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Herzkurven

Herzkurven

Titel: Herzkurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Holman
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roten Buch. Er war froh zu sehen, dass es keins von ihm war.
    In der Küchendecke waren Risse, die Wände mussten neu verputzt werden, und die Installation über der Spüle wirkte uralt. Blau-weiße Gingham-Vorhänge zogen sich um die Schränke unter der Spüle, und die Dielen waren aus wunderschönem Holz, wie auch die im Flur, aber jede Menge Arbeit wäre hier nötig gewesen, damit sie auch nur annähernd wieder ihre ursprüngliche Schönheit zurückerlangten. Ross sah all die vielsagenden Zeichen eines alten Hauses, das vernachlässigt worden war.
    Er trug seinen Kaffee zu dem alten Doppelfenster über der Spüle, als ihm der Atem stockte. Die Aussicht war fantastisch. Weite grüne Weiden mit ein paar kleinen Wäldchen erstreckten sich bis zu den entfernten Klippen. Die Lage war erstklassig. Wer auch immer die Entscheidung getroffen hatte, das Haus zu kaufen, hatte eine gute Investition getätigt – Ross bezweifelte, dass es Pat gewesen war.
    Hinter dem Haus lag ein grob abgetrennter Garten mit zwei Kinderfahrrädern und einem Trampolin darin, das sich dank eines gebrochenen Stützbeins wie betrunken zur Seite neigte. Ein paar baufällige Schuppen aus rotem rostenden Eisen standen im hinteren Teil des Gartens unter großen Tannen. Hühner pickten auf dem Boden außerhalb des größten Schuppens, und zwei fette wollige Schafe – eines schwarz und eines weiß – weideten unter einer Wäschespinne voller Kleidung, die sich langsam im Wind drehte, während das lange grüne Gras wogte.
    Danny tauchte wieder auf, und Ross erstarrte, seine Kaffeetasse mitten in der Luft haltend. Heiliger Strohsack, was zur Hölle hatte sie da an?! Ihre Hose war schlabbrig und senfgelb, ihr T-Shirt grün mit weißen Streifen, darüber trug sie eine burgunderrotkarierte Weste und eine lange, schwarze, ärmellose Strickjacke, die ihr bis auf die Knie hing. Sie hatte sich einen türkisfarbenen Schal um den Hals gewickelt und trug abgetragene braune Stiefel an den Füßen. Ross stierte, sein Kaffee war vergessen. Sie sah aus wie Coco der Clown. Der Leoparden-Bademantel und die löchrigen Pantoffeln von vorhin hatten um einiges besser ausgesehen.
    Danny suchte auf der Arbeitsfläche nach der Einkaufsliste, die sie gestern geschrieben hatte. Kleidung interessierte sie nicht besonders, und nachdem das Geld knapp war, kaufte sie einen Großteil ihrer Garderobe in Secondhandshops. Jeden Morgen zog sie das Erste an, was ihr in die Hände fiel, und fügte Schichten hinzu, wenn die erste Wahl nicht warm genug war. Die Resultate reichten von hochoriginell bis zu absolut entsetzlich. Heute war es absolut entsetzlich.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um an einen Stapel Briefe auf einem der Schränke heranzureichen, und der Saum ihres T-Shirts hob sich kurz über ihren Hosenbund, um eine glatte Fläche hellolivefarbener Haut und ihren Nabel freizulegen. Er war nicht gepierct oder mit einer Tätowierung verziert, sondern einfach nur ein süßer kleiner Bauchnabel. Ross hätte immer noch Geld darauf gewettet, dass Danny irgendwo eine Tätowierung versteckt hatte, wahrscheinlich einen Schädel mit gekreuzten Knochen. Dannys Suche nach der Liste wurde in der Zwischenzeit verzweifelter.
    Ross lehnte sich an die Arbeitsplatte und beobachtete sie. Er fing an, die Signale zu erkennen, an denen ihre Laune sich ablesen ließ: die Art und Weise, wie sie ihre Nasenlöcher aufblähte, wenn sie wütend war, und wie sie auf ihrer Unterlippe kaute, wenn sie nervös war. »Was haben Sie verloren?«
    »Die Einkaufsliste.« Ross hatte das Gefühl zu hören, wie sie hinzufügte: »Und meinen Verstand.«
    Er zeigte auf die Brotzeitdosen aus Plastik – eine rot, eine grün –, die auf dem Abtropfbrett standen. »Brauchen die Kinder die?«
    »Was?« Sie starrte auf die Dosen. »Oh! Ja!«
    »Ich packe die Dosen. Sie finden die Liste.«
    Danny murmelte: »Jetzt weiß ich, wie sich die Sturmtruppen gefühlt haben.«
    Ross schüttelte den Kopf. In diesem blauen Schädel gingen seltsame Dinge vor.
    Er griff nach einer der Pausenboxen und sah, dass mit schwarzem Marker die Namen der Kinder daraufgeschrieben waren. MATT FABELLO . MIA FABELLO . Es verunsicherte ihn, seinen Familiennamen zu sehen; all seine anderen Nichten und Neffen waren die Kinder seiner Schwestern.
    Er griff sich die Dosen und ging in die Hocke, um sie in die Rücksäcke zu stecken, die auf dem Küchenboden lagen. Als er aufschaute, bemerkte er, dass Danny ihn beobachtete, und war verdutzt über

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