Herzschlagzeilen
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Er zuckt die Schultern. »Nur so. Ich wollte dir Hallo sagen.«
»Und dann hast du mich gefunden«, murmele ich und spüre, wie ich rot werde.
Er nickt. »Ja, und dann habe ich gesehen, dass du draußen gestanden und mit diesem Behrendt geknutscht hast.«
»Wir haben nicht geknutscht, wir haben uns geküsst«, fauche ich ihn an. »Und was sollte das mit der Fotografiererei?«
Jetzt ist es Luke, der rot wird. Und fast bekomme ich Mitleid mit ihm. Aber nur fast.
»Ich bin einfach ausgerastet, als ich das gesehen habe. Du hattest meine Frage nach Außenterminen immer verneint. Und plötzlich dachte ich, du hast mich die ganze Zeit angelogen. Weil du nicht mit mir, sondern lieber mit diesem Heini zusammen sein willst.«
»Ich habe nicht gelogen! Und Marc Behrendt ist kein Heini!« Ich werde so laut, dass Luke zusammenzuckt.
»Isa, du willst mir doch nicht ernsthaft sagen, dass du mit dem zusammen bist?« Luke klingt jetzt richtig verzweifelt, aber ich möchte das nicht hören.
»Doch, bin ich. Auch wenn du das beinahe kaputtgemacht hättest«, werfe ich ihm an den Kopf.
»Marc Behrendt hat an jedem Finger eine andere, das weißt du doch! Du hast doch selbst früher immer darüber gelästert.« Luke redet sich richtig in Rage. »Was willst du denn auf einmal mit dem?«
»Du hast ja keine Ahnung«, schreie ich Luke an. »Marc ist nett und höflich und zuvorkommend. Er ist wahnsinnig lieb und kein bisschen so, wie du behauptest. Und heute Abend gehen wir zusammen ins Kino. Nur für den Fall, dass du wieder Fotos machen willst.«
Luke zuckt zurück, als hätte ich ihn ins Gesicht geschlagen. Und ich fühle mich einfach nur schrecklich.
»Nein, das will ich ganz sicher nicht. Ich wünsch dir viel Spaß heute Abend.« Er dreht sich um und verlässt den Saal.
»Luke, warte!« Plötzlich tut es mir leid. Ich wollte ihn nicht so angreifen. Und eigentlich bin ich ja gar nicht wirklich Marcs Freundin. Ich will doch nur herausfinden, was auf der Geburtstagsparty passiert. Aber Luke hat mich so wütend gemacht mit seinen Vorwürfen, dass ich ausgerastet bin. Ich laufe hinter ihm her, aber er hat die Tür schon zugeknallt und düst auf seinem Fahrrad davon.
»Blöder Mistkerl«, fluche ich und setze mich auf die Treppenstufen vor der Eingangstür. Jetzt kann ich meine Tränen nicht länger zurückhalten. »Du blöder, blöder Mistkerl.«
So ganz klar ist mir im Moment selbst nicht, wen ich eigentlich damit meine.
I ch stehe pünktlich vor dem Central und warte auf Marc.
Luke hatte einfach nicht recht. Marc war nicht so, wie er ihn sehen wollte. Marc war zu mir immer nett und höflich gewesen. Und wenn er kein Interesse an mir hätte, dann hätte er sich nach der Aktion vom vergangenen Freitag wohl kaum bei mir gemeldet und mich ins Kino eingeladen.
Die Auseinandersetzung mit Luke im Druckhaus steckte mir noch in den Knochen, als ich schon längst wieder in der Redaktion saß, um meinen Bericht über die Ausstellung zu schreiben. Eine gefühlte Ewigkeit habe ich daran gefeilt und ihn dann gerade noch pünktlich um vierzehn Uhr vor der Nachmittagssitzung abgegeben.
»Na bitte, geht doch«, war alles, was
Wefi
dazu sagte. Nach der Redaktionssitzung hat er mich für heute nach Hause geschickt. Mir war das recht so. So konnte ich mich ein bisschen beruhigen und mich auf den Kinobesuch vorbereiten.
Ich zog noch mal die schwarzen Klamotten an. Die sahen einfach gut aus und machten mich ein bisschen älter. Blöd war nur, dass ich heute auf Mamas Pumps verzichten musste. Sie hatte mich zwar nicht mehr darauf angesprochen, vermutlich, um einer Diskussion über den Abend bei der Vernissage aus dem Weg zu gehen, aber aus dem gleichen Grund wollte auch ich sie nicht darauf ansprechen. Und die Schuhe einfach noch mal auszuleihen, ohne zu fragen, das traute ich mich dann doch nicht. Also mussten heute die Ballerinas ausreichen.
Wir würden ja die meiste Zeit im Dunkeln sitzen, sagte ich mir, da war es egal, welche Schuhe ich trug.
Als Marc kommt, schlägt mein Herz sofort schneller. Er sieht eben einfach unverschämt gut aus. Ich beobachte, wie ihm die Blicke einiger Mädchen vor dem Kino bewundernd folgen, und wachse sofort um einige Zentimeter, als er direkt auf mich zukommt. Blöderweise begrüßt er mich nur sehr freundschaftlich mit Küsschen rechts und Küsschen links, ich hatte gehofft, er würde mich vor aller Augen gleich richtig in die Arme nehmen. Aber vermutlich steht Marc so viel in der Öffentlichkeit, dass er
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