Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
Auto nach Bremen gefahren. Von dort aus ist der Bus gestartet, mit dem sie jetzt an der Schlei sind. Was ist denn überhaupt passiert?«
»Der Wagen ist abgebrannt. Heute früh. Vermutlich gegen fünf Uhr.«
»Abgebrannt? Der Wagen?« Inge fühlte eine Welle der Erleichterung. Der Polizist hatte fünf Uhr gesagt. Gegen acht Uhr hatte Walter ganz kurz angerufen. Wirklich nur ganz kurz. Er hatte gesagt, dass alles gut sei, er eine Mängelliste erstelle und die Telefoneinheit siebzig Cent koste. Und dass ihr Bruder schnarche. Aber es war egal, wichtig war, dass er nicht verbrannt war.
»Also nur das Auto.« Inges Stimme klang fast fröhlich. »Das ist nicht so schlimm.«
Polizeiobermeister Fiedler war irritiert. »Was heißt ›nicht so schlimm‹? Der Wagen stand im absoluten Halteverbot genau gegenüber der Polizei und ist völlig ausgebrannt.«
»Gegenüber der Polizei?«, fragte sie nach. »Ja, warum haben Sie ihn denn verbrennen lassen? Hätten Sie das nicht verhindern können?«
»Wir … ähm. Die Polizeistation ist kein Parkhaus, und überhaupt darf hier gar nicht geparkt werden. Jedenfalls steht das Wrack jetzt bei uns und wird noch kriminaltechnisch untersucht, wir müssen die Brandursache klären. Wir schicken Ihnen zunächst ein Formular zu und dann müsste Ihr Mann oder ein Bevollmächtigter kommen und sich den Wagen ansehen.«
»Ja.« Inge war immer noch erleichtert. »Aber mein Mann kommt erst am Sonntag, also übermorgen, zurück. Dann haben Sie zu, oder?«
»Natürlich nicht.« Polizeiobermeister Fiedler wurde ungeduldig. »Wir sind ein Polizeirevier, kein Supermarkt. Wir sind aber heute mit der Untersuchung durch und dann muss der Wagen hier weg. Können Sie jemanden schicken?«
»Ich weiß nicht …« Inge stellte sich gerade Walters Reaktionvor, wenn an der Stelle, wo er seinen gepflegten Mercedes geparkt hatte, plötzlich ein Haufen verkohlten Metalls lag. Bei dem Bild schloss Inge kurz die Augen. Dann atmete sie tief ein und hatte eine Idee.
»Kann ich Sie zurückrufen?«, fragte sie eilig. »Ich versuche, meine Nichte zu erreichen, danach melde ich mich bei Ihnen.«
Sie schrieb die Nummer mit und legte danach langsam auf. Die arme Christine. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihren Vater und ihren Onkel retten musste. Aber sie war die Einzige, die dicht genug dran war und freitags frei hatte. Das Leben ist kein Ponyhof, sagte Walter immer. Vielleicht könnte Christine diesen Satz als Einleitung benutzen, bevor sie ihrem Onkel beschrieb, wie ein verbrannter silberner Mercedes aussieht.
Christine ging schon nach zwei Freizeichen ran. »Schmidt.«
»Hallo, Christine, hier ist Tante Inge. Ich habe gar nicht gedacht, dass du bei diesem schönen Wetter zu Hause bist.«
»Und wieso hast du dann angerufen?«
»Ich wollte mal hören, was du so machst.«
Christine setzte sich wieder auf ihren Balkonstuhl und zog ihre Tasse näher zu sich heran. Jetzt war sie gespannt, was Inge wollte. Sie wartete. Und räusperte sich. Und wartete wieder. Das hielt Inge nie lange aus.
»Also? Was machst du gerade?«
»Ich sitze auf dem Balkon und lese.«
»Aha.« Inges Stimme klang viel zu fröhlich. »Und? Gutes Buch?«
»Es heißt ›Sommerliebe und ich‹.«
»Klingt ja schön.«
»Ist es aber nicht.« Mit einem Blick auf das Foto der blassen Autorin schob Christine das Buch zur Seite. »Es ist ein entsetzlich kitschiges, sentimentales und langweiliges Teil. Ich höre gleich damit auf und lese nur noch den Schluss. Das hält man kaum aus.«
»Ich finde ja auch, dass man nicht jedes Buch zu Ende lesen muss. Und was fängst du dann noch mit dem Tag an? Du hast doch jetzt Wochenende, oder nicht?«
Christine wappnete sich innerlich gegen das, was sie nun erwartete. Tante Inge würde sie gleich um etwas bitten. Sie hatte aber keine Lust, sich an den Computer zu setzen, um Fahrkarten zu buchen, Rezepte zu finden oder zum hundertsten Mal zu erklären, wie man Geburtstagskarten ausdruckt. Sie wollte überhaupt nicht mehr an ihren Schreibtisch. Dazu war das Wetter viel zu schön. Vorsichtig sagte sie: »Ich will gleich mal ein bisschen raus. Vielleicht fahre ich auch noch übers Wochenende weg. Warum?«
»Unser Auto ist verbrannt.«
»Was?«
Inge machte eine kleine theatralische Pause. Dann sagte sie laut und sehr langsam: »Der Mercedes von Walter ist abgebrannt.«
»Im Ernst? Und was ist mit Papa und Walter? Wo und wann ist das denn passiert?«
»Heinz und Walter sind an der Schlei, hat Mama dir
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