Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
Haus.« Ed hustet verlegen. »Unschöne Geschichte, ich weiß. Julius musste James entlassen, um den Ruf des Hauses nicht zu schädigen. Malcolm Saville hat natürlich getobt vor Wut, und Alice hat James fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Ich denke mir, der Bursche ist jetzt ziemlich verzweifelt. Gerüchten zufolge bleibt ihm nicht mehr viel Zeit, um seine Schulden zu begleichen.«
Wir verabschieden uns, und ich sitze eine Weile reglos da und nage an meiner Lippe. Mein Bauch fühlt sich an, als täte sich ein Rudel Hyänen daran gütlich. Man lebt nicht mehrere Jahre mit jemandem zusammen, ohne einiges über diesen Menschen zu erfahren. Und ich weiß, dass James ziemlich skrupellos werden kann, wenn er unter Druck gerät. Jake und Millandra können ein Lied davon singen.
Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, wieder mit Nägelkauen anzufangen? Entweder das, oder ich bitte Richard darum, ein paar Gebete für mich gen Himmel zu senden. Aber wenn ich mir anschaue, mit welchem Affenzahn Mads jetzt den Gartenpfad entlanggerannt kommt, braucht Richard seine Gebete wohl derzeit für sich selbst.
Es wäre vermutlich schlau, sich hier jetzt rarzumachen und Gabriels Villa anzusteuern. Ich kann nur hoffen, dass sich durch den mühseligen Aufstieg meine Rachegelüste gegenüber Gabriel und Seb etwas reduzieren.
Sonst brauchen diese beiden stärkeres Geschütz als Gebete, wenn ihnen ihr Leben lieb ist.
Der Aufstieg zum Smuggler’s Rest ist kein bisschen beruhigend; bei jedem Schritt gerät mein Blut noch mehr in Wallung, und mein Kopf hämmert wie verrückt. Als ich die Haustür öffne, bin ich so in Rage, dass ich fürchte, an Ort und Stelle zu explodieren und auf dem edlen Schieferboden nur ein Paar qualmende Gummistiefel zu hinterlassen. Wie können Seb und Gabriel es wagen, für mich zu entscheiden, mit wem ich sprechen soll und mit wem nicht? Das war nie Teil unserer Abmachung!
Die Vorstellung, wie der hinterhältige Seb meine Anrufe abwimmelt, treibt mich zur Raserei. Und ich weiß, dass das Ganze auf seinem Mist gewachsen sein muss, da Gabriel, nüchtern gesprochen, einfach nicht intelligent genug ist, um so eine niederträchtige Intrige zu ersinnen. Er mag schön sein, aber als Gott das Gehirn verteilt hat, war Gabe zu beschäftigt damit, sein Spiegelbild zu betrachten, um sich seinen Anteil abzuholen. Was nicht bedeutet, dass er deshalb unschuldig wäre an der Sache. Keineswegs! Von nun an soll er sehen, wie er zurechtkommt, denn was mich betrifft, so ist mein Sommerjob definitiv beendet. Lieber passe ich die nächsten sechs Monate auf Luke und Leia auf, als auch nur noch eine weitere Sekunde Gabriels Partnerin zu spielen.
Vielleicht hat Richard doch nicht so unrecht, gestehe ich mir widerwillig ein und knalle dabei die Haustür so heftig hinter mir zu, dass eine von Gabes Filmtrophäen von der Kommode fällt. Es spricht wirklich eine Menge für Aufrichtigkeit in Beziehungen, und sie macht das Leben gewiss einfacher. Vielleicht sollte ich Richard mal auf ein Schwätzchen zu seinem berühmten Nachbarn und dessen Manager schicken.
Eine Predigt vom Herrn Pfarrer ist das Mindeste , was diese beiden verdient haben.
Gabriel hat Glück, weil er nämlich unter der Dusche ist, als ich auftauche, und Seb hängt in seinem Büro am Handy. Was mir die Gelegenheit verschafft, wieder zu Atem zu kommen und mich ein bisschen abzuregen. Es wäre vermutlich nicht sehr hilfreich, wenn die beiden nach der Aussprache mit mir ihre Eier als Ohrringe tragen könnten, auch wenn mir dann wohler zumute wäre. Ich muss ruhig und beherrscht bleiben, nicht wahr? Aber ich habe schließlich ein Recht auf kalte Wut und heißen Zorn!
So viel Recht wie man haben kann, wenn man drei Monate lang mehr oder minder ganz Großbritannien belogen hat.
Während ich auf Gabriel warte, was – wie ich aus Erfahrung weiß – dauern kann, weil Marie Antoinette bezüglich Schönheitswahn noch eine Menge von ihm lernen könnte, stapfe ich in der Küche herum, ohne ein Auge für die schöne Aussicht oder das im Sonnenschein schimmernde Eichenmobiliar zu haben. Es sieht aus wie im Saustall hier: In der Spüle stapeln sich schmutzige Teller, in der Pfanne modert das Fett von einer Woche vor sich hin, und auf den Arbeitsflächen ist Kaffeepulver verstreut. Gabriel mag göttlich aussehen, aber er lebt wie ein Schwein; da kann man Frankie nur Glück wünschen, wenn die beiden zusammenziehen. Obwohl es gewiss nicht zu meiner offiziellen Rolle als
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