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Herzüberkopf (German Edition)

Herzüberkopf (German Edition)

Titel: Herzüberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Kupka
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sollte, wuchs derart intensiv in ihm heran, sodass Louis es sich nicht mehr anders vorstellen konnte. Lea selbst hielt sich an dem Satz fest, dass wenn alle Stricke reißen würden, sie im Notfall mit der Gruppe auf der Fähre und mit dem Bus zurückreisen würde. Dabei machte Lea nicht gerade ein ermunterndes Gesicht, doch dies war ja Realität und das andere noch Vorstellung.
     
    Zum x-ten Mal wurde der Roller gestartet und die beiden fuhren ein Stück die Küste entlang, bis Lea einen geeigneten Platz zum Picknicken ausfindig gemacht hatte, während Louis auf den Verkehr achtete. Sie gab ihm das Zeichen und deutete in die Richtung, während Louis sogleich eine Möglichkeit zum Abbiegen suchte. Bald lagerten sie an einem wundervollen Strandabschnitt, an dem kein Massenbetrieb war und zu dem sie einige Zaundrähte, die allerdings mehr am Boden lagen, als dass sie tatsächlich eine Absperrung kennzeichneten, übersprungen hatten. Louis hatte sich zwar einmal umgesehen, ob sie nicht etwa auf privatem Gelände gelandet waren, doch als er einige Badende erblickte, war der Gedanke bereits wieder verschwunden. Das Areal war mit Palmen gesäumt und sehr gepflegt. Leise Musik erklang aus einem Lautsprecher, der zu einer Bar in Sichtweite gehörte. Als sie ihr Picknick ausbreiteten, sahen einige Badegäste ringsum etwas konsterniert drein, doch weder Lea noch Louis dachten sich etwas dabei. Es sah im Grunde eher nach Neid, als nach Entrüstung aus. Erst als Louis Lea etwas später zu einem Cocktail überreden konnte und sie an der Bar mit diversen Plastik-Perlen bezahlen sollten, dämmerte es Louis, dass sie sich auf dem Areal eines Clubs Méditerranée befanden. Rasch erklärte Louis, dass sie neu angekommen wären und sie noch kein Geld in Perlen gewechselt hätten. Der Keeper war einverstanden und machte den Vorschlag, Louis sollte später mit Plastik-Perlen bezahlen, da sie kein Bares annehmen würden und stellte zwei wundervoll kreierte Cocktails auf die Theke. Trotzdem legte Louis ein dementsprechendes Trinkgeld auf den Tresen, bedankte sich und zog sich mit Lea auf die Decke am Strand zurück. Sie verbrachten den lieben schönen Nachmittag im Schatten unter Palmen und einer wunderbaren Ruhe, im Gegensatz zu der Menschen-Masse von Badenden am öffentlichen Strand, der in Sichtweite lag. Sie schwammen hinaus und genossen das warme Meerwasser. Spät am Nachmittag kehrten sie zum Roller zurück und suchten sich in einem kleinen Fischerdorf, zwischen Kaminaki und Nissaki, ein geeignetes Restaurant zum Abendessen. In all ihrem Tun lagen immer wieder Augenblicke dazwischen, in denen sie sich intensiv betrachteten oder auch, und Louis merkte es manchmal, wie sie ihn ansah und wahrscheinlich hatte Lea es ebenso bemerkt, wenn Louis sie ansah, ohne bemerkt werden zu wollen. Dieses Gefühl ist schwer zu beschreiben, aber es hat für den jeweils Betrachtenden mit großer Zuneigung zu tun; lyrisch gefasst etwa so:
     
    Deines Herzens Frage,
    deine Blicke,
    wenn ich nicht sehe,
    wie du schaust,
    gibt dir Liebe.
     
    Meines Herzens Antwort,
    meine Blicke,
    wenn du nicht schaust,
    wie ich dich sehe,
    gibt mir Liebe.
     
    Deine Augen,
    mit dem Herzen
    deines Blickes,
    der den meinen trifft,
    wenn ich dich sehe,
    wie du schaust,
    gibt uns Liebe.
     
    (Ludwig Kupka)

 
    Als sie am anderen Morgen gegen 10.30 Uhr das Büro der Reisegesellschaft betraten, begrüßte sie der Herr, mit dem Louis den Termin vereinbart hatte, sehr herzlich. Er bat sie Platz zu nehmen und fragte nach dem Wunsch auf einen Kaffee oder Tee. Auch hatte er sich bezüglich der Flugdaten, die Louis ihm am Telefon durchgegeben hatte, bereits informiert. Der Fall war brisant, wie es sich herausstellte: Noch nie zuvor, so versicherte er ihnen, hatte es einen solchen oder ähnlichen Fall gegeben. Er beteuerte, sich an oberster Stelle informiert zu haben und unterbreitete nun folgenden Vorschlag mit einer Freude in seinem Gesicht, das schon im Vorfeld bezeugte, dass sein Vorschlag die absolute Idee nur sein konnte:
    Da die Ein- und Ausreisebestimmungen der griechischen Inseln sehr streng gehalten wurden, war es nicht möglich, einfach so zurück zu fliegen, wenn man mit der Fähre angereist war und dazu nicht separat gebucht hatte. Die Lösung war nun, dass Lea einen Linienfluch nach Athen zum Festland buchen sollte, um von dort sogleich einen weiteren Linienflug nach Zürich in der Schweiz zu erhalten. Auf einer Liste zeigte der eifrige Mann die Zeiten der Flüge an.

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