Herzüberkopf (German Edition)
noch nicht einmal die Koffer gepackt“, entflohen schlaftrunkene Worte ihrer Stimme.
„Gehen wir erst Frühstücken und fragen wegen dem Auschecken. Glücklicherweise haben wir wegen dem Flug gegen Mittag den Termin im Büro und keine feste Zeit vereinbart“, sagte Louis und versuchte den geistigen Überblick zu bewahren.
Señora Margaritha lächelte wie immer, als sie das große Tablett mit dem Frühstück zum Tisch brachte. In umständlicher englischer Sprache erklärte sie, dass sie geglaubt hatte, sie würden den Flug sicher verschlafen. Sogar ihr treuer Helfer, der auf einem Hocker vor der Rezeption saß und aus einer alten blauen Tasse, deren Haltegriff abgeschlagen war, Kaffee trank und mit der Tasse auffallend schnelle Bewegungen machte, weil er sich sonst die Finger verbrannte, lachte über die Heiterkeit seiner Patronin. Augenscheinlich hatten sie sich zuvor schon über die beiden unterhalten, bevor Lea und Louis den Frühstücksraum betreten hatten. Señora Margaritha hatte einen Zettel in der Hand, auf dem sie die Uhrzeit notiert hatte, zu welcher der Bus die beiden abholte. Der Abholtermin war 17.15 Uhr. Das Auschecken würde nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen. Nach dem Frühstück brachen Lea und Louis mit dem Roller auf, um endgültig zu erfahren, wie es mit dem Rückflug für Lea stand. Die Nervosität stieg mit jedem Kilometer, den sie in Richtung Hauptstadt, entlang der Küste zurücklegten. Als der Roller an der Hafenmauer lehnte und sie die Treppe zu den Behördengebäuden hinaufstiegen, schwiegen sie und hofften, dass es ein glücklicher Tag werden würde. Als sie an der Tür des Büros von Señora Rosaria, der Leiterin von Esco-Reisen auf Korfu, klopften, bat sie eine fremde Stimme herein. Señora Rosaria war in einem Gespräch und ihre Sekretärin bat freundlich um etwas Geduld. Lea und Louis warteten in blauen Sesseln und sahen sich immer wieder mit einem hoffnungsvollen Lächeln an. Endlich war es soweit. Die Sekretärin bat die beiden einzutreten. Señora Rosaria erblickte sie und ein Sonnenscheinlächeln umstrahlte ihr Gesicht. Sie reichte beiden die Hand und bat sie, Platz zu nehmen.
„Hatten Sie eine angenehme Woche auf unserer schönen Insel?“, begann sie das Gespräch. Die Spannung war bei Louis und Lea zum Schneiden, doch die Höflichkeit hatte Vorrang und so erzählten sie in kurzen Sätzen von ihren Unternehmungen mit dem Roller. Wohlwollend nickte Señora Rosaria und lachte, als Louis davon erzählte, was sie an dem verlassenen Friedhof mit dem Alten Mann erlebt hatten und auch davon, dass sie aus Versehen auf dem Areal vom Club Med gelagert hatten – wenigstens das erste Mal. Señora Rosaria staunte über die Unternehmungslust eines Paares, das im Grunde nur sich selbst genügt hatte. Dann kam sie endlich zur Sache: Ihre Miene wurde ernst und sie begann zu erklären:
„Ich erklärte Ihnen bereits, dass wenn ein Notfall eintritt und ein Patient unvorhergesehen zurück nach Deutschland fliegen muss, keine Möglichkeit für Sie besteht, ebenfalls mitzufliegen“ und dabei sah sie Lea an. Louis fühlte Stiche in der Magengegend, weil sie es so umschweifend erklärte und dachte schon, dass dies eine Art Hinweis für eine Absage sei. Und sie fuhr fort:
„Bis zur Stunde ist keine Meldung über einen Notfall bei uns eingegangen. Und es ist auch nicht mehr davon auszugehen, dass es noch passieren wird. Wie ich Ihnen schon gesagt habe, kommt es glücklicherweise selten vor. Also werde ich Ihnen nun einen Ersatz-Flugschein ausstellen, mit dem Sie den Check in-Schalter passieren können.“ Die Freude war so übermächtig groß, dass Lea Louis‘ Hand suchte und sie fest drückte. Tränen standen ihr in den Augen und sie sahen sich glücklich an, während Señora Rosaria ein Ersatz-Ticket per Handschrift ausfüllte und sagte:
„Es ist möglich, dass es beim Prüfen dieses Tickets Verzögerungen gibt. Erklären Sie nichts und warten Sie; ich werde persönlich da sein und man wird mich rufen. Ich bin ab 18.30 Uhr im Flughafengebäude“. Damit reichte sie das eigentümliche Ticket Lea mit einem Lächeln zu. Es wurde an Ort und Stelle bezahlt und überglücklich verließen Lea und Louis das Bürogebäude, nachdem sie sich noch einmal ausgiebig bei Señora Rosaria für ihre Hilfe bedankt hatten. Die Esco-Chefin hatte daraufhin noch einmal beteuert, dass dies eine große Ausnahme war. Auf dem Weg, die Treppe hinunter zur Hafenmauer, wo der Motorroller stand, blieb Louis
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