Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
Sonst habt ihr noch nichts entdeckt?“
„Spuren schon, aber die eine scheint da vorne auf dem Weg zu enden. Eine verletzte Person haben wir bisher nicht gefunden, auch kein weiteres Blut – bis auf das an der Schere.“
„Gut“, sagte Wolf und fand überhaupt nichts gut,
„brechen wir heute Nacht ab und machen morgen früh weiter. Ich bin schon bis auf die Knochen nass.“
„Vielleicht hört der Regen bis dahin auf“, sagte Pinell.
„Wollen wir es hoffen. Wann treffen wir uns wieder hier? Es ist jetzt kurz nach halb drei.“
„Nicht zu früh. Sagen wir so gegen neun?“
„Ja, das passt mir auch ganz gut. Ich will vorher noch kurz alles zusammentragen, was wir jetzt haben und mich mit Kruse besprechen.“ Der fluchte schon von Weitem. Er hatte die letzten Sätze gehört, als er nä herkam.
Sie nickten sich zu. Alle drei waren froh, dieser Nacht den Rücken zukehren zu können.
Bei Moni
Wie zwei nasse Pudel standen Wolf Hetzer und Aisha einige Zeit später bei Moni vor der Tür. Es war fast halb vier Uhr nachts. Wolf wollte schon resigniert kehrtmachen, als endlich ein Lichtschein zu sehen war und eine ungläubige Moni durch das Türfenster schaute. Sie öffnete und sagte: „Mein Gott, was ist los? Wie siehst du denn aus?
Und wo ist Gaga? Sie wird doch nicht plötzlich Schlappohren bekommen haben. Was ist das für ein Hund?“
„Lass uns rein, dann erzähle ich dir alles. Hast du ein altes Handtuch für das nasse Fell?“
„Deins oder seins?“
„Ihrs! Sie heißt Aisha und ist im Moment herrenlos.“
„Ah, daher weht der Wind. Du suchst eine Bleibe.
Nun kommt erst mal rein. Du könntest auch ein Handtuch oder besser noch ein heißes Bad gebrauchen.“
„Kann sein, aber ich habe oben nur eine Dusche.“ Er strauchelte, als er im Flur aus seinen Schuhen stieg und hielt sich am Türrahmen fest. Moni ließ ihn nicht aus den Augen.
„Gut, ich hole dann mal ein Handtuch für Madame.“ Von Ferne hörte er sie einen Schrank öffnen, dann rauschte es irgendwo.
„Zieh dich aus!“, sagte sie, als sie zurückkam, „und schmeiß deine Klamotten in die Küche. Das Wasser läuft schon. Wenn du jetzt kein heißes Bad nimmst, dann kannst du die nächsten Tage mit einer Erkältung im Bett verbringen. Aber so wie es scheint, hast du dafür keine Zeit, stimmt’s?“
„Da hast du recht“, murmelte Wolf willenlos. Er wollte eigentlich nur noch ins Bett. „Soll ich mich hier jetzt etwa einfach so ausziehen?“
„Warum nicht? Du wärst der erste Mann, den ich sofort anspringe, nur weil er nackt vor mir steht. Darauf solltest du es ankommen lassen.“ Das entlockte selbst Hetzer ein Schmunzeln, auch wenn ihm nicht danach zumute war.
„Mensch, wir sind Freunde, oder etwa nicht?“, fügte Moni hinzu.
„Also runter mit der Wäsche! Ich kann mich auch umdrehen.“
„Du Doofe!“, sagte Hetzer, aber Moni hatte sich schon abgewandt, um den Hund zu frottieren. Sie stellte Aisha eine Schüssel mit Wasser in die Küche und zog den Gürtel ihres Bademantels fester.
„Du weißt ja, wo das Bad ist“, rief sie ihm zu, „steig ein, bevor die Wanne überläuft!“ Sie hörte, wie sich seine nackten Füße leise auf dem Fliesenboden in Richtung Badezimmer bewegten.
„Brauchst du noch irgendwas?“ Er hatte die Tür offen stehen lassen. Sie hörte, wie er sich ins Wasser ließ und wohlig seufzte.
„Höchstens einen Schnaps, aber dann bin ich wahrscheinlich hinterher tot“, rief er.
„Egal“, sagte Moni, „jetzt lebst du auch kaum.“ Hetzer fand, dass sie recht hatte.
Aisha ging mit ins Wohnzimmer. Ein Cardenal Mendoza wäre jetzt genau das Richtige, dachte Moni und goss den spanischen Cognac in zwei Gläser. Sie klopfte am Türrahmen des Badezimmers.
„Komm ruhig rein“, sagte Wolf, der unter einem Schaumteppich lag. „Kannst du dich zu mir setzen? Ich brauche jetzt einen Freund, aber ich will nicht reden. Nur so viel, kann Aisha heute Nacht bei dir bleiben?“
Die Hündin hatte es sich auf dem Badezimmerteppich gemütlich gemacht, lag auf der Seite, alle viere von sich gestreckt. Moni lächelte und prostete Hetzer zu.
„Sicher, ich denke, sie fühlt sich wohl.“ Wolf nahm einen Schluck Mendoza und fühlte ihn warm die Kehle hinunterrinnen. Seine Augen waren geschlossen. Er hatte genug gesehen, genug gefühlt und gelitten. Dass sie leicht feucht wurden lag an seiner inneren Leere, die so gar nicht zu all dem Warmen passen wollte, das ihn umgab. Er verstand nichts mehr, vor allem
Weitere Kostenlose Bücher