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Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Titel: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Sie nicht zu dieser Damengruppe?«
    »Nein.« Wenn man dicht neben ihr stand, sah man den grauen Haaransatz unter der hellen Blondierung. »Ich heiße Annegret Töpper. Aus Krefeld. Und ich reise allein. Wir saßen gestern nur beim Essen zusammen, an diesem Frauentisch. Es gibt ja nicht besonders viele Männer in dieser Truppe. Na ja, hätte ich mir auch denken können. Entweder Paare oder Bekloppte. Ich hoffe, Sie suchen hier keinen Mann.«
    »Ich?« Johanna lachte. »Um Himmels willen, nein. Meine Tante hat die Reise gewonnen, inklusive einer Begleitperson. Sie hat mich dazu verdonnert. War der Gewinn bei Ihnen nur für eine Person?«
    Annegret Töpper schüttelte den Kopf. »Meine Freundin Karla ist angeschrieben worden, die gehört auch zu den Gutsituierten. Hat sie mir gleich erzählt. Die hatte ein Damenoberbekleidungsgeschäft in Recklinghausen. Das ging sehr gut, das erste Haus am Platz, wurde immer gesagt. War aber nie meine Preisklasse. Jedenfalls hat Karla diese Reise gewonnen und mich als Begleitung eingetragen. Ich gewinne nämlich nie etwas. Und dann ist sie letzte Woche mit dem Fahrrad in eine Hecke gefahren. Besoffen, wenn Sie mich fragen. Schlüsselbeinbruch, jetzt liegt sie im Krankenhaus. Aber ich habe gleich gesagt, dass ich ja nichts dafür kann und es keinen Grund gibt, die Reise verfallen zu lassen. Man kriegt ja kein Geld wieder. Das sah sie auch so. Also bin ich jetzt hier.«
    »Ja.« Johanna fragte sich, warum jemand namens Karla besoffen in eine Hecke radelt, wollte aber nicht fragen.Stattdessen besann sie sich auf ihren Job. »Machen Sie denn öfter Kurzreisen?«
    »Nö«, antwortete Annegret und kramte ein zerknülltes Taschentuch aus ihrer Jackentasche. »Wovon denn? Ich habe vierzig Jahre als Schneiderin gearbeitet. Hätte ich gewusst, was ich mal für eine Rente kriege, wäre ich morgens länger im Bett geblieben. Ich war mit meiner Tochter mal auf Borkum, aber seit die ihr Kind hat, unsere Chiara, ist mit ihr auch nichts mehr los. Deshalb wollte ich ja unbedingt mitfahren. Aber Karla hat das alles etwas schicker beschrieben. Es ist vielleicht ganz gut, dass sie nicht mitkonnte. Sie ist immer so etepetete, die Karla. Die hätte sich schon mindestens zwanzigmal aufgeregt.«
    Sie schwieg einen Moment, um sich lautstark die Nase zu putzen, und sagte, während sie das Taschentuch zurück in ihre Jackentasche steckte: »Allergie. Birke und Haselnuss. Furchtbar. Hatte ich früher auch nicht. Es wird nichts besser im Alter. Wie alt sind Sie?«
    »Vierzig.«
    »Geht ja noch.« Annegret musterte Johanna von oben bis unten. Dann fragte sie: »Sie gehören auch nicht zu den Gutsituierten, oder? Hat Ihre Tante Geld? Natürlich, sonst hätte sie nicht den Brief bekommen.«
    Johanna musste feststellen, dass ihr die Gesprächsführung aus dem Ruder lief. Also nutzte sie die Atempause und fragte: »Wie kommen Sie darauf, dass nur Leute mit Geld den Brief bekommen haben? Es war doch ein ganz normales Preisausschreiben.«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Annegret sie an. »Blödsinn. Ich habe diese Einladung nicht bekommen, sondern Karla. Genauso war es bei den beiden Schwestern aus Papenburg. Die eine ist eine Zahnarztwitwe, die hatordentlich geerbt, die andere hat nichts auf der Naht und hilft ihrer Schwester im Haushalt. Deshalb ist sie auch nur die Begleitperson. Und eine andere Dame aus Vechta war früher Apothekerin und hat auch gewonnen. Sie hat ihre Freundin mitgenommen, die war Haushälterin beim Pastor und kriegt auch keine große Rente. Nein, nein, Frau Schulze, die wollten nur die Reichen einladen, damit sie denen was verkaufen können. Das werden Sie schon noch sehen.«
    »Meinen Sie?« Johanna nickte beeindruckt. »Und was sollen die kaufen?«
    »Ich tippe auf Wohnungen.« Annegret reckte ihr Kinn. »Zumindest will dieser furchtbare Hollenkötter eine kaufen. Soll er. Er redet die ganze Zeit darüber, das geht einem schon auf die Nerven.«
    Sie drehte sich um und sah über Johannas Schulter. »Oh, die anderen winken schon. Wir sollten gehen, sonst fährt der Bus ohne uns weg. Herr Tacke kann Sie sowieso nicht leiden.«
    »Was?« Johanna trat einen Schritt zurück und war sich nicht sicher, richtig verstanden zu haben. »Tacke kann mich nicht leiden? Wie kommen Sie denn darauf?«
    Annegret Töpper blieb stehen und sah sie freundlich an. »Mir macht kein Mann mehr was vor, meine Liebe. Das erkenne ich schon daran, wie er Sie anguckt. Er ist nicht besonders groß, falls Sie das noch nicht

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