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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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ihm ein Lächeln entlockte.
Die Zwangspause auf der Fähre hatte allen gut getan. Wieder etwas ausgeruhter, vergingen die letzten drei Stunden Fahrt relativ schnell und auch das fremde Land lenkte sie zusätzlich ab.
Schwierig wurde es erst am Ende, als sie ihrem Ziel näher kamen und dafür die Autobahn verlassen mussten. Anders als in Deutschland war hier nicht jeder kleine Ort ausgeschildert und Tonstad lag, wie sich herausstellte, ziemlich abseits der Hauptroute. Auch die Umgebung hatte sich merklich verändert. Die schmale Straße folgte nun tiefen Einschnitten zwischen immer höher werdenden Bergen, deren Hänge mit fast schon monströsen Tannen bewachsen waren. Immer öfter verschwand die schon tief stehende Sonne hinter den Höhenzügen, wodurch es in den Wäldern immer dunkler wurde, was allen vieren eine gewisse Ehrfurcht abrang.
»Sind wir hier richtig?«, fragte Petra so leise, dass es die Kinder nicht mitbekamen.
»Laut Karte ja, aber wenn in der nächsten Viertelstunde nichts von dem Ort zu sehen ist, schaue ich noch einmal auf den Routenplan!«, gab Mike zurück.
Kurz darauf folgte die Straße einem Knick und vor ihnen öffnete sich ein riesiges Tal mit dem See in der Mitte.
Mike nutzte den schmalen Standstreifen und hielt das Auto an. Als alle ausgestiegen waren, schaffte es noch nicht einmal Katja, ihr Staunen zu verbergen. Der See wirkte, als hätte man einen riesigen Spiegel genau zwischen zwei Bergketten eingepasst. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo es keine Straße gab, wuchs der sattgrüne Wald bis kurz vor den Uferstreifen und man erwartete fast, dass jeden Moment ein Bär zwischen den Bäumen auftauchte, um sein Abendessen zu fischen.
Am anderen Ende des lang gezogenen Sees konnte man eine Reihe kleinerer Bauten erkennen, die zu ihrem Zielort gehören mussten.
»Geschafft!«, stieß Mike erschöpft, aber zufrieden mit dem, was er sah, aus. Petra trat hinter ihn und schlang ihre Arme um ihren Mann, dann flüsterte sie ihm ins Ohr: »Danke für den Urlaub, Schatz! Ich liebe dich.«
Mike klatschte in die Hände: »Also kommt, ein letztes Mal rein ins Auto. Wir haben es gleich geschafft!«
»Wo bekommen wir eigentlich den Schlüssel her?«, fragte Petra, während sie einstiegen, worauf Mike ihr einen Zettel hinhielt: »Den können wir in dieser unaussprechlichen Straße abholen.«

Die Uferstraße zog sich dann doch noch in die Länge, und als sie endlich den Ort erreichten, war es bereits dunkel. Aber sie hatten Glück und fanden die angegebene Straße auf Anhieb. Mike war gerade ausgestiegen und wollte nach dem Haus mit der richtigen Nummer suchen, als eine Tür aufging und ein ziemlich alter, aber sehr rüstig wirkender Mann mit traurigen Augen heraustrat. »Sie müssen Familie Köstner sein!«, rief er Mike schon von Weitem in fast perfektem Deutsch zu. Mike ging auf ihn zu, bestätigte dies und streckte ihm die Hand entgegen.
»Hatten Sie eine gute Reise?«, fragte der Mann und kramte dabei in einer kleinen Tasche, die er zuvor in der Hand gehalten hatte.
»Hatten wir, aber dass es so weit ist, hätte ich nicht gedacht!«, stellte Mike mit höflicher Stimme fest.
Der Alte hatte gefunden, was er gesucht hatte, und hielt es Mike hin: »Hier sind die Schlüssel zum Haus und ein Anfahrtsplan.«
»Ist es noch weit?«, fragte Mike.
Der Alte deutete die Straße hinunter: »Nein! Sie folgen dieser Straße bis zum Ortsausgang, dann fahren Sie nach rechts auf einen Schotterweg, der ein Stück den See entlang führt und an dessen Ende steht das Haus. Sie können es gar nicht verfehlen! Aber seien Sie vorsichtig! Jetzt in der Dämmerung kann immer mal ein Tier Ihren Weg kreuzen.«
»Alles klar! Brauchen Sie von mir noch irgendetwas? Die Buchungsbestätigung oder so?«
Doch zu Mikes Verwunderung schüttelte der Alte den Kopf: »Nein, nein! Alles in Ordnung! Sollten Sie etwas brauchen oder etwas nicht in Ordnung sein, können Sie gerne herkommen. Sie wissen ja jetzt, wo Sie mich finden können.«
Mike wollte sich schon verabschieden, als ihm noch etwas einfiel: »Gehört die Hütte eigentlich Ihnen? Ich bin aus den Buchungsunterlagen nicht ganz schlau geworden.«
Erneut schüttelte der Alte den Kopf: »Ich bin nur so eine Art Verwalter, die Hütte gehört seit Kurzem einem Finnen, der jetzt in Deutschland lebt.«
Mike bedankte sich und stieg wieder in das Auto, dann traten sie die letzten Meter ihrer Reise an.

Der Ort war kleiner, als sie laut der Karte vermutet hatten, und kaum jemand war auf den

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