Herzkurven
dem er jemals in Berührung käme, war entweder ihre scharfe Zunge oder ihr Knie in seinem Unterleib. Er würde niemals den Fehler machen, ihr zu vertrauen. Eine Ansicht, die sie teilte.
Danny zeigte auf den Wegwerfbecher, den Ross in der Hand hielt. »Ist das, was ich denke, dass es ist?«
Er sah auf den Kaffee. »Was denken Sie denn, dass es ist?«
Sie schnüffelte und würgte.
Ross trat eilig einen Schritt zurück. »Sie werden sich doch nicht wieder übergeben, oder?«
Danny musterte bedauernd seine Nikes. »Unglücklicherweise nicht.« Sie deutete wieder auf den Becher. »Ich hasse Kaffee.«
Er starrte sie ungläubig an. »Sie hassen Kaffee? Jeder mag Kaffee!«
»Nicht dieser Körper.« Ross wedelte mit der Tüte, und Dannys verräterische Nasenlöcher blähten sich. »Was ist da drin?«
»Frisch gebackene französische Croissants.« Er bewegte die Tüte hin und her wie ein Hypnotiseur seine Uhr.
Danny folgte ihr mit den Augen, und ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Ross schob sich langsam in die Tür. Sie wich Schritt für Schritt zurück, während ihre Augen zwischen der Tüte und dem Becher hin und her schossen. »Wo haben Sie das her? Starbucks hat so früh noch nicht offen. Oder?«
»Natürlich.«
Ross bemerkte die abblätternde Farbe und den schartigen Holzboden im Flur und versuchte zu entscheiden, wer schlimmer aussah: das Haus oder Danny. Sie trug immer noch die Sicherheitsnadeln in den Ohren, auf einer Seite des Kopfes klebte ihr Haar mit den blauen Spitzen am Kopf, und ihre geschwollene Nase neigte sich in die andere Richtung. Ihre Augenlider wirkten, als wären dicke gequetschte Kissen über ihre Augen geschoben worden. Der grauenhafte Bademantel half dem Ganzen nicht; selbst seine Mutter besaß einen schöneren. Es war das erste Mal, dass Ross Danny stehend sah. Sie war durchschnittlich groß und von oben bis unten gerade wie ein Junge. Er schob sich einen weiteren Schritt nach vorn. »Wie geht’s Ihrem Kopf?«
»Prima.« Danny stoppte ihre Rückwärtsbewegung. »Was tun Sie hier?«
»Ich bringe Ihnen Frühstück.« Ross wagte einen weiteren Schritt.
Sie wich nicht mehr zurück, ihre löchrigen Pantoffeln jetzt Zeh an Zeh mit seinen Nikes. »Bleiben Sie genau da stehen!«
Er klebte sich sein bestes Publicity-Lächeln ins Gesicht; es war so rostig, dass es ihn fast wunderte, dass seine Gesichtsmuskeln nicht quietschten. An Danny war es allerdings verschwendet, weil es ihr völlig egal war, dass RF O’Rourke lächelnd auf ihrer Türschwelle stand. »Sie können nicht einfach uneingeladen in mein Haus platzen.«
»Tante Danny? Wer ist das?«
Ross schaute hinter Danny und erhaschte den ersten Blick auf Pats Tochter. Die verschiedensten Gefühle überschwemmten ihn – in erster Linie Unglaube, dass Pat wirklich für dieses hübsche Kind verantwortlich sein sollte. Lange blonde Haare hingen über ihren Rücken. Sie trug einen pinkfarbenen Barbie-Pyjama und eine verblichene Stoffpuppe im Arm. Sie hatte Pats blaue Augen geerbt und bereits gelernt, wie man unter den Wimpern heraus Leute ansah.
»Bist du unser Onkel?«, fragte sie.
Ross schaute Danny an. Sie öffnete ihren Mund, aber ausnahmsweise kam einmal nichts heraus.
»Ja«, antwortete er.
Ein Junge, ein paar Jahre älter, gesellte sich zu der kindlichen Verhörleiterin. Wie seine Schwester trug er einen Pyjama, aber seiner war blau und mit Bart Simpson verziert. Ross atmete tief durch. Hier war jeglicher Beweis, den er brauchte, dass diese Kinder von seinem Bruder stammten. Der Junge war Pats Abbild, mit demselben langen, lockigen schwarzen Haar, den leuchtend blauen Augen und der olivfarbenen Haut. »Wer bist du?«, wollte er wissen.
»Er ist der Onkel, von dem Tante Danny uns erzählt hat«, erklärte Mia – Ross erinnerte sich an ihre Namen – Matt.
Matt war nicht überzeugt. Er hatte eine klarere Erinnerung an seinen Vater, und einmal abgesehen von dem lockigen Haar, sah dieser Typ ihm nicht besonders ähnlich.
Danny löste sich aus ihrer Trance. Sie schnappte sich Ross’ Handgelenk, um auf seine Uhr zu sehen, und kippte ihm fast den Kaffee über das T-Shirt. Als Ross fluchte, wedelte sie mit ihren Händen in Richtung der Kinder. »Setzt euch in Bewegung! Ihr kommt sonst zu spät zur Schule.«
Das löste eine Massenflucht aus, so dass Ross selbst den Weg zur Küche finden musste, wo er sich einen Platz zwischen den Frühstückstellern auf dem großen Holztisch suchte. Ein Bein des Tisches stand auf einem alten
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