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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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auch, versprochen. Aber nun lass uns den Kram hier in den Wagen schaffen, ja? Oder möchtest du lieber im Regen rumstehen?«
    »Ich bleib aber nicht lange«, sage ich verdrossen. »Nur bis ich einiges geklärt hab.«
    »Gut.« Ollie schnappt sich mühelos den nächsten Sack. »Mach das, wie du willst.«
    Ich zwänge mich hinten in den Capri. Dabei erhasche ich im Rückspiegel einen kurzen Blick auf mein Gesicht, was ein abscheuliches Erlebnis ist. Ich bräuchte eine Tonne Augenbalm und Frische-Booster, um auch nur annähernd menschlich auszusehen. Kein Wunder, dass Ollie glaubt, James bräuchte die Aussicht auf Jewells Kohle, um mit mir zusammen zu sein. Im Moment würde ich ihm geradezu beipflichten.
    »Was ist das denn?« Frankie beugt sich nach hinten und hält mir eine Handvoll beschrifteter Papierfetzen hin. »Ist das von dir?«
    Ollie wirft einen Blick darauf und erkennt natürlich auf Anhieb meine Handschrift. Und begreift sofort, was James gemacht hat.
    »Dieses verfluchte Arschloch«, knurrt er.
    »Es war nicht gut«, sage ich. »James hat recht.«
    »Hat er nicht.« Ollie schüttelt den Kopf. »Es war toll. Ich hab die Stellen über Millandras Nippel gern gelesen.«
    Ich werfe ihm ein zaghaftes Lächeln zu. »Millandras Nippel gibt’s nicht mehr, du musst dir wohl eine andere Fantasie suchen.«
    »Na ja.« Ollie zuckt die Achseln. »Dann eben Busenwunder Jordan auf einem Trampolin.« Er zwinkert mir zu, und obwohl dieser Tag auf der Liste meiner Scheißtage ganz oben steht, in etwa gleichauf mit dem Tag, an dem mein Hamster gestorben ist, fühle ich mich ein wenig getröstet. Wenn meine Freunde zu mir halten, kann ich dieses Desaster vielleicht durchstehen.
    Als der Wagen anfährt, schaue ich zurück auf meine ehemalige Wohnung und mein altes Leben; beides gehört ab jetzt der Vergangenheit an. Bilde ich es mir ein, oder bewegt sich die Jalousie am Küchenfenster? Ich bin mir nicht sicher.
    Dann biegen wir um eine Ecke, und das Haus verschwindet.
    Eigenartig, dass nun von meinem bisherigen Leben nichts übrig ist außer einem Haufen Plastiksäcke. Ich bin beinahe dreißig, und meine letzten vier Jahre lassen sich mühelos in Müllbeutel stopfen. Es kommt mir vor, als sei ich selbst in meinem Leben nicht vorgekommen.
    Von ein paar Papierfetzen abgesehen, die ziellos durch die Luft wirbeln.
    Ich schließe die Augen.
    Ich weiß genau, wie den Schnipseln zumute ist.
    Später am Abend liege ich wieder in Ollies Gästebett – diesmal segensreicherweise abzüglich Frankie – und futtere eine monströs große Schokoladentafel, mit der Ol mich fürsorglich ausgestattet hat. Dabei gieße ich mir eine Flasche Wein hinter die Binde, die ich in den finsteren Tiefen von Ollies Kühlschrank entdeckt habe. Frankie und Ol sind bei einem Gig der Screaming Queens, was bedeutet, dass ich die ganze Bude für mich allein habe – von Sasha abgesehen, die offenbar darauf achten soll, dass ich mich nicht umbringe. Bislang taugt sie als Wächterin allerdings wenig, da sie lediglich aufs Bett gehechtet und dort eingepennt ist. Nun träumt sie mit zappelnden Pfoten, zuckender Nase und wedelndem Schwanz aufregende Setterträume, in denen sie vermutlich Verträge zerfetzt und Macs den Garaus macht.
    »Ich habe dir noch nicht verziehen«, sage ich streng zu ihr. »Du bist an allem schuld. Und du!«, rufe ich Zwicki zu, der im Bad in der Wanne herumpaddelt und sich ein Gourmetmahl aus sehr teurem Fischfutter einverleibt. »Ihr beide seid schuld!«
    So weit ist es mit mir gekommen. Ich rede mit Hummern und trinke Wein aus der Flasche.
    »Nein«, sage ich zu Sasha. »Ich muss mein Leben in den Griff kriegen. Kann ja nur besser werden, oder?«
    Sasha öffnet verschlafen ein Auge und macht es wieder zu.
    »Das hoffe ich jedenfalls«, murmle ich. »Sonst geb ich mir echt die Kugel.«
    Ollie hat mich in diesem Zimmer untergebracht, damit ich »meinen Scheiß in Ordnung bringen« kann. Was durchaus einige Jahrtausende dauern mag, denn es ist etwa so viel Scheiß wie in einer ganzen Kläranlage.
    Ich habe noch nichts ausgepackt, und die Müllsäcke sind im ganzen Zimmer verteilt, was den Eindruck erweckt, als wolle ich demnächst meine gesamte Habe auf dem Flohmarkt verscherbeln. Meine Kleider habe ich aufs Bett geworfen, und ich stecke in Ollies Jogginghose und dicken Socken, was auch Sinn macht, denn es ist eiskalt hier. Wir haben zwar Frühling, aber es ist ungewöhnlich kühl für diese Jahreszeit, und in Ollies Haus existiert

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