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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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Polizei angerufen wurden.
Peter räusperte sich: »Ich habe gerade Ihre E-Mail erhalten und hätte noch ein paar Fragen dazu.«
»Soll ich zu Ihnen in die Wache kommen?«, lautete die ungewöhnliche, fast schon hoffnungsvolle Antwort. »Nein ist nicht nötig!«, enttäuschte ihn Peter. »Ich wollte eigentlich nur wissen, wann Sie diese E-Mail erhalten haben und ob Sie wissen, von wem sie sein könnte?«
Nachdem in den ersten Worten noch deutlich die Enttäuschung darüber, seine alte Wirkungsstätte nicht besuchen zu dürfen, mitgeschwungen hatte, wurde Herr Maier schnell wieder sachlich: »Die E-Mail kann eigentlich nur heute Nacht gekommen sein, da ich gestern Abend noch im Internet gewesen bin. So genau kann ich das aber nicht sagen, da irgendetwas mit der Datumsanzeige nicht stimmt.«
»Habe ich gesehen!«, warf Peter ein, ließ Maier aber weitersprechen.
»Der Absender sagt mir leider auch nichts. Ich kenne weder einen Benjamin noch einen Herrn Blume!«
»Das dachte ich mir!«, sagte Peter lauter, als er wollte. »Bekommen Sie denn öfters solche E-Mails?«
»Nein, nein«, antwortete Maier, in einer Art, die typisch für alte Menschen war. »Ich bekomme zwar viel Werbung und komische Angebote, aber meine Tochter sagt, das wäre normal. So etwas, wie diese E-Mail, habe ich noch nie bekommen.« Entschuldigend fügte er hinzu: »Sie müssen wissen, mein Schwiegersohn hat mir das Internet eingerichtet, ich kenne mich da noch nicht so gut aus.«
»Aber die Weiterleitung zu uns haben Sie prima hinbekommen!«, lobte Peter den alten Mann.
»Ach, so schwer, wie die anderen Heimbewohner sagen, ist das auch alles gar nicht. Man muss sich nur ein wenig damit befassen.«
»Da haben Sie Recht!«, bestätigte ihn Peter, dem der Alte immer sympathischer wurde, auch wenn er ihn langsam verabschieden musste: »Gut, dann bedanke ich mich bei Ihnen. Wir werden uns die Sache auf jeden Fall genauer ansehen. Kann ich Sie denn wieder anrufen, wenn noch weitere Fragen auftauchen?«
»Aber natürlich!«, kam es erfreut aus der Leitung. Dann verabschiedeten sich beide und Peter wählte gleich die nächste Nummer, diesmal jedoch eine interne.
»Huber«, meldete sich eine furchtbar gelangweilte Stimme, als Peter schon fast wieder auflegen wollte. »Groß«, antwortete Peter ebenso knapp und fragte dann: »Ist Henrik nicht da?«
»Nein, der ist krank!« Henriks Kollege kommunizierte offensichtlich lieber mit Computern als mit Menschen.
Peter stockte. Damit, dass Henrik nicht da sein könnte, hatte er nicht gerechnet, aber es half wohl nichts, er musste mit Huber vorliebnehmen und fragte daher: »Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
»Nicht wirklich. Worum geht es?« Hubers Stimmlage hatte von gelangweilt zu Nerv mich nicht gewechselt, doch Peter ließ sich nicht irritieren: »Ich habe heute eine E-Mail bekommen, von der ich wissen will, wo sie herkommt und wer sie geschrieben hat. Kann ich diese an Sie weiterleiten?«
»Wenn sie auf Viren geprüft ist!« Und sofort kam der Nachsatz »Das wird aber eine Weile dauern!«.
Langsam fing Henriks Kollege an, ihm auf die Nerven zu gehen. Doch er wusste, dass eine Unhöflichkeit sein Anliegen nur noch weiter verzögern würde, daher versuchte er freundlich zu bleiben: »Virengeprüft ist sie! Es wäre schön, wenn Sie wenigstens schon einmal einen kurzen Blick darauf werfen könnten, bevor Sie sie genauer untersuchen.«
»Also gut …«, lautete die jetzt wieder gelangweilt klingende Antwort, »… ich melde mich, wenn ich etwas weiß.«
Peter presste noch ein »Danke!« heraus, legte dann auf und leitete die E-Mail an das Postfach der Abteilung für Computer- und Internetkriminalität weiter.

– 14 –
     
     
    Der Donnerstagmorgen begann mit Bauchkrämpfen und ER wusste auch, warum. Bis jetzt war alles nur Theorie, doch sein Dämon wollte mehr! Immer öfter zogen die alten Bilder in seinem Kopf vorbei und wurden dabei immer schmerzhafter. Dies war seine Höhle, sein Reich, seit er alt genug gewesen war, um wegzulaufen. Niemand kannte sie, denn niemand, außer ihm selbst, hatte je den Zugang entdeckt. Alles war so, wie er es vor zwölf Jahren verlassen hatte, als er loszog, um die Seelen anderer Jungs zu retten. Um ihnen den Zwang zu ersparen, so zu werden wie ihre Väter und nicht zuletzt, um der geheuchelten Liebe ihrer Mütter zu entgehen.
Er hätte sofort gespürt, wenn diesen Platz jemand entweiht hätte, aber die Kräfte, welche hier herrschten, hatten alles beschützt. Die alte Blechkiste

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