Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
Gabriels Freundin gehört, für ihn sauberzumachen, lasse ich meine Wut nun an dem Chaos aus, indem ich Teller in den Geschirrspüler packe und Töpfe in Regale knalle, während der arme Mufty sich in sein Körbchen duckt und sich vermutlich fragt, was diese Irre hier zu suchen hat.
»Ich hab die Wut, weißt du!«, erkläre ich ihm, während ich einen vollen Müllsack zur Küchentür rausfeuere und damit beinahe eine Möwe erschlage. »Wie können Gabriel und Seb sich erdreisten, über mein Leben zu bestimmen? Wofür zum Teufel halten die sich?«
Schon sonderbar, dass noch vor wenigen Monaten James diese Rolle zufiel und ich so schwach und apathisch war, dass ich ihn gewähren ließ. Ich muss wohl geglaubt haben, dass er alles besser wüsste und nur mein Bestes wollte. Was sich im besten Fall als übler Schwachsinn und im schlimmsten Fall als emotionale Misshandlung erwiesen hat.
Dem Himmel sei Dank, dass ich den Absprung geschafft habe.
»Wenn Gabriel es wagt, auch so eine Nummer abzuziehen, kriegt er einen dieser Töpfe auf den Schädel«, teile ich dem besorgt blickenden Mufty mit, als ich einen Topf aus dem Spülbecken wuchte. »Jetzt ist Schluss mit lustig! Die sanfte Katy gibt’s nicht mehr!«
Ich sichte mein Spiegelbild im Edelstahl-Kühlschrank: Ich sehe anders aus, aber nicht nur, weil ich schlanker bin und meine Haare glatt sind. Da ist auch der eisern entschlossene Blick in den Augen und das energisch vorgereckte Kinn.
Pummel hat das Weite gesucht. Wenn Jewell mich nur sehen könnte!
»Wenn man zu lange auf dem Beifahrersitz hockt, verlernt man das Fahren«, erkläre ich dem verstörten Pudel. »Und ich kann gut Auto fahren, was James auch verzapft hat. Mit Ollies Käfer konnte ich hervorragend umgehen. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der sich gleichzeitig die Nägel lackieren und den Kreisverkehr an der Hanger Lane bewältigen konnte.«
»Mit wem redest du?« Seb kommt in die Küche geschlendert, klappt sein Handy zu und schaltet den Wasserkessel ein. Seit er zuletzt im Dorf war, hat er sich einen Kinnbart wachsen lassen, was sein ohnehin schon hageres Gesicht noch wieselartiger wirken lässt.
»Interessant, dass du das fragst«, antworte ich und starre ihn finster an. »Mit wem sollte ich deiner Ansicht nach sprechen? Oder vielleicht formuliere ich das besser anders: Mit wem sollte ich deiner Ansicht nach nicht sprechen?«
Seb beäugt mich argwöhnisch. »Bist du betrunken? Es ist erst neun Uhr morgens.« Er seufzt geplagt. »Bitte kein Suchtdrama. Ich kann es wirklich nicht gebrauchen, dir einen Platz in der angesagtesten Entzugsklinik verschaffen zu müssen. Ich weiß nämlich, dass die total ausgebucht sind.«
Seb kann von Glück sagen, dass die Kochinsel – die eher ein Kontinent als eine Insel ist – sich zwischen uns befindet. Sonst hätte er sich nämlich einen Platz in der Notaufnahme verschaffen dürfen.
Ich hole tief Luft. Ruhig und gelassen war der Vorsatz, nicht wahr?
»Möchtest du mir vielleicht mal erklären, warum du meine Anrufe abgefangen hast?«
»Ach so.« Sein Blick flackert, und er schaut rasch weg. »Das.«
»Ja, das.« Ich marschiere um die Kochinsel herum, wobei ich an den Sabatier-Messern vorbeikomme. Als ich neben dem Holzbrett mit den Messern stehen bleibe, wirkt Seb nachhaltig beunruhigt. Wozu er allen Grund hat, denn ruhig und gelassen zu bleiben gehört einfach nicht zu meinen Stärken.
Ich wusste doch, dass ich nicht grundlos mit fuchsroten Haaren geboren wurde.
»Was gibt dir das Recht zu entscheiden, mit wem ich zu reden habe?«, knurre ich.
Er zuckt die Achseln. »Ich bin dein Manager. Das gehört zu meinem Job.«
»Es gehört zu deinem Job, Anrufe von meinen Freunden abzufangen? Das war nicht Teil meiner Absprache mit Gabriel. Und abgesehen davon bist du nicht mein Manager.«
»Ich bin aber für Gabriels Image verantwortlich. Und das gilt auch für dich. Schau dir nur mal an, wie viel Geld er dir für dieses Theater zahlt. Und du hast alles aufs Spiel gesetzt, indem du männlichen Freunden von dir erlaubt hast, anzurufen und unangekündigt hier aufzutauchen. Einer von uns musste schließlich Vernunft bewahren.«
»Du solltest es lieber lassen, mir jetzt auch noch Vorhaltungen zu machen! Ich hatte eingewilligt, als Gabes Partnerin aufzutreten, und nicht, in einem Überwachungsstaat zu leben!«
»Ich vermute mal, es geht um deinen hartnäckigen Busenfreund Ollie?« Seb seufzt. »Na schön, ich geb es zu. Den hab ich ein paar Mal abwimmeln
Weitere Kostenlose Bücher