Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
nämlich gerade«, fügt sie mit gesenkter Stimme hinzu, »beim Shoppen.«
»Shoppen?« Wenn sie mir erzählt hätte, dass sie nackt durch den Bahnhof Ealing Broadway flanieren, hätte ich kaum verblüffter sein können. Ollie hasst Shoppen wie die Pest. Ich habe ihn immer einem Guinness im Pub überlassen, wenn ich mir eine kurze Shopping-Therapie gönnen musste. »Das macht er doch gar nicht gern.«
»Mit mir macht er es gern«, erwidert Nina triumphierend. »Und ich verrate dir noch ein Geheimnis: Wir waren beim Juwelier und haben uns Ringe angeschaut. Ich habe einen wunderschönen Weißgoldring mit einem Solitär gesehen, und Ollie ist offenbar gerade zurückgegangen, um ihn zu kaufen. Du weißt doch sicher, was das bedeutet, nicht wahr, Katy?«
Na klar. Dass Ollie den Verstand verloren hat.
»Ihr verlobt euch?«
Sie lacht. »So sieht’s aus.«
Ich glaube, ich muss kotzen. Wie kommt Ollie in nur sechs Wochen von der Bemerkung, er sei vielleicht wieder mit Nina zusammen, zu der Entscheidung, sich mit ihr zu verloben?
»Glückwunsch.« Wie ich das äußern kann, ohne daran zu ersticken, ist mir ein Rätsel. »Könntest du Ollie bitte was ausrichten?«
»Er ist jetzt wieder da«, sagt Nina. »Soll ich dich weiterreichen?«
»Nein!« Scheiße, nein! Was zum Teufel soll ich ihm denn sagen? Würde ich überhaupt ein einziges Wort hervorbringen, wenn ich doch bei der Vorstellung, dass der hinreißende lustige Ollie die Fiese Nina heiratet, in Heulen und Schreien ausbrechen möchte? »Sag ihm nur schöne Grüße und, äm, Glückwunsch.«
»Mach ich doch«, erwidert Nina, die sich in ihrer Siegerposition nun großzügig geben kann. »Aber du solltest wirklich aufhören, ihn zu belästigen, Katy. Such dir neue Perspektiven im Leben.«
»Oh, das hab ich schon getan!« Ich gebe ein halbersticktes künstliches Lachen von mir. Ol wüsste auf Anhieb, dass ich lüge, aber Nina checkt so was natürlich nicht. »Hast du nicht Zeitung gelesen? Ich bin mit Gabriel Winters zusammen. Mr Rochester? Wir sind ein Paar. Das wollte ich Ollie eigentlich erzählen. Er sollte es von mir erfahren, für den Fall, dass er von Reportern belagert wird. Aber du richtest es ihm aus, ja? Ich würde gerne noch mit dir plaudern, aber ich muss los. Gabriel will mit mir essen gehen.«
Damit breche ich das Gespräch ab – wenigstens ist es mir ein einziges Mal gelungen, Nina sprachlos zu machen.
Mein Herz hämmert wie verrückt. Ich brauche noch ein Glas Wein. Und wenn Ollie sich tatsächlich mit Nina verlobt, brauche ich ganz viele Gläser.
Ich gehe zur Bar, und mir fällt auf, dass es ganz still ist. Das Feuer knistert, und oben hört man die Klospülung, aber das ist auch alles. Ich merke plötzlich, wie laut ich gesprochen habe. Alle hier im Pub, von Jo der Barfrau bis zu der irren Alten am Tresen, haben das Gespräch mit angehört und starren mich nun an. Die beiden Reporter am Kamin sabbern förmlich, und einer hängt schon am Handy und diktiert seinem Redakteur den Text.
Au Scheiße.
Sieht aus, als würde ich Gabriels Angebot nun doch annehmen.
16
K ennt ihr die alte Redensart, derzufolge man vorsichtig sein soll, was man sich wünscht, denn es könnte vielleicht in Erfüllung gehen? Da ist verdammt viel dran, das kann ich euch sagen. Als ich noch eine arme Lehrerin war, habe ich mein klägliches Gehalt für Hochglanz-Klatschmagazine ausgegeben und bin vor Neid gelb angelaufen beim Anblick der coolen Fotostrecken und Luxusvillen. Beim Heftekorrigieren oder eingequetscht in der U-Bahn mit der Nase in der Achselhöhle wildfremder Menschen habe ich von einem himmlischen Lebensstil als Berühmtheit mit Geld, Ruhm und Horden von Fans geträumt.
Aber die Wirklichkeit sieht anders aus.
Erst drei Tage sind vergangen seit meinem faustischen Pakt mit Gabriel, und meine Welt ist schon völlig aus den Fugen geraten. Wo ich auch auftauche, richtet sich eine Kamera auf mich, oder jemand versucht mich in ein Gespräch über meine »Beziehung« zu verwickeln. Vor zwei Tagen, als ich gerade eine Glückwunschkarte zur Verlobung an Ollie abschicken wollte, wurde ich von Angela Andrews heimgesucht, die mir für meine Story einen Betrag bot, der so hoch war, dass ich erst einmal eine Sauerstoffflasche gebraucht hätte, um das Angebot überhaupt zu erwägen. Das Dasein als Berühmtheit treibt mich zwar zum Irrsinn, aber Maddy hat mir berichtet, dass sämtliche Unterkünfte in Tregowan von Reportern belegt sind, weshalb ich bei den Einheimischen
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