Herzschlagzeilen
auf den Weg.
Endlich kriege ich Ayla am Halsband zu fassen und zerre sie von den beiden weg.
»Komm, Süße, du stehst doch überhaupt nicht auf Barbie.« Ich befestige die Hundeleine wieder am Halsband. »Und auf Mozart schon gar nicht.«
Ohne ein weiteres Wort presst das Kostüm seine Promenadenmischung an sich und eilt davon. Ich kann nicht umhin, dem Hund auf ihrem Arm im Stillen ein klitzekleines Missgeschick zu wünschen.
Eine Stunde später falle ich erschöpft auf mein Bett.
Keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Wenn ich wenigstens wüsste, wo Nina steckt. Aber auch beim zweiten Versuch erreiche ich nur ihre Mailbox. Siedend heiß fällt mir ein, dass ich ja bis 14 Uhr den Bericht über die Kindergarteneinweihung schreiben muss. Den habe ich komplett vergessen. Prompt sehe ich Marc vor mir, wie er mich wütend anfunkelt, und ärgere mich wieder über das arrogante Verhalten von Herrn Behrendt junior. Eigentlich hat der es gar nicht verdient, dass man ihn rettet.
Es geht dir auch nicht um Marc, es geht dir um deine Karriere, Isa,
versuche ich mich zu beruhigen. Und dann setze ich mich an mein Notebook und öffne mein Kindergarteneinweihungsdokument.
Jetzt reiß dich am Riemen. Drei Sätze und dann schickst du das Ding ab.
Normalerweise fällt mir das Schreiben total leicht. Die Artikel für die Schülerzeitung und auch meine Blogbeiträge tippe ich meistens, ohne lange nachzudenken, einfach so runter. Keine Ahnung, warum ich an diesem kurzen Bericht jetzt so lange rummache.
Eine gefühlte Ewigkeit später drücke ich endlich auf
Senden
. Hoffentlich geht das gut und hoffentlich gibt es ein vernünftiges Foto von Marc in der Redaktion. Ohne vollgekotztes T-Shirt.
Ich hole mir in der Küche ein Glas Orangensaft und lasse mich wieder auf meinen Schreibtischstuhl plumpsen. Wenigstens gehört die Wohnung jetzt mir allein. Meine Eltern und auch Kiki und Colin sind offensichtlich ausgeflogen.
Zuerst öffne ich Facebook und schreibe Nina eine kurze Nachricht. Sie soll wenigstens wissen, dass ich sie so schnell wie möglich sprechen muss.
Hi, Nina,
bitte melde dich bei mir, sobald du wieder zu Hause bist. Bin auf eine echt gefährliche Sache gestoßen. Es geht um Leben und Tod.
Ich denke einen Moment über diese Nachricht nach und lösche sie dann wieder. Auch wenn Papa mich mit seiner schlechten Meinung über Facebook permanent nervt, so ganz traue ich dem Frieden doch nicht. Ob die privaten Nachrichten, die man dort verschickt, tatsächlich so privat bleiben? Was, wenn Mister Zuckerberg das alles heimlich liest und die Entführer dann durch ihn erfahren, dass ich ihnen auf der Spur bin?
Ich überlege kurz und schreibe den Text an Nina dann noch einmal neu.
Hi, Nina,
bitte melde dich bei mir, sobald du wieder zu Hause bist. Dringend. Es geht um den Süßen, du weißt schon, den mit dem Hormonchaos und dem weißen T-Shirt. Es brennt!!!
Mir ist klar, dass Nina bei dieser Nachricht keine zwei Sekunden zögern wird, mich anzurufen. Dann gebe ich den Namen »Marc Behrendt« spaßeshalber mal in die Suchmaske bei Facebook ein. Und tatsächlich, der Sprössling des Oberbürgermeisters hat einen Account. Das hätte mir auch früher einfallen können. Blöd nur, dass seine Pinnwand nicht für jeden einsehbar ist.
Mal abgesehen von ein paar uninteressanten offiziellen Infos über ihn kann ich auf seiner Seite nichts lesen. Dazu hat er sich zu gut abgeschottet. Ich müsste ihm eine Freundschaftsanfrage schicken und hoffen, dass er mich freischaltet. Wieder sehe ich seinen wütenden Blick vor mir. Never ever. Niemals werde ich mich so weit erniedrigen, Mister Perfect um seine Facebook-Freundschaft zu bitten. Es muss noch andere Möglichkeiten geben, ein bisschen was über ihn herauszufinden. Mein Blick fällt auf einen Link auf seiner Info-Seite. Neugierig klicke ich darauf und lande auf der Seite eines Tennisvereins. Aha. Der Wunderknabe spielt also Tennis. Ich klicke mich durch ein paar Seiten mit Fotos. Marc Behrendt ist auffallend oft vertreten. Auf allen Bildern lächelt er strahlend in die Kamera (und jedes Mal ist sein T-Shirt blütenweiß!), meistens steht irgendein Tenniskumpel neben ihm. Manchmal posiert er aber auch allein vor dem Netz. Ich klicke zur nächsten Aufnahme. Marc Behrendt zusammen mit einem Mädchen im Tennisdress. Lachend halten sie zusammen einen Pokal in die Kamera. Das Mädchen sieht toll aus. Wie ein Model. Ob sie seine Freundin ist?
Ich spüre einen feinen Stich im Herzen und
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