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Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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zerre die Decke wieder über mich.
    »Frühstück ist fertig«, entgegnet meine kleine Schwester ungerührt.
    »Na und? Heute ist Sonntag, schon vergessen?« Ich werfe mein Kuschelkissen nach ihr, aber Kiki duckt sich nur.
    »Eben. Heute ist Sonntag. Und Papa ist zu Hause. Du weißt doch, wie sehr er Familienfrühstücke liebt.«
    Genervt schließe ich die Augen.
    Sonntagsfrühstück im Kreis meiner Familie ist wirklich das Letzte, was ich jetzt brauche. Ich bin noch todmüde und ganz hinten in meinem Kopf macht sich ein dumpfer Schmerz bemerkbar. Irgendetwas ist ganz und gar nicht so, wie es sein sollte. Nur was?
    Verzweifelt versuche ich, mich an meinen Traum zu erinnern. Da war doch dieser gut aussehende Typ. Der mit den schwarzen Locken und der goldbraun schimmernden Haut. Eine Haut wie Karamell. Karamell? Ich reiße die Augen wieder auf. Waren das wirklich meine Gedanken? Karamell! Hallo? Ich bete, dass ich das eben nicht laut ausgesprochen habe. Aber Kiki zerrt völlig unbeeindruckt weiter an meiner Bettdecke rum. Seit wann träume ich von einem Jungen? Wer war das überhaupt? Und was hatte der Typ gesagt? Es darf nicht in der Zeitung stehen? In welcher Zeitung?
    Mit einem Schlag bin ich hellwach und springe so schnell aus dem Bett, dass Kiki erschrocken aufkreischt.
    Plötzlich ist alles wieder da: Die vollkommen verpatzte Kindergarteneinweihung. Marc Behrendt, der Sohn des Oberbürgermeisters. Warum zur Hölle träume ich von diesem grässlichen Marc Behrendt? Und wieso küsse ich den im Traum? Ich muss eindeutig gestern zu viel getrunken haben. Dann fällt mir mein Besuch im Männerklo wieder ein. Die belauschten Gespräche. Und die Entführungspläne.
    Ich muss etwas unternehmen. Ich muss alles über diesen Marc herausfinden, und dann muss ich in Erfahrung bringen, wer die Kerle sind, die ihn entführen wollen. Meine Güte. Eine Entführung!
    Ich sprinte zu meinem Kleiderschrank und zerre eine Jeans heraus. Hatten sie nicht auch von seinem Vater gesprochen?
Den Alten um die Ecke bringen,
hatten sie gesagt. Ich zucke zusammen, als mir der Satz wieder einfällt. Meinen Pyjama trete ich achtlos unters Bett. Von
viel Kohle
war auch die Rede. Mit einer Hand angele ich nach meinem BH, mit der anderen klappe ich mein Notebook auf und schalte es an.
    »Das würde ich lieber lassen. Du weißt doch, wie allergisch Papa auf Internet vor dem Frühstück reagiert.«
    Ich verdrehe die Augen. Hier geht es um Leben und Tod. Da kann ich doch auf die Belange erziehungswütiger Eltern keine Rücksicht nehmen.
Reiß dich zusammen, Isa. Schließlich darf deine Schwester nichts merken.
Ich atme tief durch.
    »Ja, weiß ich. Ich fahr den Rechner auch nur schon mal hoch. Damit es nachher schneller geht. Muss ja noch meinen Artikel schreiben.«
    Dann lasse ich Kiki stehen und verschwinde ins Bad.
    Als ich endlich in die Küche komme, sitzen die anderen schon alle am Tisch.
    »Ah … die Starjournalistin beehrt uns auch mal wieder mit ihrer Anwesenheit.«
    Ich weiß, dass Papa nur einen Witz machen will, aber mich nervt er gewaltig. Ich lasse mich auf meinen Platz fallen und greife nach einem Brötchen. Wenigstens Mama lächelt mich freundlich an.
    »Guten Morgen, mein Schatz. Wie war das Konzert gestern?«
    Welches Konzert? Ach, das Konzert! Vor lauter Panik wegen der geplanten Entführung habe ich das schon fast wieder vergessen. Ich werfe einen vorsichtigen Blick zu Colin hinüber, aber der verzieht keine Miene. Stattdessen gießt er mir nur einen Kaffee ein und schiebt mir wortlos die Tasse über den Tisch. Dankbar greife ich nach dem heißen Gebräu und nippe daran. So muss ich wenigstens nicht gleich antworten.
    Manchmal können große Brüder doch ganz nett sein. Als Colin mich und Nina nämlich nach dem Konzert hinter dem KuBa aufsammelte, schnupperte er kurz und zog dann ein Päckchen mit Kaugummis aus der Hosentasche.
    »Hier! Du riechst, als ob du in ein Bierfass gefallen wärst. Nimm die mal. Und bete, dass die Alten schon im Bett sind, wenn wir nach Hause kommen.«
    Dankbar grinste ich ihn an und stopfte mir gleich zwei von den Dingern in den Mund. In dem Moment verzieh ich meinem Bruder sogar, dass er meine allerbeste Freundin mitten auf der Straße knutschte, als ob er sie aufessen wollte. Von wegen
wir haben uns nur unterhalten
. Sehr gesprächig waren die beiden gestern jedenfalls nicht mehr.
    Dafür ist Papa jetzt umso gesprächiger.
    Ich weiß, er muss über seine Erlebnisse reden, um das irgendwie zu verarbeiten,

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