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Herzraub

Herzraub

Titel: Herzraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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Seidenschal. Auf ihrer Stirn hatte sich eine Falte gebildet. Dann leuchteten ihre Züge plötzlich auf. „Ah, da war ich ja auf Tournee, ja, ganz sicher, da war ich auf Tournee in Bad Harzburg.“
    „Können Sie das beweisen?“, fragte Tügel.
    „Natürlich.“ Marianne Ohlrogge ging zu einem Teaktischchen und öffnete eine große Keksdose. „Hier“, sagte sie nach einigem Wühlen, „das Programmheft.“
    Tügel blätterte es auf. Tatsächlich war ihr Name bei dem Stück ›Sommernachtstraum‹ vermerkt. „Kriegen Sie wieder“, sagte er und steckte es ein.
    „Das war’s dann“, sagte Danzik. „Auf Wiedersehen.“
    „Lieber nicht“, erwiderte Marianne Ohlrogge und warf ihnen einen bösen Blick zu.
    „Eine schwer Frustrierte“, bemerkte Danzik, als sie draußen waren. „Wollte der Osswald wohl nur eins auswischen.“
    „Futterneid und so. Kennt man“, sagte Tügel.
     
    Sie fuhren ins Büro zurück, und Danzik vertiefte sich erneut in die Akte. Aber seine Gedanken schweiften ab, flogen hinüber nach Harvestehude, wo Laura Flemming jetzt sicher in ihrem Arbeitszimmer saß und an ihrem brisanten Medizinthema schrieb. Sie bewohne eine Altbau-Villa, hatte sie ihm erzählt. Wie sie wohl eingerichtet war? „Le style c’est l’homme“, das stimmte doch auch fürs Wohnen. Danach musste sie in einem bezaubernd-femininen, aber unverspielten Ambiente zu Hause sein … Ob er ihr wirklich gefiel? Doch, über diese schrecklichen Organspende-Geschichten hinweg hatte sie im ›Palazzo‹ mit ihm geflirtet, das war nicht nur sachlicher Beistand gewesen, sie hatten zusammengestimmt, wie einander verwandte Instrumente, hatten Ernstes ausgelotet und über Schräges gemeinsam gelacht …
    Wer wollte eigentlich wen anrufen? Er wusste es nicht. Dieser neue und doch so bekannte Zustand war verwirrend. Sie wollten sich wieder sehen, so viel war sicher. Er würde sie anrufen, er habe noch eine Frage zur Spende-Thematik, müsse da dringend was klären für seine Ermittlungen.
    Werner Danzik schaute wieder in die Akte und suchte nach der passenden Frage.
     

19
    Der Transporter hielt vor der Osswald-Villa am Nonnenstieg. Gaby Imhoff sah durch das Autofenster zum Haus hinüber und krallte die Finger um die Henkel ihrer Krokotasche. Du meine Güte, was war sie aufgeregt. Sie hatte ja Anspruch auf das Erbe ihrer Schwester, hatte das Testament sogar in ihrer Tasche – aber dennoch. Sicher würde ihr der Typ Schwierigkeiten machen, sie vielleicht bedrohen oder sogar zuschlagen.
    Mit Schaudern erinnerte sie sich daran, wie ihr Celia ihren blutunterlaufenen Unterarm gezeigt hatte, damals, als Steinmann in der Küche mit einer Metallkelle auf sie eingedroschen hatte. Ihre feine, vornehme, hochnäsige Schwester. Ein gefeierter Star, der in Talkshows kantig und charmant Tiefgründiges über das Leben zum Besten gab – und dann eine geprügelte Frau, sie konnte das immer noch nicht zusammenbringen.
    „Worauf warten wir noch?“, sagte der muskulöse junge Mann neben ihr.
    „Zeit ist Geld, meine Dame“, ergänzte der Zweite.
    „Ja, wir können“, sagte Gaby Imhoff und ging mit zögernden Schritten auf das Haus zu.
    Bevor sie klingeln konnte, wurde schon die Tür aufgerissen.
    „Was für eine Ehre und dann gleich in so großer Besetzung.“ Marco Steinmann stand in einem Jogging-Anzug vor ihr und grinste ironisch.
    „Hallo.“ Sie kramte in ihrer Tasche, wollte ihm schon das Papier hinhalten, aber er winkte ab. „Ich weiß, was im Testament steht, komm rein.“
    Sie blickte sich wie suchend um.
    „Nur zu“, sagte er. „Die Essgruppe dahinten und oben im Schlafzimmer der Sekretär.“
    „Ja, bitte“, sagte sie und nickte den Männern zu, damit sie mit dem Abtransport begannen.
    „Na, wie ist denn das, den Lebensgefährten auszurauben? Du zitterst ja. Ich glaube, du brauchst was Alkoholisches.“ Schon hatte er einen Cognac in der Hand, und sie wagte nicht abzulehnen.
    Ah, das tat gut. Mit der Wärme, die ihren Körper durchströmte, kam auch der Mut zurück. „Was heißt ausrauben? Du solltest deine Zunge hüten. Fühl dich bloß nicht zu sicher. Dein Alibi vom 14. Oktober ist schließlich mehr als wackelig.“
    „Was soll das heißen?“ Steinmann hatte die Farbe gewechselt.
    „Wie du weißt, habe ich an dem Tag mehrmals bei euch angerufen, weil ich Celia in einer dringenden Sache sprechen wollte. Und du warst immer am Apparat. Hattest die Wohnung also nicht verlassen, wie du der Polizei weisgemacht hast.“
    „Das

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