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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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Sjören war letztes Jahr kurz mit ihr zusammen, und obwohl zwischen den beiden schon lange wieder Schluss ist, könnte man meinen, sie wäre sein Wachhund.«
»O. k. Danke!«, stotterte Katja, erholte sich aber schnell wieder und streckte ihre Hand aus. »Ich bin übrigens Katja!«
Die junge Frau gab ihr ebenfalls die Hand: »Und ich Jessi!« Eifriges Winken vom Nachbartisch beendete ihre kurze Unterhaltung. Jessi musste weiterarbeiten und Katja beobachtete Hanna, die sich inzwischen von ihrem Handydisplay gelöst hatte und nun wie gebannt in Richtung Zufahrtsweg starrte, von wo ein leises Motorengeräusch herüberdrang. Wenige Sekunden später tauchte Sjören zwischen den Bäumen auf, stellte seine Maschine im Schatten ab und zog sich den Helm über den Kopf. Da er sich offenbar unbeobachtet fühlte, zupfte er noch die kurzen blonden Haare zurecht und blickte dann kurz zur Kontrolle in den Rückspiegel seines Mofas. Katja musste grinsen.
Auf dem Weg zum Strand erblickte er Hanna und steuerte auf sie zu. Katja wollte ihn schon rufen, als er von selbst einen Blick zur Bar warf und sie entdeckte. Sein Gesichtsausdruck wechselte augenblicklich von angespannt, auf entspannt und das Lächeln, welches Katja so an ihm gefiel, zog sich über sein Gesicht. Er hob die Hand, um Hanna zu grüßen, wechselte dann die Richtung und stand kurz darauf vor Katja. Die Frage der Begrüßung erledigte sich von alleine, da er sie einfach in den Arm nahm und ihr auf jede Wange ein Küsschen gab. Hanna war vergessen!
»Wie kommst du denn hier her?«, fragte er sichtlich erfreut.
»Ich habe meinen Eltern von dem Strand erzählt … sie sind gerade etwas spazieren.« Katja spürte, dass sie schon wieder rot wurde, daher fragte sie schnell: »Wie geht es dir?«
»Ich habe heute Ärger wegen dir bekommen«, sagte er gespielt empört. Katja konnte nicht anders und wendete den Blick zum Strand, und damit zu seiner Exfreundin.
»Nicht mit ihr«, stellte Sjören fest und sagte nach einer kurzen Pause: »Zumindest noch nicht.« Dann runzelte er die Stirn: »Du weißt von Hanna und mir?«
Noch bevor Katja antworten konnte, war Jessi hinter die beiden getreten und verkündete: »Ich bin für klare Verhältnisse!« Sjören fuhr herum und die Bedienung sprach weiter: »Außerdem finde ich, dass Katja wissen sollte, mit wem sie es bei ihr zu tun hat!«
Sein Gesichtsausdruck wurde kurz sorgenvoll, dann nachdenklich und schließlich wieder lockerer: »Du hast recht! Bei ihr …«, er nickte zu Hanna, »… weiß man nie!«
Katja wollte das Thema beenden: »Und warum hast du nun Ärger wegen mir bekommen?«
Er versuchte, ernst zu bleiben: »Weil ich gerade Deutschunterricht bei Frau Kaspar hatte!« Katja verstand nichts, doch er löste das Geheimnis auf: »Offensichtlich habe ich in den paar Stunden mit dir einiges von deinem Dialekt übernommen und das hat Frau Kaspar überhaupt nicht gefallen!« Beide lachten und Katja sagte gestelzt: »Dann werde ich jetzt immer ordentlich hochdeutsch sprechen.« Wieder lachten sie und als Katja erneut zum Strand hinunterschaute, sah sie gerade noch, wie Hanna am Ende der Bucht verschwand.

– 12 –
     
     
    Nach dem Telefonat zwischen Mike Köstner und Peter Groß nahm ER die Kopfhörer ab und sah sich die übertragenen Fotos von Köstners Handy an. Geheucheltes Familienidyll und ein dümmlich dreinschauender Elch!
Aus der blechernen Kaffeetasse hüpften inzwischen kleine Spritzer der kochenden Flüssigkeit heraus und verdampften, schwach zischend, im Feuer darunter. Er zog seinen Ärmel bis über die Hand, griff die Tasse und ließ etwas von ihrem Inhalt in seinen Mund laufen. Der explodierende Schmerz auf seiner Zunge entspannte ihn soweit, dass er wieder klar denken konnte.
Dieser Peter Groß war ein harter Brocken! Erschießt erst ein Kind und fickt dann, nur ein paar Tage später, seine Ärztin. Groß hatte nichts gelernt, hatte nichts von seiner Doppelmoral begriffen und glaubte immer noch, der Gute zu sein! Er hätte den Jungen lieber selbst auf den richtigen Weg schicken sollen, anstatt ihn für die Läuterung eines Bullen zu missbrauchen. Ja, das hätte er tun sollen! Erst den Jungen langsam in einen besseren Zustand überführen und dann diesen Bullen in die sichere Hölle schicken. Aber auf Peter Groß würde die Hölle noch etwas warten müssen, er war einfach zu weit weg und der andere Auftrag seines Dämons musste zuerst erfüllt werden. Oder vielleicht konnte man der Hölle auch beides

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