Herzschlagzeilen
fröhlich und gleichzeitig charmant zu sein, und denke dabei die ganze Zeit an Luke. Mein schlechtes Gewissen lässt mir keine Ruhe.
Du hast eine Aufgabe, Isa Heimbucher. Dein Ziel ist die Geburtstagseinladung von Marc. Alles andere muss so lange warten.
Ich schiebe das Bild von Luke in mir energisch weg und versuche, mich wieder auf Marc zu konzentrieren.
»… und dann stand es im fünften Satz dreißig zu null und ich hatte Aufschlag«, sagt Marc gerade. Ich verstehe nur Bahnhof und merke bestürzt, dass ich überhaupt keine Ahnung habe, wovon er redet.
Ein bisschen mehr Mühe solltest du dir schon geben,
schimpfe ich mit mir selbst.
Sonst lädt er dich niemals zu seinem Geburtstag ein und der ganze Aufwand war völlig umsonst.
»Hm … guck mal … Mango!«, flöte ich und halte Marc auffordernd meinen Löffel mit etwas Eis darauf hin. Irritiert unterbricht er seine Ausführung und starrt auf den Löffel. Dann macht er ganz automatisch den Mund auf und ich schiebe das Mango-Eis-Portiönchen hinein. »Meine Lieblingseissorte«, füge ich noch erklärend hinzu. Als Mister Perfect keine Anstalten macht, den Ball, den ich ihm doch wirklich geschickt zugespielt habe, aufzunehmen, beuge ich mich etwas über den Tisch und schaue in seinen Eisbecher. »Und welche Sorten hast du noch so?«, frage ich, und mir entgeht nicht, dass sein Blick genau in meinen Ausschnitt fällt.
»Melone«, murmelt er und kratzt mir pflichtschuldigst ein Löffelchen voll ab.
Na bitte, geht doch
, lobe ich mich selbst, während ich versuche, das bisschen Eis so erotisch wie möglich von seinem Löffel zu lutschen. Jetzt finde ich es fast schade, dass die Schmetterlinge sich zurückgezogen haben. Ohne das Kribbeln im Bauch komme ich mir nur noch albern vor. Wir müssen so schnell wie möglich zum Thema kommen, beschließe ich. Aber wie spricht man jemanden auf seine bevorstehende Geburtstagsparty an, von der man offiziell gar nichts wissen kann?
Lass dir was einfallen, Isa. Schließlich willst du mal Journalistin werden.
Das Klingeln eines Handys unterbricht meine angestrengten Überlegungen. Entschuldigend sieht Marc mich an, während er ein iPhone aus seiner Hosentasche zieht und einen Blick darauf wirft. Dann drückt er das Gespräch einfach weg und ich platze fast vor Stolz.
»Tut mir leid, ich muss los«, holt er mich schließlich auf den Boden der Tatsachen zurück. »Ich hab noch einen wichtigen Termin.«
Alles klar. Als Sohn des Oberbürgermeisters geht man nicht Fußball spielen oder muss Nachhilfe geben, man geht auch nicht Hausaufgaben machen, Mittag essen, den Rasen mähen oder macht sonst etwas Profanes, womit sich andere Jugendliche rumschlagen. Als Sohn des Oberbürgermeisters hat man einen Termin. Ich versuche, mir meine Enttäuschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen und möglichst souverän zu nicken. Marc springt auf und fummelt einen zerknitterten Geldschein aus der Hosentasche.
»Kannst du zahlen, bitte? Ich hab’s echt eilig.« Er wirft den Schein auf den Tisch.
»Ähm. Ja. Klar.«
Isa, unternimm endlich was. Wenn er erst weg ist, ist es zu spät.
»Treffen wir uns wieder?«, frage ich schnell und hoffe, dabei nicht allzu verzweifelt zu klingen.
Marc stutzt einen Moment, dann lacht er.
»Klar. Bestimmt. Vorausgesetzt, du drückst mir nicht wieder ein schreiendes Baby in den Arm.«
Zu meinem Ärger spüre ich sofort, wie ich rot werde.
Plötzlich beugt er sich zu mir rüber und drückt mir noch einen sanften Kuss auf die Lippen. »Das hier«, murmelt er dabei, ohne seinen Mund von meinem zu nehmen, »hat mir nämlich viel besser gefallen.« Schlagartig werden die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder hellwach und flattern aufgeregt durcheinander. Dann löst er sich von mir und läuft los.
»Ich ruf dich an«, ruft er mir noch über die Schulter zu.
Erst als er nicht mehr in Sicht ist und ich in die Reste meines Eisbechers starre, fällt mir ein, dass Marc mich gar nicht nach meiner Telefonnummer gefragt hat.
I ch geh dann mal duschen.«
Endlich. Seit einer halben Stunde liege ich hellwach im Bett und warte darauf, dass Kiki ins Bad geht. Ich greife nach dem Handy und wähle Ninas Nummer. Hoffentlich ist sie schon wach und geht ran, länger kann ich nämlich echt nicht mehr warten.
Eigentlich wollte ich mit Nina gestern Abend noch quatschen. Aber als ich sie gerade erreicht hatte, musste sie plötzlich noch mal weg: Ihr Chef wollte zu einem Bauernhof rausfahren und Nina sollte mitkommen. Wenn sie jetzt
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