Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
wir raus müssen.“ Das Wort ,hassen‘ hatte er mit solcher Inbrunst gesagt, dass Peter zusammengezuckt war.
„Nun mach mal halblang“, antwortete er mit ruhiger Stimme, als ob er auf einen Kranken einredete, „es ist nur Wasser, das von oben kommt. Mehr nicht.“
„Ach, lass mich einfach in Ruhe!“ Wolf hatte diese Worte leise gesagt, wandte sich dann ab und ging den Weg voran. Peter hatte sie trotzdem gehört, aber er verstand nichts.
Es war nicht einfach, einem Irren zu folgen, der mit einer Taschenlampe auf einem unebenen Pfad bergab stolperte, als ob er von Sinnen war. Fast wäre Kruse bei dem Versuch gefallen. Er war auf einen Stein getreten und dadurch mit dem Fuß umgeknickt. Er fluchte. Vor allem sah er nichts mehr, wenn Hetzer zu weit vorlief.
„Warte auf mich, du hirnrissiger Idiot. Das Blut ist auch gleich noch da. Ich sehe nix, wenn du vorrennst.“ Wolf verlangsamte seine Schritte, damit Peter aufholen konnte, aber er achtete darauf, dass er trotzdem ein Stückchen vor ihm blieb. Er brauchte Abstand, hatte keine Lust zu sprechen.
Schon fünfzig Meter bevor sie die Löschteiche erreichten sahen sie, dass Seppi und Mimi von der Spurensicherung bereits vor Ort waren. Das Licht schien hell durch die Stämme der Buchen. Als sie näherkamen, hörten sie Seppi fluchen. Er versuchte mit Hilfe eines Beamten ein Zelt zu errichten.
„So einfach ist es nicht!“, schimpfte Seppi. „Die hatten doch zugesagt, dass sich die Dinger wie Regenschirme aufklappen lassen. Jetzt habe ich mir schon zweimal den Finger geklemmt. Ah, Hetzer und Kruse, packt mal mit an!“
Gemeinsam war es leichter, die Beine auszuklappen.
„Lasst das Ding erst mal runter. Nicht dass ihr mir die Spuren zertrampelt. Den Rest mache ich schon.“ Im gleißenden Licht der Scheinwerfer sah der Boden aus, als wäre dort ein Tier geschlachtet worden. Es gab Lachen, aber auch Spritzer an den Baumstämmen und Sträuchern. In manchen Blättern hatte sich eine Pfütze aus Blut gebildet. Dorthin starrte Hetzer, als ob er sich in einer anderen Welt befand. Er hatte Aisha sofort erkannt. Sie winselte.
„Mein Gott“, murmelte Peter bei dem Anblick, „das ist ja echt krass.“
Eher mechanisch zog Wolf sein Handy aus der Tasche. Er wählte eine Nummer.
„Hallo Wolf, ich bin schon unterwegs, aber ich komme von unten hoch!“, sagte Nadja, noch bevor Hetzer Luft holen konnte.
„Okay“, antwortete er und legte auf.
„Was war das denn?“, fragte Kruse.
„Nadja! Sie kommt gleich.“
„Aha, wozu brauchst du sie denn?“
„Ich brauche ihre medizinische Fachkenntnis.“
„Geht es etwas genauer?“
„Ich will wissen, ob wir es mit einem Entführungsfall oder mit einem Mord zu tun haben.“
„Willst du meine Meinung hören?“
„Nein.“
„Ich sag sie dir trotzdem. Wer auch immer hier geblutet hat, den musste man nicht mehr entführen. Den hat man höchstens noch beiseite geschafft.“ In Hetzer zog sich das Innerste zusammen. Ihm wurde übel. Er war selbst nicht blöd, aber manches nahm erst Gestalt an, wenn man es auch von anderer Seite hörte.
„Dann müssen wir uns vorwerfen, Marie-Sophie Schulze nicht genug beschützt zu haben.“ Vor allem er selbst warf sich das vor, aber das konnte er nicht sagen.
„Wie kommst du darauf, dass sie es ist?“, fragte Kruse mit einem nachdenklichen Gesicht. „Wegen des Hundes? Es gibt etliche Köter, die so aussehen.“
„Pass auf!“, sagte Wolf und rief: „Aisha!“ Die Hündin hörte für einen Moment auf zu winseln, hob den Kopf und sah ihn an.
„Hätte ich jetzt Fiffi gerufen, hätte der auch reagiert.“ Peter war fest überzeugt und schüttelte den Kopf. „Das ist doch kein Beweis.“
Hetzer näherte sich der Hündin. Sie knurrte.
„Aisha, komm, lass dir helfen.“
„Mach dir keine Mühe!“, rief Seppi von hinten. „Der Tierschutz ist schon unterwegs.“
Hetzer ignorierte ihn und nahm ein paar Leckerchen aus der Tasche.
„Guck mal, was ich hier habe… Komm, versuch’ doch mal.“
Aisha legte den Kopf schief. Er wartete. Sie zögerte, aber der Hunger siegte. Vorsichtig robbte sie näher, fraß die Leckerchen aus seiner Hand und ließ sich streicheln.
„Unglaublich!“
Peter konnte es nicht fassen.
„Du traust dich was. Wenn der dich nun gebissen hätte. Ich würde keinen Köter anfassen, den ich nicht kenne, und diesen Hund kannte ich überhaupt nicht.
Für mich ist ein schwarzbrauner eh wie der andere.“
„So ein Quatsch. Ich war heute noch mal
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