in Industriegrößen, oder benutzen Sie einfach Handtücher?«
»Stock und Stein brechen mein Gebein, doch Worte bringen keine Pein«, entgegnete Ross. Er mochte ja keine Mädchennase haben wie Pat, aber seine war immerhin nicht so schlimm wie die seines Onkels Carmine. Es gab einen Familienwitz, nach dem Carmine einmal eine Massenflucht am Strand ausgelöst hatte, als er ein Stück vor der Küste auf dem Rücken getrieben war, jemand seine Nase mit einer Rückenflosse verwechselt und
Hai!
geschrien hatte.
Danny ertrank fast in falschem Mitleid. »Hey, ich finde es toll, dass Sie, obwohl Sie wahrscheinlich Tausende über Tausende auf der Bank haben …«
Ross versteifte sich, als sie Geld erwähnte. »Ja?«
»… noch keine Nasenoperation für nötig gehalten haben.«
Er war zu überrascht, um zu antworten, und fragte sich, was sie tun würde, wenn er ihr erzählte, dass er nicht Tausende auf der Bank hatte, sondern Millionen. Er entschied, dass er immer noch an Jetlag leiden musste. Seine Erfahrung mit Simone hatte ihm beigebracht, über Geld nur mit seinem Steuerberater und seiner Agentin zu sprechen.
Mia schaltete sich ein. »Tante
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