Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
aufstehen und mich dann auf den Weg nach Hause machen.“
„Ist das nicht ganz schön stressig, über diese Distanz zu pendeln?“, fragte Franz Finzl, der sich das überhaupt nicht vorstellen konnte. Er liebte seinen gemütlichen Feierabend im Kreise seiner Familie.
„Nein, überhaupt nicht. Ich fahre gerne Auto, und es hält die Liebe frisch, wenn man sich nicht zu oft sieht.“ Engel machte sich Notizen und sagte: „Haben Sie eine Ahnung, wo sich Ihre Frau aufhalten könnte?“ Schulzes Blick verdüsterte sich fast unmerklich.
„Vielleicht bei einer Freundin? Sie hat eine in Vehlen, noch aus der Schulzeit. Früher gab es auch mal eine Kollegin aus Obernkirchen, mit der sie sich oft traf und eine andere, mit der malt sie, glaube ich.“
„Haben Sie auch Namen für uns?“
„Also die aus Vehlen heißt Anna Ebeling.“ Schulze überlegte und zog die Stirn kraus. „Die Dicke aus Obernkirchen hieß, soweit ich mich erinnern kann, Anke mit Vornamen, aber fragen Sie mich nicht nach dem Nachnamen. Ja, und die Künstlerfreundin hatte irgendwie so einen englischen Namen. Keine Ahnung, wie der war, aber sie arbeitete auch dort im Labor bei Dr. Wiebking. Fragen Sie doch einfach da mal nach.“
„Das werden wir, beziehungsweise unsere Kollegen in Norddeutschland. Wir geben Ihre Angaben gleich an das Kommissariat weiter“, sagte Franz Finzl. „Wann wollen Sie denn heute nach Bückeburg fahren? Die Beamten vor Ort haben sicher noch einige Fragen an Sie.“ Schulze sah auf die Uhr.
„Ehrlich gesagt, so richtig lohnt es sich jetzt nicht mehr, ins Bett zu gehen. Ich denke, ich mache mich fertig, frühstücke noch eine Kleinigkeit und düse dann los. Etwas verstehe ich allerdings noch nicht. Machen Sie immer so ein Aufhebens, wenn eine Person mal nicht zu Hause anzutreffen ist?“
„Keineswegs!“, erwiderte Engel. „Jedenfalls nicht, wenn nicht vorher auf sie geschossen worden ist.“
„Wie? Was meinen Sie? Ich verstehe nicht!“, sagte Schulze erstaunt.
„Ihrer Frau ist doch am Donnerstag in den linken Fuß geschossen worden. Hat sie Ihnen das nicht gesagt?“, fragte Finzl.
„Nicht ein Wort! Was ist denn genau passiert?“
„Das wissen wir noch nicht so genau“, erklärte Engel, „möglicherweise ein Versehen, aber jetzt sieht die Sache anders aus.“
„Entschuldigen Sie, ich bin fassungslos.“
„Kam das öfter vor, dass Ihre Frau Dinge vor Ihnen geheim hielt?“, fragte Finzl.
„Nicht, dass ich wüsste. Ich kann mir nur vorstellen, dass sie mich nicht in der Ferne beunruhigen wollte“, erklärte Thomas Schulze.
„Das könnte sein. Für uns hat sich die Lage verschärft, jetzt, wo Ihre Frau verschwunden ist“, sagte Engel
„Das verstehe ich schon, aber wie kommen Sie überhaupt darauf, dass sie weg ist? Irgendwer muss meine Frau doch vermisst gemeldet haben. Ich war es nicht!
Ich hatte ja keine Ahnung, dass sie nicht zu Hause ist.
Und der Hund wird ja wohl kaum bei der Polizei angerufen haben“, sagte Thomas Schulze mit einem schiefen Grinsen.
„Ihre Frage ist verständlich“ entgegnete Finzl, „eigentlich wollten wir Ihnen keine weiteren Details mitteilen. Sie haben noch eine lange Fahrt vor sich, und wir leisten nur Amtshilfe für unsere norddeutschen Kollegen. Aber nun gut, es lässt sich nicht ändern. In gewisser Weise war es doch der Hund, der auf das Verschwinden Ihrer Frau aufmerksam gemacht hat.“
„Wieso das?“
„Ein Jogger hat ihn gehört, als er nachts im Wald unterwegs war. Die Leine des Hundes hatte sich in einem Busch verfangen. Von Ihrer Frau fehlte aber jede Spur.“
„Vielleicht ist Aisha einfach abgehauen. Das kommt doch auch vor. Und sie ist nach Hause gegangen.“
„Tut uns leid!“, sagte Engel. Die Beamten standen auf und gaben ihm die Hand. „Zu Hause war Ihre Frau nicht. Ein paar Meter neben dem Hund fand sich eine ganze Menge Blut, wahrscheinlich von Ihrer Frau.
Als wir mit dem Kollegen gesprochen haben, stand das noch nicht eindeutig fest. Wir versuchen, sie dringend zu finden. Wir hoffen, dass sie noch lebt, aber sie wird Hilfe brauchen.“
Schulze war starr vor Schreck. Er stammelte. „Versuchen Sie es bei Anna! Bei Gott, ich hoffe, dass sie dort ist. Oder bei Ihren Eltern. Die heißen Voigt und wohnen ebenfalls in Bergdorf. Ich fahre sofort los.“
„Fahren Sie vorsichtig. Sie können nichts weiter tun.
Wenn Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte auf der Bückeburger Wache. Hier ist die Nummer.“ Finzl gab ihm einen
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