Heuchler
erzähle ich dir später. Also Folgendes … Hier im Protokoll steht, dass sich das SEK von Samstag auf Sonntagnacht Zutritt zu dieser Wohnung verschafft hatte, aber auf keinerlei Gegenwehr gestoßen war.«
Mike runzelte die Stirn: »Und das bei einem Serienkiller?«
»Lässt du mich jetzt vielleicht einmal ausreden?«, beschwerte sich Peter am anderen Ende der Leitung- »Finzer, so hieß der Kerl, konnte sich nicht mehr wehren! Er hatte wohl vergessen, dass sein Notebook noch am Strom hing, und ist damit in die Badewanne gestiegen.«
Nun schwieg Mike eine Weile. Eigentlich hätte er sich freuen sollen, aber irgendetwas sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Daher entgegnete er matt: »Und die sind sich sicher, dass sie den Richtigen haben? Ich meine, der Typ läuft seit Jahren unbehelligt durch die Gegend und schnappt sich fast nach Belieben kleine Jungs. Er hat sich in diesem Keller völlig unbemerkt eingerichtet, seine ganz persönliche Freakshow, mit allen nur denkbaren technischen Spielereien, und steigt dann mit seinem am Strom hängenden Notebook in die Badewanne und röstet sich selbst? Wie glaubwürdig klingt das?«
»Das habe ich ja auch erst gedacht«, gab Peter zu, »aber die Beweise sind eindeutig! Man hat DNA im Keller gefunden, außerdem konnte man auf dem Notebook kleine Filmsequenzen wiederherstellen, bei denen offensichtlich selbst den Jungs von Interpol ziemlich schlecht geworden ist. Es stimmt einfach alles!«
»Und genau das ist es, was mich nachdenklich macht!«, stellte Mike fest, fuhr dann aber fort: »Aber gut, es wäre ja schön, wenn es dieses Monster erwischt hätte. Und sollte nach einem halben Jahr nichts mehr passiert sein, glaube auch ich daran!«
»Du bist ein Schwarzseher!«, warf Peter ein. Doch Mike widersprach umgehend: »Nein! Ich habe nur schon zu viel gesehen!« Dann fummelte er sich eine weitere Zigarette aus der Packung und fragte: »Aber jetzt erzähle, warum bist du im Büro? Du willst mir doch nicht erzählen, dass dich Karl schon wieder arbeiten lässt.«
Peter räusperte sich und Mike glaubte, ein Grinsen hören zu können: »Kannst du dich an die Stationsärztin im Krankenhaus erinnern?« Mike dachte kurz nach, dann fiel es ihm wieder ein: »Meinst du die leicht untersetzte, mit dem hübschen Gesicht? Die, die mich rausgeworfen hat, als sie dir einen neuen Tropf angelegt hat?«
»Ja genau! Susanne!« Nun musste auch Mike grinsen, da er sich bereits vorstellen konnte, was jetzt kam. »Aber die war doch höchstens Ende zwanzig«, warf er ein.
»Nicht ganz! Sie ist Mitte dreißig und hat am Samstag ein paar Überstunden gemacht, um einen traumatisierten Patienten intensiv zu betreuen.«
»Du hast doch nicht im Krankenhaus …«
Peter lachte: »Nein, aber wir sehen uns heute Abend wieder. Und weil Susanne mich ebenfalls so schnell wie möglich in freier Wildbahn treffen wollte, hat sie mir schon gestern einen 1-a-Entlassungsbericht geschrieben. Karl wollte natürlich, dass ich noch einige Tage zu Hause bleibe, aber was soll ich da? Also habe ich ihm das Schreiben von Susanne unter die Nase gehalten, das mir Diensttauglichkeit bescheinigt. Dank dieses Schreibens und dem toten Irren kann ich jetzt zumindest am Schreibtisch arbeiten. Karl hat sich zwar wie ein Aal gewunden, mir dann aber wenigstens Telefondienst zugestanden. Also nehme ich in den nächsten zwei Wochen die Anrufe über Ufosichtungen und Nachbarschaftsstreitigkeiten entgegen.«
Auch Mike konnte sich ein Lachen nicht verkneifen: »Was aber sicher kein Problem ist, weil du sowieso nur an deine Ärztin denkst!«
»Stimmt«, rutschte es seinem Partner heraus und jetzt lachten beide.
Nachdem sie sich noch eine Weile über Banalitäten unterhalten hatten und das Gespräch zum Ende kam, konnte es sich Mike nicht verkneifen, seinen Partner noch einmal zu ermahnen, vorsichtig zu sein. Es war nur ein Gefühl, aber er hielt den Fall noch lange nicht für abgeschlossen.
»O. k., dann lass uns mal Schluss machen, meine Familie wartet bestimmt schon. Obwohl, meine beiden Frauen sind gerade shoppen, es kann also dunkel werden, bis die wiederkommen.« Wieder lachten beide und Peter scherzte: »Ich hoffe, du hast den Kreditrahmen deiner VISA Card eingeschränkt.«
»Habe ich! Ach, weil es mir gerade einfällt. Wir haben in unserem Haus keinen Handyempfang, schreibe mir eine SMS, falls du mich erreichen möchtest. Ich rufe dich dann zurück, wenn wir mal wieder unterwegs sind!«
»Alles klar! Macht euch einen schönen Urlaub und
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