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Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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jetzt stehen und sich gegenseitig auf ihre – ähm – Männlichkeit starren und sie im Stillen miteinander vergleichen. Ich bete, dass sie das im Stillen tun, denn hören möchte ich das jetzt nicht. Ist deiner länger oder meiner? Warum tun Jungs so etwas? Warum sagt ihnen nie jemand, dass uns Mädchen das überhaupt nicht interessiert? Vor meinem geistigen Auge sehe ich Luke neben Marc Behrendt am Pinkelbecken stehen. Irgendwo in meinem Hinterkopf ertönt die Titelmelodie von
Star Wars
und beide öffnen ihre Jeans. Argh!
    Fast hätte mich mein Stöhnen verraten und schnell presse ich die Hand auf den Mund. Sind die da draußen denn immer noch nicht fertig? Was machen die so lange?
    Plötzlich nähern sich Schritte. Ich halte die Luft an. Jemand geht an meiner Kabine vorbei. Ich lausche gebannt und höre Geflüster. Was reden die da? Ich stehe leise auf und drücke mein Ohr gegen die Kabinentür.
    »Also: Wir haben nur noch zwei Wochen. So langsam muss der Plan stehen.«
    »Einundzwanzigster. Sommeranfang. Alles klar.«
    »Weißt du schon, wo die Party steigen soll?«
    »Soweit ich weiß, hat er das Klubhaus vom Bootsklub gemietet, aber das checke ich noch mal.«
    »Wenn man Behrendt heißt, kann man sich das wohl leisten. Und das Söhnchen wird ja nur einmal volljährig.«
    Ich schnappe nach Luft. Hat der Typ da draußen eben Behrendt gesagt? Worum geht es denn da? Kurz bleibt mein Blick auf eindeutig zweideutigen Schmierereien an der Kabinenwand neben mir hängen.
    »Wir müssen nur aufpassen, dass die Sache nicht auffliegt. Das Ding muss auf jeden Fall so laufen, dass keiner vorher was merkt. Wann wollen wir zuschlagen?«
    »Nicht zu früh, dreiundzwanzig Uhr wäre gut, oder? Wenn auch wirklich alle da sind. Je mehr, desto unauffälliger …«
    Zuschlagen? Wie meinen die das? Verdammt, warum flüstern die denn so? Ich kann fast nichts mehr hören.
    »… das Opfer.«
    »… bringst den Alten um die Ecke. Die Schlüssel besorg ich dir.«
    Mein Herz rast. Den Alten? Welchen Alten?
    »Okay, und ich schnappe mir Marc.«
    »Denk dran, ihm die Augen zu verbinden. Nimm ein Halstuch mit oder so.«
    Marc? Ich schließe die Augen und halte die Luft an. Habe ich das eben wirklich gehört? Marc? Marc Behrendt? Opfer? In meinem Kopf dreht sich alles und mir wird schlecht. Ich bin mir sicher, dass mein Herz so laut schlägt, dass die da draußen es hören können.
    »Und die Kohle?«
    »Keine Sorge, das geht klar. Papi lässt sich doch nicht lumpen. Nicht, wenn es um seinen Kronprinzen geht.«
    Ogottogottogott … das darf doch alles nicht wahr sein. Bitte mach, dass das nur ein Traum ist. Probeweise öffne ich die Augen. Und starre auf die vollgekritzelte Wand neben mir. Kein Traum. Ich stehe im Männerklo des KuBa und draußen vor meiner Tür schmieden irgendwelche finsteren Gestalten Entführungspläne.
    Was mach ich denn jetzt nur? Die Polizei anrufen? Die Feuerwehr? Das Militär? Ich fummele mein Handy aus der Hosentasche und überlege, welche Telefonnummer die Bundeswehr wohl hat.
Ganz ruhig, Isa, ganz ruhig. Solange die da noch vor deiner Tür stehen, kannst du sowieso nicht telefonieren
. Also abwarten!
    So leise es geht, schleiche ich wieder zum Klo zurück und setze mich ganz langsam hin. Was hatten sie gesagt? Einundzwanzigster? Sommeranfang? Juni also. Irgendeine Party? Im Bootshaus? Warum habe ich nur mein Notizbuch nicht dabei? Wie kann ich eine gute Journalistin werden, wenn ich nicht einmal an mein Notizbuch denke? In einem Spielfilm würde der Held jetzt einen Kugelschreiber aus der Tasche zaubern und das Wichtigste wenigstens auf ein Stück Klopapier notieren. Aber ich habe ja nicht mal einen Lippenstift dabei. Ich werde mich also komplett auf mein Gedächtnis verlassen müssen.
    Konzentrier dich, Isa. Wie viele Leute sind das da draußen? Zwei? Drei?
Ich versuche, mir die Stimmen ins Gedächtnis zu rufen und dem Flüstern vor meiner Tür noch irgendwas zu entnehmen, und komme zu dem Schluss, dass es drei sein müssen. Okay. Das kann ich mir merken. Einundzwanzigster Juni ist auch kein Problem, schließlich ist da Sommeranfang. Und offensichtlich wird Mister Musterknabe Marc Behrendt an diesem denkwürdigen Tag volljährig.
    So langsam beruhige ich mich, und die Sache fängt sogar an, mir Spaß zu machen. Nicht, dass ich es Marc Behrendt gönne, das Opfer einer Entführung zu werden. Das natürlich nicht. Schließlich weiß ich ja jetzt Bescheid und werde diese Entführung verhindern. Aber der Gedanke

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