Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
das glücklich macht.
»Kannst du bitte möglichst leise sein?«, stöhnt Mads, als sie in die Küche getaumelt kommt und verschlafen den Kessel unter den Wasserhahn hält. »Es gibt Leute, die heute Morgen ganz schön fertig sind.«
»Was erwartest du, wenn du die ganze Nacht vögelst, anstatt zu schlafen?«
Mads lacht und streicht sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht. »Ich komme mir vor, als sei ich wieder in den Flitterwochen. Ich liebe ihn so sehr.«
»Das ist grandios, Süße!«, sage ich und umarme sie. Ollie vermisst mich und kommt meinetwegen zu Jewells Party, weshalb in meiner Welt alles in Ordnung ist und ich gerne allen anderen Menschen auch eine Freude machen möchte. Ausgenommen vielleicht dem verfluchten Seb. »Freut mich echt für dich.«
»Wir haben stundenlang geredet!«, berichtet Maddy, reißt das Fenster auf und lässt die frische salzige Meeresluft herein. »Wir werden verreisen, wie wir es geplant haben, und versuchen, ein Baby zu kriegen. Alles wird gut.«
Ich mache den Mund auf, um ihr von meinen Neuigkeiten zu erzählen, klappe ihn aber vorerst wieder zu. Mads ist gerade zu aufgekratzt und soll jetzt erst mal ihr Glück auskosten. Danach bin hoffentlich ich dran. Vielleicht sollte ich nach Truro fahren und mir ein fantastisches Abendkleid kaufen, um dem Glück etwas nachzuhelfen? Aber darüber wird Ollie sich wahrscheinlich kranklachen. Ich sollte wohl doch lieber auf die guten alten Samtschlaghosen zurückgreifen.
»Morgen!« Bob der Postbote streckt den Kopf durchs Küchenfenster und hält uns einen Stapel Briefe hin. »Wunderschöner Tag!«
»Absolut«, pflichtet Mads ihm bei. »Wirklich fantastisch!«
»Wo ist der Herr Pfarrer?«, erkundigt sich Bob mit sehnsüchtigem Blick auf den Wasserkessel. »Hat er seit Neuestem samstags frei?«
»So ähnlich.« Mads schließt die Augen und hält das Gesicht in die Sonne. »Richard bleibt heute im Bett.«
»Geht’s ihm nicht gut? Armer Kerl«, bekundet Bob sein Mitgefühl. »Da passt es ja bestens, dass ich dem Bischof gesagt hab, er bräuchte euch nicht extra zu stören. Hab ihm berichtet, dass ich so ein Jammern gehört hab, als hätte jemand arge Schmerzen.«
»Ich habe gesungen«, sage ich pikiert.
»Der Bischof?« Mads erwacht schlagartig aus ihrer glückseligen Sextrance. »Was wollte denn der?«
»Nichts Wichtiges«, antwortet Bob. »Er meinte, er wollte nicht stören, ich soll Ihnen nur ausrichten, er würde sich den Minibus ausleihen, weil sein Auto zur Reparatur ist. Nur damit Sie nicht glauben, er sei geklaut worden. Außerdem will er die Kisten in die Kirche bringen und auspacken, weil sie knapp sind an Bibeln.«
»Au Scheiße!« Mads wird kreidebleich und rast wie angestochen in Pantoffeln und Morgenmantel zur Haustür raus.
»Was hab ich denn gesagt?«, fragt Bob verwirrt und bedient sich mit einem Rest Toast.
Ich muss so furchtbar lachen, dass ich nicht antworten kann, weshalb Bob seiner Wege geht und irgendwas über verrückte Zugezogene vor sich hin murmelt, während er die Frühstücksreste vertilgt.
Ich sortiere die Post, die hauptsächlich aus Rechnungen für Richard, einem Brief für Mads von ihrer Sextoys-Firma und einem säuberlich mit Computer geschriebenen Brief an mich besteht. Ich öffne ihn und falle vor Schreck fast in Ohnmacht.
Katy,
da du dich weigerst, auf meine Nachrichten zu reagieren oder in irgendeiner Weise mit mir in Kontakt zu treten, muss ich dir nun schreiben.
Unsere finanziellen Angelegenheiten müssen geklärt werden. Da deine Lebensumstände sich geändert haben, wirst du mir gewiss eine angemessene Ausgleichszahlung anbieten können.
Wir sehen uns dann beim siebzigsten Geburtstag deiner Patentante.
Ich freue mich darauf.
Bis dahin,
James
Ich zerknülle den Brief und werfe ihn in den Müll. Was ist das nur mit James und dem Geld? Wie er auf die Idee kommt, dass ich – oder vielmehr Gabriel – ihm eine Finanzspritze zukommen lassen würde, entzieht sich völlig meinem Verständnis. Stehe ich nicht schließlich ohne Unterkunft und Vermögen da? Sollte nicht er mich unterstützen? Er ist ja wohl finanziell deutlich bessergestellt.
Die Vorstellung, James wiederzusehen, verdirbt mir gründlich die Laune. Ich habe keinen Schimmer, wer dieser Damokles war, aber sein Schwert andauernd über meinem Kopf zu spüren ist ein übler Zustand. Ich wünschte, Jewell würde mich fragen, bevor sie irgendwelche Männer aus meinem Leben zu ihren Geburtstagspartys einlädt. Warum gibt sie
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