Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
das nicht erzählt? Und das Auto ist heute Nacht in Bremen abgebrannt, stell dir vor, genau neben der Polizei. Das denkt man doch auch nicht. Anstatt aufzupassen, lassen die den Wagen brennen.«
Christine zupfte, ohne es zu merken, verwelkte Blüten aus dem Balkonkasten. »Ja, und was passiert jetzt?«
»Genau das ist das Problem.« Inges Antwort kam so prompt und begeistert, dass Christine die Lösung schon ahnte, bevor ihre Tante sie formulierte.
»Sieh mal, du bist doch näher dran als wir. Und einer müsste zur Bremer Polizei und ein Protokoll unterschreiben.«
»Wann?«
»Na, heute.« Inge schien verwundert, dass ihre Nichte so langsam kapierte. »Dieses Autowrack kann ja schlecht tagelang vor der Polizeistation stehen bleiben. Was macht das denn für einen Eindruck?«
Christine antwortete nicht. Ihr fielen sofort die Anrufe ihres Vaters ein. Sie hatte sich gestern schon ins Auto springen sehen, um die beiden zu retten. Aber es war nichts passiert, alles war gut und Christine erleichtert gewesen. Und nun war dieses blöde Auto abgefackelt worden.
Inge wurde ungeduldig. »Bist du noch dran?«
»Ja.«
»Ich dachte schon, die Verbindung wäre unterbrochen, ich habe deine Antwort gar nicht gehört.«
Christine seufzte gottergeben. »Ich habe auch nicht geantwortet. Ganz ehrlich, Tante Inge, habe ich eine Chance abzulehnen?«
»Nein.« Christine meinte, Inges Lächeln durchs Telefon zu sehen. »Du bist die Einzige, die Zeit, ein Auto und sonst keine Pläne hat. Du fährst doch höchstens eine Stunde von Hamburg nach Bremen.«
»Eineinhalb.« Christine dachte noch über etwas anderes nach. »Wie hat Onkel Walter denn auf die Nachricht reagiert?«
»Er weiß es noch nicht«, antwortete Inge. »Dein Vater und er haben die ganze Zeit ihre Handys abgestellt, deshalbkonnte ich es ihm noch nicht mitteilen. Das erfährt er dann ja in Bremen, wenn er zur Polizei geht, um das Auto suchen zu lassen.«
Christine war entsetzt. »Er kriegt doch einen Herzinfarkt, wenn ihm die Polizisten das erst dann sagen. Das kannst du doch nicht wirklich wollen.«
»Kind, du kennst doch deinen Onkel. Mir ist es lieber, er brüllt die Beamten an als mich. Und wenn er es jetzt schon erfährt, bricht er diese Reise ab. Das nützt doch auch nichts mehr, der Wagen ist sowieso hin.«
Nachdenklich zerkrümelte Christine ein Blatt aus dem Blumentopf zwischen ihren Fingern. Vielleicht wird man so brutal, wenn man vierzig Jahre mit einem Mann wie Walter verheiratet ist. Aber Christine hatte plötzlich ein anderes Bild vor Augen: ihren unglücklichen Vater, der neben dem schimpfenden Walter in Bremen steht und nicht weiß, wie er ohne Auto zurück nach Sylt kommen soll. Er fährt nicht gern Bahn. Und zu allem Überfluss ist er bereits am Telefon etwas durcheinander gewesen. Es hat doch da schon dubiose Szenen mit irgendwelchen Polizisten gegeben.
»Christine, bist du noch dran? Fährst du jetzt nach Bremen?«
»Ähm. Ja.« Es nützte nichts, Christine war unruhig geworden. »Dann fahre ich also an die Schlei und versuche, Onkel Walter das Desaster schonend beizubringen. Bei der Gelegenheit gucke ich mir noch Schleswig an, das wollte ich immer schon mal, übernachte bei Papa und Walter im Hotel und bringe die Herren nach Niebüll zum Zug. Dann haben sie es nicht mehr so weit. Das ist vielleicht am einfachsten. Sie müssen ja nicht mehr zurück nach Bremen.«
»Fein.« Tante Inge war zufrieden. »Das ist doch gut so. Und du kommst auch mal vor die Tür. Dann sag ich CharlotteBescheid, die wird auch froh sein. Und dir wünsche ich viel Glück und gute Fahrt.«
»Viel Glück?«
»Och«, Inge räusperte sich. »Das sagt man doch so. Und wenn Walter schreit, dann nimm es einfach nicht persönlich. Bis bald, Kind.«
U nvermittelt hielt der Bus auf einem Parkplatz, von dem aus ein schmaler Waldweg Richtung Schlei führte. Karsten Kock stellte den Motor aus und Michael Kruse nahm das Mikrofon.
»Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn ich Sie noch einmal um Ihre Aufmerksamkeit bitten darf? Vielen Dank.«
Er stand lächelnd im Gang, umrahmt von Lisa Wagner und Dennis Tacke, die ihm aufmunternd zunickten. Es sah aus wie eingeübt.
»Wir stehen hier auf einem Parkplatz, von dem aus ein Weg zu einem kleinen Paradies führt. Ich hatte am gestrigen Abend und vorhin beim Mittagessen bereits Gelegenheit, mit einigen von Ihnen über dieses Fleckchen Erde zu sprechen. Dabei stieß ich auf so großes Interesse, dass ich es den anderen nicht
Weitere Kostenlose Bücher