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Herzraub

Herzraub

Titel: Herzraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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führte bei einigen besonders Sensiblen zu den ersten Tränenströmen. Der Sarg war mit weißen Lilien geschmückt und wurde von einem überdimensionalen Rosenherz gekrönt, auf dem Boden drängten sich herzförmige rosarote Blumengestecke, einige Kränze waren mit Plastikherzen dekoriert.
    Die Kommissare hatten sich auf eine der hinteren Bänke verzogen und beobachteten das Geschehen.
    „Hier, zum Mitsingen“, sagte Tügel und reichte Danzik ein Blatt hinüber. ›Befiehl du deine Wege‹ wurde intoniert, und notgedrungen sangen die beiden mit. Danzik sah auf die Uhr. Jetzt musste doch endlich die Trauerrede kommen. Nein, nun wurde noch ›Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut‹ angestimmt. Endlich – der Pfarrer trat nach vorn.
    Wie würde er Celia Osswald darstellen, fragte sich Danzik. Würde irgendeine Unstimmigkeit offenbar werden, irgendein Ansatzpunkt, der sie zu dem Mörder führen würde?
    Aber, wie man sich hätte denken können, spulte der Geistliche nur eine Lobeshymne ab. Offensichtlich war er von den Angehörigen ganz auf Harmonie gebrieft worden. Die großen Filmerfolge; ein liebender, hoffnungsvoller Sohn („was für eine Gnade, dass die Mutter seinen schweren Unfall nicht mehr miterleben musste“); der unvorstellbare Kampf gegen die Krankheit, so tapfer und voller Zuversicht, die Schwester und der Lebenspartner immer an ihrer Seite, nie verliert sie ihre berufliche Verpflichtung aus den Augen …
    Dann die Wende zum Guten: Doktor Korte mit seiner hohen, ärztlichen Kunst – hier reckte sich der in der ersten Reihe sitzende Professor ein wenig in die Höhe – schenkt ihr mit Gottes Hilfe ein neues Herz. Ein geschenktes und nun grausam geraubtes Herz. „Gottes Wege sind unerforschlich …“
    Bei diesen Worten war von den Herzempfängern, die hinter Professor Korte saßen, erneut ein heftiges Aufschluchzen zu hören. Doch dann hatten es alle überstanden. Auch in der Rede war Celia Osswalds Lebensweg beendet.
    „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Amen“, betete der Pfarrer.
    Es folgten noch weitere Choräle und als überraschender Höhe- und Schlusspunkt, vielleicht von der Diva selbst gewünscht, ›It’s time to say good-bye‹.
    „Ich brauche Luft“, sagte Danzik und drängte mit Tügel ins Freie, vorbei an Menschen, die sich die letzten Trauerspuren vom Gesicht wischten. In Kürze würde man sich im Café ›Randel‹ („Parkplätze vorhanden“) zum Leichenmenü treffen.
    „Häng dich an Steinmann, ich nehm mir die Schwester vor“, zischte Danzik seinem Kollegen zu und stellte sich, sein Beileid bekundend, Gaby Imhoff vor.
    Die wirkte erstaunlich gefasst. „Was wollen Sie denn wissen?“, fragte sie, während sie ihrer Familie signalisierte, schon mal vorauszugehen.
    „Hatte Ihre Schwester Feinde?“
    Gaby Imhoff überlegte, während sie sich langsam in Bewegung setzte. „Feinde? Nein, warum denn auch? Sie hat doch niemandem was getan.“
    „Vielleicht gab es mal irgendeinen unerfreulichen Vorfall? Bitte überlegen Sie!“ Danzik sah sie so bezwingend an, dass sie nicht ausweichen konnte.
    „Einen Vorfall … nein, das heißt doch.“
    „Ja?“
    „Es war ein paar Monate nach ihrer Herztransplantation, da hat meine Schwester einen Drohanruf bekommen.“
    „Einen Drohanruf?“
    „Ja, anonym. Eine Frau war am Apparat und sagte, Celia habe das Herz ihres Sohnes erhalten. Ihr Sohn sei gestorben, damit meine Schwester weiterleben könne. Ihre Familie, fuhr sie fort, würde dafür sorgen, dass ihr Sohn begraben würde, ganz begraben würde, das heißt – mit seinem Herzen. Ihr sei durch einen Arzt bekannt, dass Celia dieses Herz bekommen hätte, deshalb würde ihre Familie dafür sorgen, dass Celia stürbe. – Dann hat sie aufgelegt.“
    „Und? Wie hat Ihre Schwester reagiert?“ Danzik verlangsamte das Gehtempo.
    „Sie war schon ein bisschen am Flattern und hat Anzeige erstattet. Sie hat dann Personenschutz bekommen, und über die Uhrzeit und mit Hilfe der Telecom-Rechner gelang es der Polizei, die Telefonnummer herauszufinden. Und damit auch die Teilnehmerin. Aber Celia konnte ja nichts beweisen, und so verlief alles im Sande.“
    „Aber den Namen der Anruferin kennen Sie?“, fragte Danzik erregt.
    „Ja. Ich habe ihn zu Hause in einem Büchlein notiert. Wissen Sie, ich hab ein furchtbar schwaches Gedächtnis – “
    „Schon gut. Bitte geben Sie mir den Namen morgen früh telefonisch durch!“ Der Kommissar reichte Gaby Imhoff

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