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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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schüttelte gespielt schockiert den Kopf. Dann sah er der jungen Frau in die Augen, bedankte sich und wartete, bis sie um die nächste Häuserecke verschwunden war.
Verwirrt überlegte er, was er nun tun sollte. Hatte er das Recht, seinem Kollegen hinterher zu spionieren? Dass er der Frau etwas vorgespielt hatte, empfand er als nicht weiter schlimm, denn nicht jeder Nachbar musste wissen, dass man Polizist war. Aber dass er selbst hier war, empfand er als grenzwertig. Er beschloss, noch abzuwarten, ob Henrik am Montag wieder zum Dienst erschien, und wenn nicht, konnte er immer noch wiederkommen.

Für Familie Köstner begann der Tag zunächst in beklemmender Stimmung. Katja wusste nicht, wie sie auf ihre Eltern reagieren sollte, und ihre Eltern nicht, wie auf Katja. Einzig an Felix schien die ganze Situation vorbeizugehen. Er plapperte wie immer einfach drauf los und nahm so, ohne dass er es wollte, etwas von der allgemeinen Spannung aus der Luft. Mike hatte sich auch wieder beruhigt und war zu der Einsicht gekommen, dass es für eine Sechzehnjährige normal war, erste sexuelle Erfahrungen zu sammeln, auch wenn es sich dabei um seine Tochter handelte.
Beim Frühstück lockerte sich die Atmosphäre dann merklich. Man sprach über Banalitäten und überlegte gemeinsam, wie die nächsten Tage weitergehen sollten. Katja hatte beschlossen, erst einmal nicht weiter wegen Sjören zu fragen. Sie kannte ihren Vater und wusste, dass sie im Moment auf Granit beißen würde. Sie selbst hatte keine Sekunde geglaubt, dass Sjören diesen Film mit Absicht gemacht und veröffentlicht hatte. Es musste sich um unglückliche Umstände handeln, denn sie konnte sich nicht derart in ihm getäuscht haben!
Wie zur Bestätigung hörten sie von Weitem das wohlbekannte Dröhnen seines Mofas, das langsam näher kam.
»Du gehst rein!«, befahl Mike seiner Tochter in einem Ton, der jeden Protest im Keim erstickte und tatsächlich tat Katja, was ihr gesagt wurde.
Petra hielt ihren Mann noch kurz zurück und mahnte ihn: »Sei nicht zu hart, immerhin stellt er sich der Situation.«
»Mal sehen«, brummte Mike und verschwand in Richtung Zufahrtsweg. Katja war in ihr Zimmer gegangen und sah verstohlen dabei zu, wie ihr Freund näher kam. Wenn das kein Beweis ist! Jeder andere hätte sich nie wieder blicken lassen , stellte sie für sich selbst fest.
Mike war Sjören ein Stück des Weges entgegengelaufen und hob dann die Hand, damit er anhielt. Der Junge streckte ihm die Hand entgegen, aber Katjas Vater ignorierte diese Geste und redete, noch bevor Sjören seinen Helm abnehmen konnte, auf ihn ein. Als er dann endlich seinen Helm unten hatte, schwand Katjas Hoffnung. Sjörens Gestik war fast schon flehend und immer wieder schüttelte er den Kopf, doch ihr Vater blieb offensichtlich hart und zeigte immer wieder in die Richtung, aus der Sjören gekommen war. Schließlich stieg dieser wieder auf sein Mofa und blickte noch einmal zum Haus herüber. Katja war es inzwischen egal, ob ihr Vater sie sah, und öffnete ihr Fenster. Dann trafen sich ihre Blicke und ihr Herz verkrampfte sich. Auch wenn die beiden ein Stück weit auseinanderstanden, war sie sich sicher, eine Träne bei ihm zu sehen. Mike sagte noch einige Worte, die Katja nicht verstehen konnte, dann löste Sjören den Blickkontakt, zog den Helm über den Kopf und fuhr in Richtung Wald davon.

Wieder einmal hatte Mike es geschafft, die Stimmung seiner Familie auf den Nullpunkt zu bringen. Trotz Petras Kritik, zu hart mit dem Jungen gewesen zu sein, war er überzeugt davon, das Richtige getan zu haben.
Da keiner Lust hatte etwas zu unternehmen, beschlossen sie wenigstens mit Felix hinunter an den See zu gehen. Vor dem Zwischenfall mit ihrer Tochter hatten sie von Frau Kasper erfahren, dass dies der letzte halbwegs schöne Tag werden sollte. Da Katja es bevorzugte, in ihrem Zimmer zu bleiben, packten die drei ihre Strandtasche, und kurz darauf war sie alleine in dem Haus.
Die erste halbe Stunde lag Katja einfach nur auf ihrem Bett, hörte die traurigsten Songs, die sie auf ihrem Handy hatte, und weinte leise vor sich hin. Doch irgendwann gewann ihr Trotz die Oberhand. Immerhin war sie sechzehn und musste sich nicht mehr alles vorschreiben lassen!
Nur weil ihr Vater Polizist war, lauerte nicht an jeder Ecke das Böse und überhaupt, was wusste der schon von ihrem Leben, so wenig, wie er sonst zu Hause war. Ein Blick auf ihr Handy zeigte, dass das Gerät noch genug Strom für ein paar SMS hatte, also

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