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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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Scheinwerfer für einen kurzen Moment aufleuchten und beschloss dann, sein Mofa die letzten Meter bis zum Treffpunkt zu schieben. Rechter Hand wurden die Bäume immer weniger und schließlich lag nur noch der Uferstreifen zwischen dem See und dem Weg. Die letzten hundert Meter waren kein Problem mehr. Durch den offenen Himmel war es fast schon hell und man konnte jede Pfütze und jeden herumliegenden Stein gut erkennen. Dann kam die Kurve, an der der Weg wieder in der völligen Dunkelheit des Waldes verschwand. Sjören lehnte das Mofa an einen Baum, zog seine dünne Jacke aus und sah sich suchend um. Von Katja war noch nichts zu sehen.
»Bist du da?« Obwohl man ihn unmöglich bis zu dem Ferienhaus hören konnte, war es mehr ein Flüstern als ein Rufen. Er ging bis ans Wasser und blickte den Uferstreifen entlang, aber auch hier war nichts von Katja zu sehen. Da er nicht wusste, ob sie den Weg durch den Wald oder unten am Wasser entlang nahm, ging er ein Stück in den Wald hinein. Kaum dass sich die ersten Baumkronen zu einem Dach vereinten, herrschte schlagartig eine Finsternis, die jede Kontur zu verschlingen schien. Ihm kam eine Idee, wie er auf sich aufmerksam machen könnte, und so zog er das Handy aus der Gürteltasche. Wie schon zu Hause, wenn er kein Licht anmachen wollte, wirkte auch hier der Schein des Displays fast wie eine Taschenlampe. Das Licht reichte zwar nur bis zu den nächsten Baumstämmen, die etwa zwei Meter neben ihm standen, aber Katja müsste es schon von Weitem sehen können. Drei, vier Mal schaltete sich das Gerät von alleine ab und er es wieder an, dann rief er erneut und etwas lauter: »Katja, bist du da?«
Eigentlich hätten die normalen Geräusche des Waldes jetzt erst stiller werden dürfen und plötzlich wurde ihm bewusst, dass es schon die ganze Zeit viel zu still war. Er war nicht zum ersten Mal nachts in einem Wald und wusste, dass es normalerweise geradezu laut war. Doch hier gab es so gut wie keine Geräusche? Ohne dass er etwas dagegen tun konnte, füllten sich seine Augen mit Tränen. Natürlich weinte er nicht, aber die Angst, welche in ihm hochstieg, ließ sich nicht zurückdrängen. Er drückte ein letztes Mal auf den Handyknopf, um die Uhr sehen zu können und stellte fest, dass Katja bereits seit einer viertel Stunde überfällig war.
Das Display leuchtete immer noch, als er das Gerät wieder zurück in seine Tasche stecken wollte. Der schwache Schein huschte über den nächsten Busch am Wegesrand und Sjören erstarrte. Waren das Schuhe, die er für den Bruchteil einer Sekunde gesehen hatte? Reflexartig riss er das Handy hoch, doch noch bevor sein zitternder Finger erneut auf eine Taste drücken konnte, wurde sein Arm gepackt und ohne Erbarmen auf den Rücken gedreht. Sjören stöhnte auf und spürte, dass seine Schulter kurz davor war aus der Gelenkpfanne zu springen. Zu völliger Bewegungslosigkeit verdammt, schrie er: »Was soll das? Was wollen Sie von mir?«
Doch statt einer Antwort hörte er die emotionslose Stimme seines Angreifers sagen: »Ich lasse dich jetzt los und erwarte dafür, dass du mir zuhörst! Denn es ist wichtig, dass du weißt, warum das hier geschieht.« Ohne seinen Griff zu lockern, machte er eine kurze Pause und fragte dann: »Hast du das verstanden?«
»Ja«, lautete Sjörens gequälte Antwort, da er die Schmerzen kaum noch aushalten konnte und alles dafür getan hätte, diese zu beenden. Schlagartig wurde sein Arm losgelassen und drehte sich in seine normale Stellung zurück, was in Sjören erneut einen schmerzhaften Stich auslöste. Aber diesmal dauerte es nur eine Sekunde, dann fühlte sich alles wieder einigermaßen normal an.
Ein Schatten tauchte in seinem Gesichtsfeld auf und stellte sich ihm gegenüber. Durch die vorherrschende Dunkelheit konnte Sjören den Mann nur erahnen. Sein Angreifer war fast einen Kopf größer als er selbst, hatte volles Haar und trug Tarnkleidung. Auf eigentümliche Art wollte die Kopfbehaarung nicht zu dem passen, was Sjören vom Gesicht erkennen konnte.
»Was wollen Sie von mir, und warum lauern Sie mir hier in der Dunkelheit auf?« Noch während die Worte seinen Mund verließen, kam ihm in den Sinn, dass vielleicht eine Jagd stattfand und er nichts davon mitbekommen hatte. Er hatte schon erlebt, dass man Leuten, die trotz Verbot während dieser Zeit in den Wald gegangen waren, drakonische Strafen aufgebrummt hatte. Daher fragte er etwas kleinlauter: »Sind sie Jäger?«
Tatsächlich bekam er endlich eine Antwort,

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