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Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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immer und fragte nach Frau Peters, verzog ansonsten aber keine Miene. Und ich war zunächst einmal erleichtert. Auch wenn mir klar war, dass dieses Katz-und-Maus-Spiel in meiner Familie so nicht mehr lange weitergehen konnte.
    Wefi blickte mich an. Lange. Dann seufzt er.
    »Gibt es Fotos?«
    Ich denke an das Foto, das Luke von uns geschossen hat, und schüttele stumm den Kopf.
    Wefi sagt nichts. Ein weiterer Wutausbruch wäre mir ehrlich gesagt lieber gewesen, aber ich zwinge mich, ihn möglichst unbefangen anzusehen. Er erwidert meinen Blick mit zusammengekniffenen Augen.
    »Okay.« Plötzlich nickt Wefi . »Dann wollen wir mal sehen, wie wir den Schaden begrenzen können. Ich schlage vor, du setzt dich jetzt hin und schreibst einen hübschen kleinen Bericht über diese Ausstellung. Nur ein paar Sätze. Muss auch nicht druckreif sein, das mache ich dann schon. Ich besuche so lange den zweiten Vorsitzenden vom Kleintierzuchtverein und frage nach dem Protokoll. Ist ein alter Kumpel von mir«, fügt er hinzu. »Dann haben wir beide Berichte eben morgen in der Dienstagsausgabe. Einverstanden?«
    Ich atme erleichtert aus und nicke schnell, obwohl ich im Moment noch keine Ahnung habe, was ich zu der Vernissage überhaupt schreiben soll.
    »Ich brauche deinen Bericht um vierzehn Uhr. Spätestens.« Mit diesen Worten steht er auf und verlässt das Büro.
    Zehn Minuten später sitze ich auf meinem Fahrrad. Ich weiß wirklich nicht, was ich über die Ausstellung schreiben soll. Was daran liegen könnte, dass ich von der Ausstellung selbst ja gar nichts gesehen habe. Und das will ich jetzt schleunigst nachholen. Zu meinem Glück ist das Druckhaus rund um die Uhr für Besucher geöffnet. Die Ausstellung kostet nicht einmal Eintritt.
    Ich lasse mir von der Dame am Eingang einen Flyer mit ein paar Informationen zum Künstler in die Hand drücken und betrete den Saal mit den Bildern. Hoffentlich fällt mir zu dem wirren Zeug irgendetwas Vernünftiges ein. Gespannt betrachte ich das erste Bild. Und halte die Luft an.
    Ich habe keine Ahnung von Kunst. Ich weiß nicht, ob das, was ich da sehe, gut ist oder schlecht. Von Kunstrichtungen oder so verstehe ich nichts. Aber eins sehe ich sofort: Das Bild, vor dem ich stehe, ist wunderschön. Es stellt ein Mädchen dar. Ein Kind noch. Ganz in Grautönen gemalt, mit großen dunklen Augen. Das Kind selbst ist fast durchsichtig. So, als ob es eigentlich nicht von dieser Welt wäre. Trotzdem scheint sich in seinen Augen das Wissen der ganzen Welt zu spiegeln.
    »Maleika, 7 Jahre«, steht unter dem Bild. Mehr nicht. Ich gehe zum nächsten Gemälde. Diesmal ist es eine alte Frau. Ebenfalls keine Farben. Nur Grautöne. Und Schwarz. Wieder sind die Augen das Besondere an dem Bild. Und wieder ist es einfach nur wunderschön.
    »Diese Menschen sind alle gestorben. Er malt den Tod«, sagt eine Stimme leise hinter mir.
    Ich fahre herum. Luke. Vor Schreck flattert mir der Flyer aus den Händen. Luke bückt sich und hebt ihn wieder auf.
    »Was … was machst du hier?«, will ich wissen. »Spionierst du mir schon wieder hinterher?«
    Luke zuckt zurück. Dann schüttelt er den Kopf.
    »Ich habe dir nicht hinterherspioniert. Und ich bin hier, weil ich noch ein paar Fotos von den Bildern machen wollte.«
    »Und was war das am Freitag für eine Aktion?« Wütend funkele ich ihn an. So einfach kommt er mir nicht davon. Schließlich hatte er fast die zarten Bande zwischen Marc und mir zerstört.
    Luke seufzt.
    »Das mit Freitag tut mir leid. Eigentlich war ich nur hier, um die Ausstellung zu fotografieren. Ich wusste nicht, dass du auch da bist. Echt nicht«, fügt er hinzu, als er meinen zweifelnden Blick sieht. »Dann habe ich dich gesehen. Du hast am Rand gestanden und ziemlich gelangweilt ausgesehen. Ich hab ein paar Fotos gemacht.«
    »Du hast mich fotografiert?«
    »Nein, nicht dich. Die Eröffnung. Eigentlich hab ich mir nichts dabei gedacht, als ich dich gesehen habe. Ich dachte, du bist mit deiner Mutter hier.«
    Ich erstarre. »Du hast meine Mutter gesehen?«
    »Nun ja. Sie war nicht wirklich zu übersehen, oder?« Sein verlegenes Grinsen macht mich wütend.
    »Lass meine Mutter da raus, okay? Ich war nicht mit meiner Mutter hier, sondern mit Marc Behrendt.« Trotzig sehe ich ihn an.
    Er nickt. »Das habe ich dann auch begriffen. Spätestens als ich dich nach der offiziellen Eröffnung gesucht habe.«
    »Warum hast du mich denn gesucht?« Ich wünschte, ich könnte diesen Augenbrauentrick von Wefi

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