Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
nicht so einfach wie eine getöpferte Tasse.
Johanna glaubte aber auch, dass Annegret Töpper mit ihrer Vermutung, das Ehepaar Hollenkötter gehöre zum Programm, recht hatte. Die könnten solche Lockvögel sein. Aber wofür ein so nerviges Paar die anderen begeistern sollte, das war Johanna noch nicht klar.
Finchen stieß sie an. »Guck mal da, Johanna, da kann man das Meer sehen.«
Johanna folgte ihrem Blick. Als sie zuletzt das Meer gesehen hatte, war sie mit Max am Strand gewesen. Damals hatte sie auf einer Decke am Strand gesessen und mit einem Glas Rotwein und Max’ Hand auf ihrem Rücken den Sonnenuntergang beobachtet. Sie konnte sich sogar noch an den Geruch nach Meer und Sonne erinnern und daran, dass sie gedacht hatte, wie schade es sei, so einen Moment nicht festhalten zu können. So einen wunderbaren, zärtlichen Moment. Hätte sie ihn bloß festgehalten.
Johanna spürte, dass ihr die Tränen kamen, im selben Moment legte sich von hinten eine Hand auf ihre Schulter und eine Stimme fragte: »Wird die Übelkeit nicht besser?«
Heinz tätschelte unbeholfen ihren Oberarm und sah sie mitleidig an.
»Doch, doch«, sagte Johanna schnell. »Alles gut, ich habe mir nur irgendetwas ins Auge gerieben.«
Sie wischte sich die Tränen entschlossen weg und lächelte ihn angestrengt an.
»Augentropfen habe ich auch dabei«, erklärte Heinz. »Ich bin immer gut ausgerüstet. Ich kann mir das Auge auch gerne angucken.«
»Jetzt lass doch mal.« Walter schob seinen Schwager zur Seite. »Julia, Sie müssen nur das Auge ganz doll zusammendrücken, dann schwimmt der Fremdkörper raus.«
»Johanna«, korrigierte ihn Finchen. »Sie heißt Johanna. Liebes, was ist denn mit deinem Auge?«
»Nichts.« Johanna lehnte sich zurück an die Kopfstütze. »Gar nichts. Alles in Ordnung.«
Es war nicht möglich, unter Beobachtung dieses Trios auch nur einen Moment lang Liebeskummer zu haben.
W ährend Inge auf Sylt ihre Haustür aufschloss, hörte sie schon das Telefon klingeln. Bevor sie es erreichen konnte, sprang der Anrufbeantworter an.
»Einen schönen guten Tag wünscht Ihnen der Anrufbeantworter von Walter und Inge Müller. Leider rufen Sie außerhalb unserer Geschäftszeiten an, deshalb müssen Sie aufs Band sprechen. Nummer nicht vergessen. Tschüss.«
Inge hatte sich schon mehrfach vorgenommen, das Band neu zu besprechen, Walters rüder Ton schreckte die meisten Anrufer ab. Er aber fand es perfekt so, weil er ohnehin keine Lust hatte, jeden Tag stundenlang das Band abzuhören. Als ob ihn täglich Millionen Menschen erreichen wollten.
Dieser Anrufer ließ sich allerdings nicht abschrecken. »Guten Tag, Polizeirevier Innenstadt in Bremen, mein Name ist Fiedler, bitte rufen Sie …«
Inge ließ ihre Einkaufstasche fallen und riss den Hörer von der Station.
»Müller, ich komme gerade zur Tür herein. Um was geht es denn?«
Am anderen Ende entstand eine irritierte Pause. »Hallo? Wer spricht da, bitte?«
»Müller«, wiederholte Inge. »Inge Müller. In Wenningstedt auf Sylt.«
»Ach ja, ich konnte es eben nicht verstehen. Guten Tag, mein Name ist Fiedler, Polizeiobermeister Fiedler, PolizeirevierBremen Innenstadt. Ich wollte Herrn Walter Müller sprechen. Wohnt er bei Ihnen?«
»Natürlich.« Inge fand die Frage seltsam. »Er ist mein Mann.«
»Ist Ihr Mann der Halter des Kraftfahrzeugs mit der Zulassungsnummer NF-HH 674?«
Inge wurde schlagartig heiß. Sofort hatte sie Bilder von Unfällen vor Augen, neblige Straßen, dunkle Waldwege, Blaulicht, Absperrband, Walter und Heinz mit Blut in den Gesichtern …
Ihre Knie wurden weich, ihre Hand, die den Hörer hielt, schweißnass. Zitternd ließ sie sich auf den Hocker sinken und antwortete mit unsicherer Stimme: »Ja, unser Mercedes hat diese Nummer. Ist mein Mann … Und mein Bruder …?«
Ihr Herz raste und das Rauschen in ihren Ohren ließ die Antwort von Polizeiobermeister Fiedler sehr leise klingen. »Ja, ich wollte Ihren Mann gern sprechen, er ist ja der Halter. Wo kann ich ihn denn erreichen?«
»Meinen Mann?« Inge versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen. »Ja, mein Mann ist gerade an der Schlei. Mit meinem Bruder, also seinem Schwager. Aber er hat da keinen guten Handyempfang. Gab es … einen Unfall? Ist meinem Mann etwas … Oder Heinz? Also meinem Bruder?«
»Wissen Sie denn, wie Ihr Auto nach Bremen gekommen ist?«
»Bremen?« Inge musste einen Moment überlegen, dann war sie wieder im Bilde. »Ach so, Bremen. Die beiden Männer sind mit dem
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