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Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Titel: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Wichtigtuer Hollenkötter abschrecken.«
    Johanna hatte darauf verzichtet, ihr zu erklären, dass sie weder die Absicht habe, sich eingehend mit Hollenkötter zu unterhalten, noch sich spontan mit einer Wohnungsfinanzierung zu beschäftigen. Vielmehr hatte sie beschlossen, ihre Interviews fortzusetzen. Sie war der Bahnwitwe aus Hamburg gefolgt, die langsam zum Ausgang schlenderte.
    Und jetzt saß Johanna mit einer Hand auf ihrem grummelnden Bauch im Bus und betrachtete die an ihr vorbeifliegende Landschaft.
    Michael Kruse und Dennis Tacke bestritten abwechselnd das Unterhaltungsprogramm, während Johanna in Gedankenbereits den Anfang ihrer Reportage formulierte. Plötzlich spürte sie den Anflug eines schlechten Gewissens. Nicht wegen der Clowns dort vorn, sondern wegen des Vertrauens, mit dem Martha Paulsen ihre Geschichte erzählt hatte.
    Sie hatte es Johanna leicht gemacht und sie gefragt, ob ihr diese Tour unter so vielen alten Leuten gefallen würde. Johanna hatte natürlich genickt und dann hatte Frau Paulsen erzählt, dass sie schon oft solche Reisen gemacht habe.
    »Wissen Sie, mein Mann war ja bei der Bahn, deshalb habe ich eine gute Rente. Aber er ist viel zu früh gestorben, ich bin schon zehn Jahre Witwe, da ist man oft ziemlich einsam. Und meine Töchter leben beide in Süddeutschland, sie kommen nicht so oft nach Hamburg. Ich habe also viel Zeit, solche Ausflüge zu machen.«
    Sie hatte erzählt, dass sie entweder allein oder wie jetzt mit ihrer Nachbarin verreise. Aber an diesen Verkaufsfahrten wolle sie nicht mehr teilnehmen, sie habe schon zwei aus Versehen gebucht.
    »Das war ganz furchtbar, Frau Schulze. Einmal war ich in Holland und sollte Kaschmirdecken kaufen. Das war aber nie im Leben Kaschmir, das habe ich sofort gefühlt. Und den anderen auch gesagt. Und wissen Sie, was passierte? Ich wurde des Raumes verwiesen. Stellen Sie sich das mal vor. Ich habe mich sofort beschwert, das hat aber nichts genützt. Gekauft habe ich nichts, gar nichts. Aber die Fahrt hat nur zweiundzwanzig Euro gekostet. Und ich war mal in Holland. Und dann gab es noch eine Reise in den Harz. Nach dem Mittagessen wurden Töpfe verkauft. Was heißt Töpfe? Ganze Küchenausrüstungen. Das braucht doch keiner. Das war auch unangenehm, das Verkaufspersonal dort wurde sehr unfreundlich. Mit Verkaufsfahrten bin ich durch.«
    »Und warum sind Sie hier mitgefahren?« Johanna hatte einen Moment gezögert, bevor sie die Frage gestellt hatte. Aber die Antwort von Martha Paulsen war ganz unbekümmert gewesen.
    »Das ist doch etwas ganz anderes. Das ist keine Tour für zweiundzwanzig Euro, sondern hier wurde ein Auswahlverfahren gemacht. Und man konnte dann gewinnen. Außerdem habe ich damals meine Hochzeitsreise an die Schlei gemacht und mir immer gewünscht, noch einmal hierherzukommen. Aber alleine würde ich doch nie fahren. Und so kann ich alles wiedersehen und bekomme noch dazu jede Menge Informationen. Das gefällt mir gut.«
    Johanna hatte nicht mehr nachgehakt. Und das nicht nur, weil ihnen in diesem Moment Ewald Hollenkötter entgegengekommen war, sondern auch, weil er Martha Paulsen zugerufen hatte: »Ich habe den Herrn Kruse noch mal gefragt, wir fahren auf dem Rückweg daran vorbei.«
    »Woran fahren wir vorbei?«, hatte Johanna gefragt, während sie Hollenkötter hinterhergesehen hatte. Frau Paulsen hatte gelächelt. »Herr Kruse wollte uns etwas zeigen. Und das macht er gleich, vielleicht …«
    Ein lautes Hupen vom Busparkplatz hatte sie unterbrochen. Aufgeregt hatte sie Johanna am Arm gezogen. »Wir müssen uns beeilen, sonst fährt der Bus ohne uns.«
    Leider hatte Johanna nicht mehr herausbekommen, was Michael Kruse ihnen hatte zeigen wollen. Vielleicht war es auch nur wieder ein renovierter Bauernhof, der jetzt einem in die Jahre gekommenen Fernsehkoch oder einer gelifteten Schlagerprinzessin gehörte.
    Frauen wie Martha Paulsen waren die geeigneten Kandidaten für solche Reisen. Sie lebten allein, fühlten sich manchmal einsam, wollten noch etwas erleben und trautensich das nicht ohne Begleitung. Und sie waren gutgläubig, mit etwas Charme und viel Aufmerksamkeit konnte man sie schnell für neue Dinge begeistern. Das durften nur keine Töpfe oder schlecht kopierte Kaschmirdecken sein, damit kannten diese Frauen sich aus. Tacke und Kruse hatten mit den Teilnehmern etwas vor. Aber im Gegensatz zu Annegret Töpper konnte Johanna sich nicht vorstellen, dass hier Immobilien verkauft werden sollten. Die erstand man doch

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