Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
übergeben, und der Fremdenverkehrsbeauftragte fischte einen Zettel aus seiner Jackentasche.
»Auch von mir ein herzliches Willkommen und ich hoffe, Sie haben sich die Zeit gut vertrieben, auch wenn ich einen Moment verspätet war. Aber Sie werden gleich sehen, es hat sich gelohnt zu warten. Ich werde, oder besser, wir werden Ihnen zuerst einen Überblick über diesen einzigartigen Landstrich geben. Wir werden einige der schönsten Plätze aufsuchen, unter anderem Sieseby, eines der schönsten Dörfer Schleswig-Holsteins, das Gut Bienebek, das Naturschutzgebiet Schwansener See oder auch die kleinste Stadt Deutschlands, das zauberhafte Arnis.«
Mit einem Räuspern übergab er das Mikrofon an Lisa Wagner. »Danke, Herr Kruse. Natürlich ist auch für Ihr leibliches Wohl gesorgt. Wir werden gegen Mittag im schönen Kappeln eintreffen, dort gibt es dann ein gemeinsames Essen in einem exklusiven Lokal. Falls jemand von Ihnen bereits vorher Hunger oder Durst bekommen sollte: Herr Kock und ich haben kleine Snacks und Kaltgetränkedabei. Die Preisliste entnehmen Sie bitte den Flyern, die in der Rückenlehne vor Ihnen stecken. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und eine schöne Fahrt.«
»Ich sage jetzt mal nichts dazu.« Walter hatte den Flyer überflogen und wieder in das Netz zurückgestopft. »Gar nichts.«
Johanna drehte sich um und musste lachen, als sie die erleichterte Miene von Heinz sah. Er bemerkte ihren Blick und beugte sich vor. »Ich mag morgens keinen Streit. Und Walter eigentlich auch nicht.«
»Ich streite doch gar nicht.« Walter setzte sich bequemer hin und faltete seine Hände über dem Bauch. »Ich weigere mich nur, zu völlig überteuerten Preisen alte Brötchen oder warme Getränke zu kaufen. Aber ich möchte diese sogenannte Reiseleitung sehen, wenn hier die ersten Teilnehmer umkippen, weil sie sich kein Getränk leisten können. Die meisten der Herrschaften sind nämlich in einem Alter, in dem man ziemlich schnell dehydriert. Dass man das ausnutzt, ist unanständig. Wirklich unanständig. Aber ich trinke hier nichts, da könnt ihr euch drauf verlassen.«
»Ja, ja«, antwortete Heinz und sah aus dem Fenster. Der Bus fuhr auf einer schmalen Landstraße an einzelnen Höfen, reetgedeckten Häusern und blühenden Bauerngärten vorbei. Heinz waren die Bordpreise ganz egal, er hatte genügend gefrühstückt, mochte im Moment nichts trinken und fand die Fahrt gerade sehr schön. Er überlegte, ob er nicht auch mal mit Charlotte in dieser Gegend Urlaub machen könnte. Es gab so viele Radwege hier, ganz gerade und neu geteert. Und Charlotte liebte Stockrosen, die fast an jedem Haus blühten. Sie könnten ja ein anderes Hotel buchen, ein hübscheres, in dem der Obstsalat nicht aus derDose kam. Heinz beschloss, während dieser Rundreise die Augen offen zu halten und sich schon mal die schönsten Orte zu merken.
Nach etwa einer Stunde hielt der Bus auf einem Parkplatz am Ufer der Schlei. Die Sonne ließ das Wasser glitzern, Johanna setzte ihre Sonnenbrille auf und verließ nach Finchen den Bus. Am gegenüberliegenden Ufer sah man einen kleinen Hafen, Segelboote glitten lautlos vorüber und selbst Ewald Hollenkötter hielt für einen Moment den Mund.
»Wenn jemand einen kleinen Snack oder ein Kaltgetränk möchte, dann wende er sich bitte an Frau Wagner.« Dennis Tacke zerstörte die Idylle. »Hier rechts ist eine öffentliche Toilette, wer sich die Beine einen Moment vertreten möchte, der kann bis zum Ufer laufen. Ansonsten geht es in einer halben Stunde weiter. Pünktlich, bitte. Viel Spaß.«
Sofort bildete sich vor Lisa Wagner, die mithilfe von Karsten Kock einen Tisch aufstellte, die übliche Schlange. Auch Walter reihte sich ein. Als Johanna ihn verdutzt ansah, sagte er leise: »Ich kaufe nichts, ich will mir nur das Angebot ansehen. Und das Preis-Leistungs-Verhältnis. Fürs Feedback.«
Finchen verkündete, ihm dabei Gesellschaft leisten zu wollen, und Heinz musste zur Toilette. Als Chiaras Großmutter langsam in Richtung Ufer ging, beschloss Johanna, ihre Recherche aufzunehmen.
»Hübsch, nicht wahr?« Johanna hatte schon bessere Interviewanfänge hinbekommen, aber für eine unauffällige Befragung war der nicht der schlechteste. Chiaras Großmutter drehte nur kurz ihren Kopf und nickte, bevor sie ihren Blick wieder auf das andere Schleiufer richtete.
»Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt«, versuchte Johanna es weiter. »Mein Name ist Johanna Schulze, ich begleite meine Tante. Gehören
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