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Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Titel: Hetzer & Kruse 03 - Schattengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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Schulter. Sie duschten gerne gemeinsam bei Kerzenschein. Sanft drückte er sich an ihn und beide fühlten, dass die Erregung zurückkehrte. Sie hatten sich den ganzen Nachmittag auf einem Level der Lust gehalten, ohne die Grenze zu überschreiten. Diesen Moment bewahrten sie sich für später in der Nacht auf.
    Auch jetzt streichelten und rieben sie sich nur vorsichtig, einer auf den anderen achtend, im warmen Schauer, der sie von oben oder innen wärmte. Seit einiger Zeit rasierten sie sich gegenseitig, damit kein krauses Haar ihre Zungen störte. Sie salbten sich und wurden weich unter den Händen des anderen. Alles war selbstverständlich, die Nacktheit, die Lust, das Einswerden. Es war die körperliche Bestätigung, die beider Seele immer wieder aufs Neue ersehnte. Die Trennung an den Wochenenden verursachte Sven fast körperliche Qualen. Aber Thomas fiel es nicht schwer, zu seiner Frau in den Nordkamp zurückzukehren. Er liebte beide, jeden auf seine Art.

Freitagnachmittag
    Stunden zuvor war Kommissar Wolf Hetzer nach Bergdorf gefahren. Er hatte nicht im Traum daran gedacht, zunächst die Bückeburger Dienststelle aufzusuchen. Wie ein Getriebener lenkte er den Wagen bergauf und hielt vor dem japanischen Teehaus.
    Marie-Sophie musste ihn gesehen haben, denn als er auf den Klingelknopf drücken wollte, öffnete sie bereits mit einem Lächeln. Sie war wunderschön. Ihr Hund knurrte.
    „Na, Herr Kommissar, beschatten Sie mich heute gar nicht?“
    Er hatte den Eindruck, ihre Augen sahen direkt in sein Innerstes.
    „Ich wollte mich entschuldigen, Frau Schulze. Ich hätte Ihnen vorher Bescheid geben müssen, aber Sie glauben mir hoffentlich, dass es aus Sorge um Sie geschah.“ Oh Gott, was redete er da nur für einen Blödsinn.
    „Bitte kommen Sie doch herein. Das nasse Wetter ist so ungemütlich.“
    „Vielen Dank.“
    Marie-Sophie Schulze versuchte so gut wie möglich zum Sofa zu kommen und legte das Bein hoch.
    „Bitte nehmen Sie doch Platz!“
    „Ich will Sie nicht lange aufhalten.“ Wenigstens weiß ich nicht wie, dachte er bei sich.
    „Das tun Sie nicht. Ich habe sowieso nichts vor. Wo soll ich auch hin mit dem Fuß?“
    „Dann kann ich Sie mit meinen Neuigkeiten vielleicht ein bisschen ablenken.“

    „Was für Neuigkeiten?“ Die Hovawarthündin legte sich unter den Couchtisch, ließ ihn aber nicht aus den Augen.
    „Es ist tatsächlich kein Knochen verletzt worden.“
    „Woher wissen Sie das?“
    „Aus der Pathologie. Man hat keine Knochenfragmente am Projektil gefunden.“
    „Das ist ja interessant, aber auch ein bisschen gruselig, dass ich jetzt schon in der Pathologie untersucht werde. Dabei lebe ich noch.“
    „Nur ein bisschen Blut und Gewebe“, sagte Hetzer und lächelte. „Es ist mir auch lieber, wenn nichts anderes von Ihnen dort untersucht wird.“ Was war er nur für ein Hornochse, dass er so einen Müll redete, schimpfte er in sich hinein.
    „Da sind wir ja dann sogar mal einer Meinung, Herr Kommissar.“ Sie sah ihn mit einem unergründlichen Blick an. „Und warum sind Sie wirklich hier?“ Diese Frage erwischte Hetzer auf kaltem Fuß, weil sie ihm direkt ins Gesicht sah. Es gab keinen anderen Ausweg als die Wahrheit, wenigstens einen Teil davon.
    „Weil ich mich vergewissern wollte, ob es Ihnen gut geht.“
    „Kümmern Sie sich um alle so aufopfernd, denen Schaden zugefügt wurde? Dann frage ich mich, wann Sie schlafen. Ich meine, außer während der Beschattung.“
    „Momentan schlafe ich überhaupt nicht.“ Er machte ein ernstes Gesicht. Sie sah ihn an.
    „Wieso nicht?“, fragte sie leise. Die Stimmung im Raum änderte sich, das Licht wurde weicher.
    „Weil ich entweder träume oder wach liege und grübele.“

    „Das kenne ich, aber dagegen ist kein Kraut gewachsen. Es ist die Sehnsucht, die Ihnen die Ruhe raubt.“ Hetzer glaubte, im Boden versinken zu müssen.
    Wieso kannte sie ihn so gut? Ihm war es, als könne sie, wie im Traum, direkt in ihn hineinsehen.
    „Darf ich wiederkommen?“, fragte er.
    „Nein!“, sagte sie.
    „Warum nicht?“
    „Mein Leben ist in Gefahr.“
    „Dann brauchen Sie mich doch umso mehr.“
    „Mein Leben ist bedroht, aber nicht so, wie Sie denken. Ich könnte es verlassen wollen – und neu beginnen.“
    „Mit mir?“
    „Ich weiß es nicht. Du irritierst mich. Das ist eine größere Gefahr als diese lächerlichen Schüsse.“
    „Und, was machen wir nun?“
    „Nichts. Ich muss nachdenken, und darum geh bitte jetzt.“ Hetzer

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