Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
durchgeplant bis ins letzte Detail. Wir essen im Trawlers , einem reizenden kleinen Fischrestaurant am Kai, und auf dem kurzen Weg dorthin sollen die Reporter ihre Bilder schießen. Danach, versichert mir Seb, werden sie erst mal das Interesse verlieren und sich andere Opfer … ich meine, andere Prominente suchen.
»Sehe ich okay aus?« Ich bin durchaus nicht überzeugt, dass monströs hochhackige Schuhe mit engen Jeans ein vorteilhaftes Outfit für mich sind. Und wirke ich mit der riesigen Sonnenbrille nicht wie ein Insekt?
»Super«, strahlt Lisa und besprüht mich mit einem Hauch Coco. »Viel Spaß.«
»Und für uns hoffentlich Frieden«, murmelt Richard hinter der Church Times.
Ich verzichte darauf, ihm einen Kinnhaken zu versetzen, und tipple hinter Gabriel in den Flur. Mein Magen fühlt sich an, als habe jemand meine Gedärme zu Makramee geknüpft. Wenn sich Stars ständig so fühlen, wundert es mich nicht, dass die alle so dünn sind.
Die Tür wird geöffnet, und im selben Moment geht ein Blitzlichtgewitter los, und Leute rufen meinen Namen. Zum Glück habe ich die Sonnenbrille auf den Augen. Blinzelnd wie ein Maulwurf im Licht und lächelnd wie eine Irre umklammere ich Gabriels manikürte Hand und wandle mit ihm den Gartenweg entlang.
»Mach ein glückliches Gesicht«, raunt er und zieht mich an sich, worauf ich fast an einer Paco-Rabanne-Duftwolke ersticke. »Steck deine Hand in meine hintere Hosentasche und lehn den Kopf an meine Schulter.«
Das tue ich, worauf irgendwas in meinem Nacken knackt. Aua! Na, wenigstens sehe ich bis über beide Ohren verliebt aus, auch wenn es schweinisch wehtut. Aber Gabriel kann seiner Entourage doch jederzeit einen Chiropraktiker hinzufügen, nicht?
»Wie habt ihr euch kennengelernt?«, schreit ein Reporter.
»Stimmt es, dass ihr es sechsmal pro Nacht macht?«, ruft ein anderer.
»Beachte sie nicht, schau nur einfach glücklich«, murmelt Gabriel. »Wenn sie gute Fotos haben, lassen sie uns in Ruhe. Die werden nur wild, wenn sie keine Bilder kriegen.«
»Geht klar«, sage ich, als sei es mein täglich Brot, von Paparazzi belagert zu werden. »Glücklich aussehen. Hab verstanden.«
Vor dem Trawlers bleiben wir stehen. Es ist ein milder Frühlingstag, und am hellblauen Himmel treiben weiße Wölkchen. Die Fischerboote sind schon lange draußen auf dem Meer, die Flut ist ihnen gefolgt und hat einen Streifen glitzernden Sand hinterlassen. Ein Hund rast wie wild über den Strand, den buschigen Schwanz hoch aufgerichtet, und bellt die Möwen an.
Ein Irish Setter, elegant und dämlich, wie Sasha.
»Schau in die Kameras«, zischt Gabriel. »Oder zu mir hoch.«
Ich löse den Blick von dem Hund und richte ihn wieder auf den schönen Mann an meiner Seite. Es gibt bestimmt Millionen von Settern im Land, und sie sehen vermutlich alle aus wie Sasha und benehmen sich auch so, aber dennoch …
Während Gabriel mit den Reportern redet, lächle ich ausdruckslos und blicke wieder zum Strand. Der Besitzer des Hundes wirft einen Stock, und irgendwas an der Art, wie er sich bewegt, veranlasst mich dazu, noch angestrengter hinzuschauen. Total albern. Es gibt garantiert unzählige Typen um die dreißig, die Timberlands und verwaschene Jeans tragen. Das ist nicht Ollie. Ausgeschlossen. Er ist Hunderte von Kilometern entfernt und wird von infernalischen Neuntklässlern gepeinigt.
»Glotz nicht so auf den Typen am Strand«, kommandiert Gabriel und hält mir die Restauranttür auf. »Wir sind ein Paar, hast du das schon vergessen?«
»Ich schaue auf den Hund«, wende ich ein, aber Gabriel ist zu beschäftigt, sein Spiegelbild in der Glastür zu bewundern, um mir zuzuhören. Fehlen nur noch ein Hirsekolben und ein Glöckchen, dann könnte man ihn zu Jewells Kanarienvögeln setzen.
Als der Besitzer uns zum Tisch geleitet und dabei ob der kostenlosen Werbung für sein Restaurant fast einen Kniefall macht, beginne ich mich zu fragen, ob es nicht ein kolossaler Fehler war, diesen Job anzunehmen. Wenn Gabriel mich schon nach drei Tagen förmlich zum Irrsinn treibt, wie soll ich es da einen ganzen Sommer mit ihm aushalten? Vermutlich wäre ich mit Luke und Leia noch besser dran.
»Wie findest du das Restaurant?«, fragt Gabriel, als wir unseren Platz am Erkerfenster einnehmen, so nahe am Meer, dass wir beinahe paddeln könnten. »Ist es nicht zauberhaft?«
»Wunderschön«, sage ich – der perfekte Hintergrund für ein romantisches Mahl in einer Romanszene. Die Leserschaft der
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