Herzüberkopf (German Edition)
dreinschauen. Louis musste grinsen und sagte:
„Ich glaube, da hinten kommt schon einer mit einer Schale fetter Oliven …“ und lachte dazu.
„Schnell weg hier“, sagte Lea und so rollten sie lachend die Decke ein und fuhren weiter in Richtung Dassia. Im Ort selbst, einer Touristenhochburg mit Hotel an Hotel am Strand entlang, gibt es unzählige kleine griechische Restaurants mit landestypischer Küche. Bevor Lea und Louis sich in ihr Hotel zurückzogen, das am Hügel und damit etwas abseits gelegen war, suchten sie sich ein geeignetes Restaurant aus und aßen genussvoll zu Abend. Das Service-Personal war äußerst nett und zuvorkommend, selbst bei vollem Betrieb. Nichts schien unmöglich und jeder Wunsch wurde schnell erfüllt. Lea genoss einen Weißwein und wurde durch seine Wirkung zunehmend fidel. Bei nahezu wenigen lustigen Worten schon, konnte sie in ein Gelächter ausbrechen, das alle Umhersitzenden ansteckte. Louis und Lea vergaßen vollständig die Zeit; es blieb nicht bei nur einem Wein – er schmeckte sehr gut und sie hatten amüsanten Gesprächsstoff, allein vom Tageserlebnis. Als der Ober in traditioneller Manier eine Schale Oliven auf den Tisch stellte, prustete Lea den Schluck Wein, den sie soeben genommen hatte quer über den Tisch; Louis konnte sich vor Lachen kaum beherrschen und am liebsten wären sie beide unter den Tisch gekrochen, um sich den Bauch zu halten. Der Ober; so ist davon auszugehen, hatte Verständnis für die Situation und amüsierte sich, ohne den Grund zu wissen, brachte eine neue Serviette, die Lea mit hochrotem Gesicht, freundlich, mit verschmierten wässrigen Augen, entgegennahm. Wie Lea und Louis später den Roller zum Hotel geschafft hatten, liegt außerhalb der Erinnerung – die laue Nachtluft trug ihr Übriges dazu bei, dass diese relativ geringe Menge Wein eine außerordentliche Wirkung verbreitet hatte. Jedenfalls fiel der darauffolgende Morgen aus – namentlich, das Vorhaben, welches sie geplant hatten, indem sie in die Hauptstadt fahren und sich wegen einem Rückflugticket für Lea erkundigen wollten. Lea hatte leichtes Kopfweh. Wieder versprach der Tag heiß zu werden. So beschlossen sie lediglich zum Strand zu fahren. Somit planten sie den Nachmittag für ihren Plan ein. Das Frühstück hatten sie verpasst und Louis wollte gerade in den Ort fahren, um ersatzweise etwas einzukaufen, als er Señora Margaritha im Vestibül begegnete. Mit seitlich genicktem Kopf, aber mit einem herzlichen Lächeln begrüßte sie Louis und deutete auf die Uhr mit fragendem Blick. Louis entschuldigte sich für das Ausbleiben und als er ihr eine freundliche Erklärung dafür gab, bat sie ihn für kurze Zeit zu warten. Wenig später brachte er ein reichlich beladenes Frühstücks-Tablett zu Lea ans Bett. Señora Margaritha war ein wahrer Schatz. Als Louis später das leere Tablett wieder hinunter in die Küche trug, fragte er sie nach der Adresse seines Touristik-Büros und vertraute ihr den Wunschplan über Leas Rückflug an. Sie nickte verständnisvoll, schrieb ihm die Adresse auf und erklärte ihm, wie es zu finden war. Da das Büro ohnehin erst ab 16.00 Uhr geöffnet hatte, fügte sich, was die Zeit anbetraf, wieder einmal alles von allein.
Gegen 15.00 Uhr fuhren sie mit dem Roller nach Kerkira. Ursprünglich wollten sie längst dort sein, doch sie hatten die Zeit im Hotel und am Strand angenehm verbummelt. Das Leben in diesen Tagen ließ beide auf seinem sonnenbeschienenen Rücken dahingleiten, ohne dass sie auch nur eine Minute Langeweile verspürten. Es war das erste Mal, dass sie sozusagen zusammen wohnten, namentlich; rund um die Uhr einander hatten. Es lief wundervoll zwischen ihnen und beider Eigenleben wurden nicht ins Abseits gestellt; es war ein gemeinsamer Aufenthalt im sprichwörtlichen Sinn. Die Angelegenheit mit Leas Rückreise und die unangenehmen Umstände mit dem Camp, wurden geschickt in eine Erledigungs-Nische des Tages eingebaut und weder vorher noch nachher darüber zu viel geredet. Wenn ein derartiger Gedanke in einem von beiden zu sehr bohrte, merkte es jeweils rasch der Partner und es kam zur Sprache. Das half sehr, so wie es allgemein hilft. Reden ist ein wichtiger Faktor, um verstanden zu werden; aber es entsteht nicht von allein; es will getan werden.
Lea und Louis liebten mittlerweile das Rollerfahren entlang der Küste. Als sie an der Mietstation vorbei fuhren, an der Louis den Roller gemietet hatte, war die Griechin, die ihm am
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