Herzüberkopf (German Edition)
kurzfristig Plätze und mit dem Bus weiter nach …“, und weiterreden ging nicht, denn Lea wusste es zu verhindern und küsste ihn.
„Was meinst du“, sagte sie danach, um das Thema zu wechseln, „sollen wir morgen mal ein Stück südlich, die Küste entlang fahren? Laut Reiseführer soll die Landschaft dort sehr schön und ganz anders sein, als hier an der Ostküste. Wie lange hast du den Roller überhaupt gemietet?“
„Bis Samstag, kurz vor dem Abholen zum Flughafen“, lachte Louis,
„ich dachte, falls ich dich bis zur letzten Stunde suchen müsste“, und jetzt lachten beide.
„Du bist ein Verrückter“, sagte Lea und sah Louis tief in die Augen.
„Ja, vermutlich. Vor allem verrückt nach dir“, sagte er, ging in die Hocke und schnappte Lea auf seine Arme, richtete sich auf und trug sie zum Wasser hinunter. Sie wehrte sich nur geringfügig und so watete Louis mit ihr, mit allem was sie und er anhatten, in das warme Nass hinein, obgleich ein leises:
„Nein, nicht doch, hier ist es nass“ zwischen ihren Lippen hervorkam. Es war zu spät und beide platschten ins Wasser. Ein älteres Paar am Strand, das sie zuvor übersehen hatten und auch der Mann mit dem Hund lachten und amüsierten sich über die zwei, während der Hund über die unübliche Szene unverständig bellte. Lea sagte in schauspielerischem Protest:
„Zur Strafe musst du mich wieder heraustragen“. Das ließ Louis sich nicht zweimal sagen, nahm sie erneut hoch und trug sie wieder zum Platz zurück. Er genoss es, wie sie sich um seinen Hals festhielt und er ihren Körper in seinen Händen fühlte. Triefend kamen sie an und legten sich lachend in die Sonne.
Anderntags planten sie mit dem Roller eine Fahrt, entlang der Küste, zum südlichen Teil der Insel, soweit sie es bequem schaffen würden. Ein festes Ziel hatten sie nicht. Auf der Insel war es überall schön, was vor allem daran lag, dass sie sich allein hatten; namentlich kann man sagen, dass die Umgebung in den Augen von Verliebten überall aufblüht, wenn sie sich umsehen. Señora Margaritha begegnete ihnen stets mit einem herzhaften Lächeln und fragte jedes Mal, wie es beiden ging und was sie geplant hatten, worauf sie meist eine besondere Idee als Vorschlag hatte. Sie war ein großartiger Mensch und es bleibt zu wünschen, dass es ihr nach diesen Jahren immer noch gut geht. Sie hatte natürlich von Lea und Louis erfahren, wie der neueste Stand der Dinge bezüglich der Spannung über die Möglichkeit der Heimreise war, und sie bangte genauso mit ihnen, streute aber bei jeder Begegnung sehr viel Zuversicht aus. Bevor Lea und Louis den Frühstücksraum verließen und zum Ausflug aufbrechen wollten, kam sie zu ihnen an den Tisch und legte einen Stoffbeutel darauf, der mit belegten Brötchen, Obst, hart gekochten Eiern, Oliven und Süßgebäck, für ein ausgiebiges Picknick, irgendwo unterwegs, prall gefüllt war. Eine Gabe des Hauses, wie sie es nannte und den beiden dabei einen schönen Tagesausflug wünschte und mit einem herzhaften Strahlen im Gesicht zurück in die Küche schlurfte. Wenig später verstaute Louis den Vesperbeutel unter dem Sitz des Rollers, zusammen mit der Decke und den Badesachen beider, und los ging es.
Zum Süden hin verändert sich die Landschaft der Insel auffallend. Es gibt Dünen und lange Sandstrände. Lea und Louis kamen in Benitses an; einer Küstenstadt, die zum Halten einlud. Sie stellten den Roller ab und schlenderten entlang der Überbleibsel römischer Bäder und packten später das Picknick in der Nähe, unter einem schattenspendenden Olivenbaum aus. Es war Mittagszeit und die Sonne brannte unbarmherzig heiß. Im Schatten des Baumes war es angenehm – sie waren fast alleine, denn um diese Zeit war kaum ein Tourist abseits der Badestrände zu finden. Irgendwann legte Lea sich so hin, dass sie mit dem Kopf auf Louis‘ Schoß lag, die Augen geschlossen hatte und nur ab und zu zwinkernd in den hellblauen Himmel hinaufsah.
„Es ist wunderbar, hier zu sein, findest du nicht auch?“, fragte Louis und kitzelte Lea mit einem Grashalm an ihrer Stirn. Lea kräuselte ihre Nase und meinte:
„Ich mache mir ein bisschen Sorgen, in welcher Weise wir dieses Paradies verlassen werden. Und danach … zu Hause … ich habe überhaupt keine Lust auf Einhunderttausend Erklärungen und noch mehr Fragen“. Und dabei sah sie Louis mit ihren großen blauen Augen lange an.
„Ja“, sagte Louis, „ich verstehe dich. Ich habe ein schlechtes
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