Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

ausgerichtet«, murmelt Seb verdrossen.
    »Er hat sie allesamt unterschlagen«, fauche ich. »Und Ollie den Eindruck vermittelt, als wolle ich nicht mit ihm reden.«
    »Und jetzt will sie abhauen«, fährt Seb fort. »Gerade jetzt, wo du sie am meisten brauchst wegen den Fernsehpreisen und der Kampagne für den neuen Film, hat sie beschlossen, dich hängen zu lassen und ihre Liebe zu einem anderen Mann zu verkünden. Angela Andrews wird triumphieren, und die ganze Sache wird einen Riesenskandal verursachen.«
    »Das kannst du nicht machen!« Gabe schlägt entsetzt die Hände vor den Mund. »Diese Woche ist absolut wichtig für mich! Sie könnte der Beginn meiner Hollywood-Karriere sein. Wenn jetzt alles rauskommt, bin ich erledigt. Seb, mach ihr klar, dass das nicht geht. Bitte, Katy, das kannst du nicht tun!«
    Ich funkle alle beide erbost an. »Das werdet ihr ja sehen!«
    »Es war ein Fehler von mir, deinen Freund zu belügen«, sagt Seb rasch. »Das ist mir jetzt klar, Katy. Ich hätte das niemals tun dürfen. Es war falsch und dumm von mir. Ich werde ihn selbst anrufen und ihm erklären, was ich getan habe, wenn das hilfreich ist. Bitte schmeiß jetzt nicht hin. Gabriel braucht dich.«
    Gabe nickt so heftig, dass die goldenen Locken fliegen, und in seinen saphirblauen Augen glitzern Tränen. »Wenn jetzt die Wahrheit ans Licht kommt, wird niemand den neuen Film ernst nehmen, und das Studio wird Millionen einbüßen. Und mir wird man vermutlich nie wieder eine Rolle anbieten.« Er ergreift meine Hände. »Bitte, Katy, ich flehe dich an. Lass mich jetzt nicht im Stich. Ich verdopple dein Honorar, ich zahle dir, was du willst!«
    »Es geht nicht um Geld, Gabe. Ich kann einfach nicht mehr lügen.«
    »Das musst du auch nicht«, wirft Seb ein. »Gib mir eine Woche Zeit, um eine Geschichte zu entwerfen und ein Starlet zu suchen, das mit Gabriel zur Premiere erscheint. Dann bist du frei. Ich verspreche dir, dass ich Ollie anrufe und ihm alles erkläre. Aber bitte hilf uns noch diese eine Woche.«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich muss Ollie jetzt sehen. Ich kann keine ganze Woche mehr warten.«
    »Morgen fahren wir zur Verleihung der Fernsehpreise nach London.« Seb hackt wie ein Irrer auf seinen BlackBerry ein. »Sienna schuldet mir einen Gefallen, vielleicht übernimmt sie die Premiere, aber morgen bei den Preisen brauchen wir dich, Katy. Die Reporter stürzen sich auf diesen Event wie Fliegen auf Scheiße, und wenn du da nicht erscheinst, hat Gabriel keine ruhige Sekunde mehr. Dann werden sie nicht lockerlassen, bis sie irgendwas ans Licht gezerrt haben.«
    »Das stimmt«, sagt Gabriel weinerlich. »Bitte, Katy, nur ein paar Tage! Du kannst Ollie hierher einladen, wenn es unbedingt sein muss, aber lass Frankie und mich jetzt nicht hängen. Du weißt, dass wir nur durch dich hier zusammen sein können, ohne uns Sorgen machen zu müssen. Bitte, nur dieses eine Wochenende noch. Damit Frankie und ich noch ein bisschen Zeit füreinander haben …«
    Es ist ein genialer Schachzug, Frankie ins Spiel zu bringen. Ich weiß, wie viel es Frankie bedeutet, mich hier zu haben, damit er unbehelligt mit Gabe zusammen sein kann. Frankie ist mein schwuler bester Freund – glaubt jedenfalls die Klatschpresse –, weshalb er unbesorgt überall sein kann, wo Gabriel und ich uns aufhalten. Ich weiß auch, dass Frankie drei Wochen lang nonstop auf Tour war, sich furchtbar nach Gabe sehnt und untröstlich wäre, wenn er ihn nun nicht sehen könnte.
    Ach Scheiße aber auch. Ich mag ja die neue starke Katy Carter sein, aber an diesem alten Schuldthema muss ich wohl noch arbeiten.
    »Bitte?« Gabriel, der spürt, dass ich weich werde, schaut mich mit großen tränenglänzenden Hundeaugen an. »Wenn schon nicht für mich, dann für Frankie? Nur noch dieses eine letzte Wochenende?«
    »Danach kannst du tun und lassen, was immer du willst«, ergänzt Seb. »Dann kannst du ruhig mit diesem Ollie zusammen sein, wenn es denn sein muss. Ich gebe Gabes Trennung bekannt und kümmere mich um die Medien. Und du bist völlig frei. Komm schon, was ist ein Wochenende im großen Weltenplan?«
    Ich nage an meiner Lippe. Immerhin bin ich bei Jewells Party mit Ollie verabredet, wo wir hoffentlich unsere Freundschaft reparieren können. Ein letztes Wochenende als Gabriels Freundin müsste also schon noch zu ertragen sein. Das kann ich irgendwann meinen Enkelkindern erzählen – falls ich jemals welche haben werde, was mir an diesem Punkt in meinem Leben recht