Heuchler
schenken …
Wieder fiel sein Blick auf den Elch, der ihn fragend vom Monitor her anglotzte. Das war wieder typisch, dachte er. Auf der einen Seite ein Tier, dem Intrigen und falsche Moral völlig fremd waren, und auf der anderen Seite ein Mensch, der falscher nicht hätte sein können.
Gerne hätte er noch länger darüber nachgedacht, aber da er nicht wusste, wann die Köstners zurückkommen würden, musste er hinunter zum Haus, um seine Akkus zu holen. Er löschte das Feuer und machte sich auf den Weg.
– 13 –
Die nächsten Tage vergingen, wie typische Urlaubstage eben vergingen. Die Familie machte ein paar kleinere Ausflüge, sah sich Land und Leute an und es kehrte fast so etwas wie Alltag ein, da sie meist am Vormittag unterwegs waren und sich an den Nachmittagen die Wege von Katja und dem Rest trennten. Petra und Mike war bewusst, dass ihrer Tochter der Abschied von Sjören am Ende des Urlaubs das Herz brechen würde, aber sie kamen zu dem Schluss, dass sie es nicht verhindern konnten. Also ließen sie ihr den Freiraum, auch weil Sjören ein grundanständiger Junge zu sein schien und Mike ihn mochte.
Zu Hause in Nürnberg hatte sich die Aufregung inzwischen gelegt. Typisch Presse, waren selbst die schlimmsten Verbrechen nach wenigen Tagen vergessen und andere Themen traten in den Vordergrund.
Wider Erwarten hatte Karl Peter nicht schon nach zwei Tagen zurück auf seinen eigentlichen Posten gelassen, und so saß dieser auch am Donnerstag noch in seinem Büro und wartete darauf, dass irgendein gelangweilter Bürger wegen einer Kleinigkeit Anzeige erstatten wollte.
Mitten in seine Erinnerungen an die letzte Nacht mit Susanne riss ihn der Schuss, den er als E-Mail-Signal eingestellt hatte, aus seinen Gedanken.
Gelangweilt öffnete er die eingegangene Nachricht und überflog den Text, der von einem Herrn Hugo Maier geschrieben wurde.
Herr Maier war, wenn die Angaben stimmten, früher selbst Polizist und jetzt im Ruhestand, was auch die Länge der E-Mail erklärte. Kein arbeitender Mensch hätte sich die Zeit genommen, soviel Unnützes zu schreiben!
Der eigentliche Grund des Schreibens war, dass Herrn Maier eine E-Mail erreicht hatte, welche ihn beunruhigte und hinter der er eine Gefahr zu erkennen glaubte. Diese angebliche E-Mail hatte er als Anhang beigefügt und bat um eine Beurteilung.
Peter verdrehte genervt die Augen und wollte schon auf das kleine Symbol der Heftklammer klicken, als ihm die Dienstanweisung wieder einfiel. Also jagte er die E-Mail samt Anhang erst durch den Virenscanner und als dieser grünes Licht gab, öffnete er sie erneut.
»Was zum Teufel …«, sagte er laut, wohl wissend, dass er allein war. Auf seinem Bildschirm war ein mehrere Seiten langes Muster aus immer den gleichen Sätzen erschienen, die erst auf den zweiten Blick einen Sinn ergaben.
Glück muss man strafen, Familie muss man strafen, Kinder muss man strafen, Glück muss man strafen, Familie muss man strafen, Kinder muss man strafen, Glück muss man strafen, Familie muss man strafen, Kinder muss man strafen, Glück muss man strafen, Familie muss man strafen, Kinder muss man strafen, Glück muss man strafen, Familie muss man strafen, Kinder muss man strafen, Glück muss man strafen, Familie muss man strafen, Kinder muss man strafen …
Sein erster Reflex war, die Sache als Spinnerei abzutun, doch dann sah er sich die E-Mail genauer an und wurde stutzig. Abgesehen von dem ziemlich unglaubwürdigen Namen des Absenders, der da Benjamin Blume lautete, fiel ihm vor allem das Datumsformat ins Auge. Das letzte Mal, als er dieses amerikanische Format gesehen hatte, starb ein Junge durch seine Kugeln. Und auch wenn dies vielleicht nichts zu sagen hatte, schrillte eine Alarmglocke in ihm auf.
Peter hatte schon zu schreiben begonnen, als ihm einfiel, dass dieser Herr Maier eine Telefonnummer in seiner E-Mail hinterlassen hatte. Also löschte er die angefangene Antwortmail und griff zum Telefonhörer. Nur zwei Freizeichen später meldete sich eine ziemlich alt klingende Männerstimme, der man anhörte, dass sie in ihrem Leben viel dienstlich telefoniert hatte: »Maier, Hugo Maier am Apparat.«
»Hallo, Herr Maier, hier ist die Polizeihauptwache Nürnberg, sie sprechen mit Hauptkommissar Peter Groß.« Man konnte fast spüren, wie am anderen Ende der Leitung nachgedacht wurde: »Oh! Guten Tag, Herr Hauptkommissar!«, grüßte Herr Maier ohne den schüchternen Unterton, den normale Bürger oft hatten, wenn sie von der
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